
Aarburg will dem Wildwuchs bei der Plakatwerbung den Riegel schieben
Sie ist aufdringlich, allgegenwärtig und manchmal richtig nervtötend: Ob auf Megaplakaten, dem Handy, in TV oder Radio – vor Werbung ist heute kein Entkommen mehr. Zumindest dem Wildwuchs bei der Plakatwerbung will die Gemeinde Aarburg nun den Riegel schieben. Dazu wurde nicht nur ein Reklamereglement ausgearbeitet, das vorgibt, wo wie viel Werbung möglich ist – die Gemeinde geht zudem neue Wege und will künftig eine eigene Plakatwand unterhalten, die vornehmlich für lokale Vereine, Kultur und Gewerbe vorgesehen ist. «Damit können wir gleichzeitig Lokales fördern und mehr Einfluss nehmen», sagt Rolf Walser, Gemeinderat Ressort Bau Planung Umwelt.
Es handelt sich um die neunteilige Plakatwand im geschützten Gemäuer an der Bahnhofstrasse im Städtli, die bisher von der Allgemeinen Plakat-Gesellschaft APG gemietet worden war. Sie befindet sich an prominenter Lage und wurde im Zusammenhang mit der Sanierung der Strasse erneuert; finanziert durch Gemeinde und Kanton gemeinsam. Übergrossformate der APG sollen mit der Übernahme durch die Gemeinde an dieser Stelle der Vergangenheit angehören. Inhaltlich soll künftig der Gemeinderat entscheiden, welche Werbung dort platziert werden darf und welche nicht. Ein No-Go beispielsweise ist Propaganda, die «dem historischen und kulturellen Anspruch entgegenwirkt». Lieber wirbt man für ein schönes Richtplatztheater, ein Strandfest, die Vernissage im Rathaus oder die Ortsgastronomie.
Preise leicht unter Marktschnitt
Ursprünglich sollte die Werbetafel bereits Anfang dieses Jahres plakatiert werden. Noch ist sie leer, da es bei der Verwaltung aus Ressourcengründen zu Verzögerungen kam. «Anfragen von Vereinen und anderen Interessenten hatten wir aber schon», sagt Lars Bolliger, Leiter Bau Planung Umwelt. Er hoffe, im Verlauf des nächsten Jahres beginnen zu können. Aktuell wird eine Firma gesucht, welche die Plakatwand bewirtschaften wird.
Auch zu den Preisen hat sich die Behörde Gedanken gemacht: Wer gemeinnützige, kulturell nicht kommerzielle Werbung macht, muss nur ein Drittel des Normalpreises zahlen. «Und wir liegen grundsätzlich leicht unter dem üblichen Marktschnitt», sagt Bolliger. Denn rentieren muss das Ganze nicht. Rolf Walser: «Wir planen einen kostendeckenden Betrieb.»
Reglement gibt Plakatdichte vor
Zweite Massnahme für eine aus Sicht der Behörde sinnvollere Plakatierung ist die Einführung eines Reklamereglements. Darüber entscheidet die Gemeindeversammlung von Ende November. Im Reglement ist auch zur Plakatwand festgehalten, dass die «Reklameanlage an der historischen Stützmauer zu unterhalten ist und nicht verdeckt oder abgebrochen werden darf». Ziel und Zweck des Reglements ist es allerdings grundsätzlicher, Reklamen mengenmässig auf bestimmte Standorte und auf ein für das Ortsbild verträgliches Mass zu beschränken. So ist beispielsweise im Bahnhofsbereich eine «mässige bis hohe Plakatdichte» möglich, während in der Altstadt eine «sehr niedrige» Dichte vorgegeben wird. Für bisherige Standorte gilt gemäss Bolliger Besitzstandswahrung.
Augenfällig ist laut Gmeinds-Vorlage das steigende Interesse am Aufstellen von neuen Werbeanlagen im gesamten Gemeindegebiet, besonders aber im Gebiet Aarburg Nord. Diese Zunahme sei «in Bezug auf die öffentliche Wahrnehmung nicht erwünscht». Gemeinderat Wolf Walser hofft daher, dass das Reglement genehmigt wird. «Grössere Städte verfügen längst über solche Instrumente», erklärt er. Werbung soll zwar auf dem Gemeindegebiet Aarburg auch künftig seinen Platz haben. «Nur eben den Wildwuchs», betont Walser, «den wollen wir nicht.»