
Wie im Innern einer Kuh
Die grösste landwirtschaftliche Biogasanlage der Region geht dieser Tage ans Netz
«Wir imitieren damit sozusagen das Wiederkäuen einer Kuh», sagt Meinrad Pfister und zeigt auf das Rapsstroh, das vor ihm mechanisch zerkleinert wird. Er steht in der neu erbauten Halle auf seinem Grundstück, dem Wiggerhof in Altishofen. Diese ist direkt mit der grössten landwirtschaftlichen Biogasanlage in der Region verbunden, die Meinrad Pfister zusammen mit Thomas Hunkeler hat bauen lassen. Dieser Tage geht die Biogasanlage ans Netz der Centralschweizerischen Kraftwerke (CKW).
In der Halle, wo sämtliche Biomasse für die Anlage angeliefert wird, stinken riesige Misthaufen vor sich hin. Mist und Jauche sind die Hauptbestandteile. Sie werden mit den weiteren Substraten wie Rapsstroh, Speisereste und Grüngut in den ersten Gärbehälter, den Fermenter, geleitet. In diesem luftdichten Tank lösen sich später Methangase und Kohlendioxid bei rund fünfzig Grad Celsius und erzeugen Biogas. Mittels Blockheizkraftwerk wird schliesslich Strom und Wärme gewonnen.
Doppelte Verarbeitungsmenge
2004 gründeten Meinrad Pfister und Thomas Hunkeler die Firma Biogas Altishofen GmbH. Im gleichen Jahr realisierten sie die erste Biogasanlage im Wiggertal; mit 7000 Tonnen jährlicher Verarbeitungsmenge damals die grösste landwirtschaftliche Biogasanlage der Schweiz. In der neuen Anlage kann das doppelte Volumen verarbeitet werden und die Stromleistung hat sich vervierfacht. Neu wird Strom für rund Tausend Haushaltungen produziert. Und: «Weil die Tanks grösser sind, ist auch die Gasgewinnung wirtschaftlicher und das Gärgut kann besser ausgasen», sagt Meinrad Pfister.
Bis anhin wurde der Mist von den zwölf Bauernhöfen ringsum dem Wiggerhof zugeführt. Mit der neuen Anlage sollen Landwirte im Umkreis von 15 Kilometern Mist und Ernteresten nach Altishofen liefern. Zurzeit geht viel davon nach Madiswil im Oberaargau. Neu erhalten Meinrad Pfister und Thomas Hunkeler auch die Spreu der Egli Mühlen AG. Vorher wurde diese in den Kanton Schwyz transportiert. «Damit erübrigen sich lange Transportwege», sagt Meinrad Pfister. Wegen der erhöhten Menge an Biomasse rechnet Pfister auf dem Wiggerhof mit zusätzlichen 380 Transporten im Jahr.
Nachdem die Biogasanlage in Langnau vor vier Jahren nicht umgesetzt wurde, lag die Erweiterung für Meinrad Pfister auf der Hand. Zudem erhalten die Betreiber bis 2026 noch KEV-Gelder vom Bund. Die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) ist ein Instrument des Bundes, welches zur Förderung der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien eingesetzt wird. Die KEV deckt die Differenz zwischen Produktionskosten und Marktpreis und garantiert den Produzentinnen und Produzenten von erneuerbarem Strom einen Preis, der ihren Produktionskosten entspricht. «Wir rechnen, dass wir bis dann die Anlage amortisiert haben», sagt Meinrad Pfister. Danach könne eine nächste Generation weitermachen, so Pfister. Die Kosten von 4,5 Millionen Franken hätten sie selbst gestemmt. «Wir wollen unabhängig sein.» Gefördert wurden sie aber von der Landwirtschaftlichen Kreditkasse mit einem zinslosen Darlehen.
Weniger Geruch-Emissionen
Mit der Abwärme der Biogasanlage beheizt Meinrad Pfister sämtliche Schweineställe und Wohnhäuser auf dem Hof. Um die Fernwärme fürs Dorf Altishofen zu nutzen, sei die Distanz aber zu gross. Dafür würden die Dorfbewohner auch vom Gestank nicht beeinträchtigt. Die Geruch-Emissionen habe er zudem reduzieren können. Speisereste lagert Pfister neu in grossen geschlossenen Behältern, wo sich der Mist und die anderen Substrate befinden. Sie werden anschliessend zusammen in den Fermenter geleitet. Im zweiten Tank folgt eine Nachgärung und im dritten Tank wird das ausgegaste Material gelagert – sozusagen wie in den Kuhmägen. Nur: Das Endprodukt der Biogasanlage produziert nun kein Methangas mehr und kann als umweltfreundliches Düngemittel eingesetzt werden. Nährstoffe gingen trotzdem keine verloren, so Meinrad Pfister.
Samstag, 16. September, 10 bis 18 Uhr, ist Tag der offenen Tür.