Unbekannte stehlen Grabschmuck auf Aarburger Friedhof

Leonardo Filangieri ist normalerweise nicht auf den Mund gefallen. Was er aber auf dem Friedhof Tiefelach in Aarburg erlebt hat, verschlägt ihm die Sprache. Am 15. Mai erneuerte er auf Wunsch seiner Grossmutter das Grab seines Grossvaters, der 2006 verstorben ist. «Ich bin kein Gärtner, habe aber den Wunsch meiner Grossmutter gerne erfüllt», sagt Filangieri, der als Jobvermittler arbeitet. Er gestaltete das Grab liebevoll neu und stattete es mit einer Solarlampe aus. Die Freude über die gelungene Neugestaltung war in der ganzen Familie, die ursprünglich aus Süditalien stammt, riesig. Umso grösser war das Entsetzen, als Leonardo Filangieri wenige Wochen später bemerkte, dass die Solarlampe abhanden gekommen ist.

Dass die Lampe aufgrund des windigen Regenwetters weggekommen ist, glaubt er nicht. Denn sie war im Boden verankert. Er geht von Diebstahl aus, zumal nicht das erste Mal etwas vom Grab wegkam und er auch von anderen Familien weiss, dass sie schon bestohlen wurden. «Wie kann man so makaber sein? Das macht mich hässig und sprachlos.»

Ihm geht es nicht ums Geld, sondern ums Prinzip

Kürzlich hat Filangieri die Lampe ersetzt. Ihm gehe es nicht ums Geld. «Wahrscheinlich geht es der Person, welche die Lampe gestohlen hat, schlechter als mir», meint er. «Aber es geht doch ums Prinzip. Das macht man einfach nicht.» Eine Anzeige will Filangieri nicht erstatten. «Das ist mir zu blöd.» Er hoffe einfach, dass jetzt nichts mehr gestohlen wird. Und er hegt etwas Hoffnung, dass die Solarlampe nach dem Erscheinen dieses Zeitungsartikels plötzlich wieder auf dem Grab steht.

Leonardo Filangieri und seiner Familie ist das Grab heilig. Darum will er sich – aus Respekt seiner Grossmutter gegenüber – nicht vor dem Grab mit der Solarlampe fotografieren lassen. «Wir Süditaliener sind da etwas abergläubisch», sagt Filangieri, dem der Diebstahl zu schaffen machte, zumal er eine enge Beziehung zu seinem Grossvater pflegte. «Er hat mich aufgezogen. Als er mit 63 Jahren an Herzversagen starb, ging mir das extrem nahe.»

Der für den Friedhof zuständige Gemeinderat Dino Di Fronzo sagt, dass er persönlich noch nie von einem Diebstahl auf dem Friedhof gehört hat und auch auf der Verwaltung seien solche Vorkommnisse nicht bekannt. «Es ist schon sehr dreist, wenn solche Sachen passieren und das ist für die Angehörigen absolut nicht nachvollziehbar.» Der Friedhof in Aarburg sei nicht Videoüberwacht. «Ich finde, dass wir mit der Videoüberwachung sehr zurückhaltend umgehen sollten. Gerade in einem Friedhof sollte die Privatsphäre geschützt werden», meint er. Der individuelle Anstand und Respekt könne und solle nicht durch Überwachung sichergestellt werden. «Wir haben hierfür eine rechtliche Instanz, welche das soziale Zusammenleben in unserer Gesellschaft sicherstellen soll.»

Da es sich im vorliegenden Fall um einen Diebstahl handelt, «ist es für unsere Gesellschaft und für unser Rechtssystem unabdingbar, dass solche Vorfälle der Polizei gemeldet werden», sagt die Fronzo. «Wenn das gemeldet wird, können diese geahndet werden und aus einem Einzelfall wird allenfalls eine Brisanz mit Handlungsbedarf besser ersichtlich. Das rät auch die Medienstelle der Kantonspolizei Aargau: «Diebstahl auf einem Friedhof kommt immer mal wieder vor, aber sicherlich nicht regelmässig. Opfern eines Diebstahls empfehlen wir eine Anzeige zu erstatten.»