
Vernetzungsprojekt Dagmersellen: Neue Heimat für Frösche und Eidechsen
Für eine Mittellandgemeinde besitzt Dagmersellen einen hohen Anteil an Landwirtschaftsfläche, welche für die Artenvielfalt aufgewertet wurde. 14 Prozent von über 1200 Hektaren bewirtschaftetem Land gelten als ökologisch wertvoll, sagte Anton Stübi, Leiter des Vernetzungsprojekts, am Samstag bei einer Begehung des Wiggerufers und einem Besuch des Weinguts Bisang.
Beim sogenannten Vernetzungsprojekt handelt es sich um eine gemeindliche Unternehmung. Eine Arbeitsgruppe legt Förder- und Erhaltungsziele für Pflanzen und Tiere fest und schliesst mit Bauern Vereinbarungen ab. Diese werden vom Bund mit Direktzahlungen für ihre Leistungen entschädigt. In Dagmersellen nehmen rund drei Viertel der Landwirte freiwillig am Programm teil.
Nordamerikanische Goldrute machte sich breit
Was erreicht wurde, sollte nun öffentlich präsentiert werden. Mehrere Dutzend Personen fanden sich bei der Neuen Deponie Arnet ein, wo jüngst das Aufwertungsprojekt Wuerhüsli realisiert wurde. Kleine Weiher, Büsche, Blumenwiesen, Stein- und Holzhaufen entstanden auf einer extensiv genutzten Weide. Zum grossen Teil finanziert wurden die Arbeiten von der Albert Koechlin Stiftung, welche am Wiggerufer ein Zauneidechsenprojekt verwirklicht.
Ziel ist es, Lebensraum für Ringelnattern, Eidechsen, Frösche, Kröten, Libellen, Tagfalter, Wiesenblumen sowie Dornsträucher zu schaffen. Doch erst musste man eine fremde Pflanze ausrupfen, welche sich auf dem Areal breitgemacht hatte: die nordamerikanische Goldrute.
Frösche und Kröten hätten sich relativ rasch angesiedelt, sagte Roger Hodel, der die Vernetzungsprojekte in den Gemeinden Nebikon und Altishofen betreut. Allerdings sei die Entwicklung der Weiher nicht exakt voraussagbar. Dies zeigten die Tümpel, welche auf der Altishofer Seite der Wigger vor Jahren angelegt wurden. «Einer war schnell grün von Algenbewuchs, ein anderer gelblich, in einem blieb das Wasser klar und in einem andern wuchs Schilf.» Auf Altishofer Seite brüten Ringelnattern, welche ihr Nistgebiet bei einer Staudengärtnerei verloren hatten.
Als zweites Teilprojekt besichtigten die Interessierten den Betrieb Rumi des Winzerpaars Inès und Thomas Bisang-Heller. Das Weingut Bisang hat alle seine Reblagen in Vernetzungsprojekte eingebunden – neben der Liegenschaft Rumi auch der Kreuzberg in Dagmersellen und die Weinberge in Reiden bei der Johanniterkommende und unter der Höchflue.
«Ausser einem Steinhaufen waren bei uns alle nötigen Elemente schon früher vorhanden», erzählte Thomas Bisang. Eine Obstbaumanlage, die durch eine Blumenwiese ersetzt wurde, ergab einen grossen Holzhaufen. Es gibt ein Damhirschgehege mit vielen Bäumen. Ein Weiher wurde dem natürlichen Bewuchs überlassen. «Es ist der Überlauf unserer Quelle», erklärte Bisang, «ursprünglich haben wir darin gebadet.»
Die Pflanzenwelt ist vielfältig – was daran liegt, dass die terrassierten Lagen etappiert gemäht werden und die Gräser absamen können. «Wir mähen spät und wir tun es nicht gern», sagt Bisang, «es ist nämlich ein Kostenfaktor.»
Bisang erzählte von seinen Bemühungen, den Betrieb ökologisch zu verbessern. Die edlen Rebsorten, die er anbaut, sind anfällig für Pilzkrankheiten. Ohne Fungizide kommt er nicht aus. Dennoch hat er in den vergangenen Jahren vieles versucht – zum Beispiel kleinwüchsige Schafe zum Auslauben der Reben einzusetzen. «Sie waren aber zu schwer zu führen», erzählt er. Nun hat er einen Teil der Rebzeilen mit einer einfachen Frostheizung ausgestattet – was energiesparender und emissionsärmer ist, als in Frostnächten den Weinberg mit Frostkerzen auszustatten.
Brombeeren ziehen Kirschessigfliegen an
Einer sonst bei Vernetzungsprojekten geförderten Pflanzenart hat Bisang jedoch den Kampf angesagt: den Dornensträuchern. «Wir mussten alle Brombeeren entfernen, da sie Kirschessigfliegen anziehen.» Diese sind für Winzer ein Albtraum. Bisang hält sie mit Netzen und in fliegenreichen Jahren auch mit radikalem Mähen der Wiesenstreifen fern. «Den Einsatz von Insektiziden haben wir auf unserm Betrieb daher nicht nötig», sagt er.

