
«Velos sollen im Kreisel in der Mitte der Fahrbahn fahren» – die Kantonspolizei erklärt, wie Unfälle verhindert werden können

Bernhard Graser, Mediensprecher der Kantonspolizei Aargau, hat sich die Auswertung der Aargauer Zeitung zu den Unfallschwerpunkten im Kanton angeschaut. Auffallend ist unter anderem, dass unter den Hotspots recht viele Kreisel zu finden sind. Dies verwundert den Polizisten allerdings nicht sonderlich: «So optimal Kreisel für den Verkehrsfluss sind, bergen sie auf stark befahrenen Strassen ein erhöhtes Unfallrisiko. Dabei gehen die Kollisionen zwischen Autos meist glimpflich aus.» Komme es zu folgenschweren Unfällen, seien oft Velofahrerinnen und Velofahrer betroffen. Graser erklärt:
«Praktisch durchwegs geht es dabei um Kollisionen mit Motorfahrzeugen, deren Lenker das Velo übersahen.»
Oftmals ereigneten sich solche Kollisionen im dichten Berufsverkehr, wobei auch die Witterung eine Rolle entscheidende Rolle spiele. Graser sagt, dass beide Seiten einen Beitrag zur Unfallverhütung leisten können: «Das Befahren von Kreiseln verlangt volle Konzentration und Umsicht. Will heissen: Keine Ablenkung durch Smartphone & Co.!» Im Winter sei zudem eine freie Sicht durch die Windschutzscheibe Pflicht.
Auch Velofahrer sind in der Pflicht
«Velofahrer können sich schützen, indem sie mit Licht fahren, reflektierende Kleidung tragen und – obwohl nicht obligatorisch – einen Helm tragen.» Was viele Verkehrsteilnehmer nicht wissen:
«Ein Velo soll im Kreisel in der Mitte der Fahrbahn fahren.»
Im Gegensatz zum Innerortsbereich ist bei Kreiseln ausserorts die Geschwindigkeit oft ein entscheidender Faktor, erklärt Graser. Aus verschiedenen Gründen fahren Auto- und Motorradlenker zu schnell in den Kreisel hinein und verlieren dann die Herrschaft über das Fahrzeug.
Das falsche Rotlicht im Blick
Wenn ein Rotlicht überfahren wird, so sei es laut Graser oft der Fall, dass sich ein Fahrer nach der falschen Ampel richtet. Eher selten fahren Fahrzeuglenker noch im letzten Moment bei rot auf die Kreuzung. «Die zeitliche Abstimmung der Ampeln vermag solche Fahrmanöver abzufangen.» Warum kommt es zum Verwechseln von Rotlichtern? «Dabei kann die Fahrfähigkeit eine Rolle spielen, was sich aber natürlich bei jeder Verkehrssituation negativ auswirken kann.» Grundsätzlich kann die Kantonspolizei aber festhalten, dass die Missachtung von Lichtsignalanlagen in den letzten Jahr als Unfallursache nicht zugenommen hat.
Ferner komme es auf Kreuzungen immer wieder zu Auffahrkollisionen, weil nachfolgende Lenker zu spät realisieren, dass der Vordermann vor dem Wechsel auf rot brüsk abbremst.
Fahrradfahrer sind stärker gefährdet
Laut Kantonspolizei zeigt die Entwicklung des Unfallgeschehens der letzten Jahre eine Verlagerung vom motorisierten Verkehr hin zum Langsamverkehr. «Wirkung zeigen bei den Motorfahrzeugen etwa die laufend verbesserte Sicherheitstechnologie, die Fahrausbildung oder die verschärften Vorschriften», sagt Graser.
Der anhaltende Velo-Boom sowie die ständig wachsende Anzahl von älteren Verkehrsteilnehmern habe hingegen beim Langsamverkehr negative Auswirkungen. «Die Polizei wird hier in den kommenden Jahren verstärkt gefordert sein. Eine Helmpflicht, namentlich für langsame E-Bikes, aber auch für Fahrräder, wären eine wirkungsvolle Massnahme, um die Zahl schwerer Unfälle zu verringern.»