
Umbau des Bahnhofs Lenzburg startet wohl früher als geplant
Der Bahnhof Lenzburg platzt aus allen Nähten. 25’000 Reisende nutzen ihn täglich, bis 2040 rechnen die SBB sogar mit 40’000 Reisenden. Ausserdem entspricht der Bahnhof nicht dem Behindertengleichstellungsgesetz, deshalb muss er im grossen Stil umgebaut werden. Diese Woche informierten die SBB und die Stadt Lenzburg die Anwohnenden über den aktuellen Stand der Planungen.
Im und um den Bahnhof soll kaum ein Stein auf dem anderen bleiben. Die bestehende vier Meter breite Personenunterführung wird mit einer elf Meter breiten ersetzt. Dazu wird bei der heutigen Park&Rail-Anlage eine zweite, sieben Meter breite Unterführung «West» neu gebaut – als Anschluss an den neuen Bushof, den die Stadt dort plant.
Auch neu gebaut wird das Bahnhofsgebäude, das weiterhin durch das SBB-Bahnreisezentrum sowie «Retail- und Gastroflächen» belegt wird. Ob die heutigen Geschäfte wie Brezelkönig und Migrolino bleiben oder neue kommen, ist laut SBB-Gesamtprojektleiter Alejandro Fernandez noch unklar; fest steht aber, dass die neuen Unterführungen keine Geschäfte à la Zürcher Shopville erhalten. «Sie sind mit drei Metern nicht hoch genug für die nötige Technik. Sie zu erhöhen, hätte die Rampen verlängert, die wir möglichst kurz halten wollen.»
Der einsame «Seetaler» wird in den Bahnhof integriert
Ganz abgerissen wird das alleinstehende Gleis 7, auf dem heute der «Seetaler» ins Seetal und bis nach Luzern verkehrt. Neu werden diese S9-Regionalzüge direkt bis in den Bahnhof geführt. So erhält dieser ein neues Perron mit den Gleisen 6 bis 8: Eine Perronseite wird geteilt. Die Züge halten jeweils bis zur Mitte und nutzen das Gleis damit doppelt, wie es etwa in Aarau bereits gemacht wird.
De facto hat der neue Bahnhof also gleich viele Gleise wie heute, nämlich sieben. Es wird aber alles verschoben: «Grob gesagt werden nach dem Umbau dort, wo heute Perrons sind, Gleise sein und umgekehrt», sagt Fernandez. Denn vom heutigen Aufbau mit zwei Mittelperrons (Gleise 2/3 sowie 4/5) und zwei Aussenperrons mit je einem Gleis (Gleis 1 bei den Veloabstellplätzen hinter dem Bushof und Gleis 6 auf der Seite des Quartiers «Im Lenz») wird zu einem Aufbau mit drei Mittelperrons gewechselt.
Ausserdem werden die Perrons breiter und länger, um die steigenden Personenmassen aufnehmen zu können, und angehoben, um gemäss Behindertengleichstellungsgesetz einen stufenfreien Ein- und Ausstieg zu ermöglichen. Während der Bauzeit gibt es eine temporäre Passerelle inklusive einem Lift pro Gleis.
Ende 2029 soll der neue Bahnhof in Betrieb gehen
192 Millionen Franken hatte der Bund ursprünglich für das Projekt reserviert. Nun rechnen die SBB mit 232,3 Millionen Franken – aber nicht, weil es plötzlich teurer wird, so Fernandez: «Wir haben einige zusätzliche Arbeiten nachträglich integriert.» So etwa Anpassungen beim Freiverlad und Substanzerhaltungsmassnahmen (unter anderem beim Stellwerk und der Fahrbahn). «Wir wollen den Bahnhof nicht nach sieben Jahren in Betrieb nehmen und kurz danach erneut bauen, sondern gleich alles zusammennehmen.»
Schon zirka im März 2022 wollen die SBB die Pläne für die Vorarbeiten (neues Bahntechnikgebäude mit Stellwerk und Fotovoltaikanlage auf dem Dach) öffentlich auflegen, jene für die Hauptarbeiten im Oktober. Mit den Vorarbeiten wird nicht wie geplant 2024 begonnen, sondern nach heutigem Stand bereits im Sommer 2023. Dies ist allerdings auch abhängig von eventuellen Einsprachen gegen das Projekt. «Da wir Vor- und Hauptarbeiten trennen, sparen wir rund ein Jahr», so Fernandez. In Betrieb genommen werden soll der neue Bahnhof 2029, pünktlich zum Fahrplanwechsel im Dezember. Frühestens 2030 kann dann die Stadt mit dem Bau des neuen Bushofs beginnen – gleichzeitiges Bauen wäre aufgrund des begrenzten Platzes nicht möglich, so Fernandez.