Kritik der Parteien gab den Ausschlag für den Ausstieg aus dem Wärmeverbund

Es war ein visionäres Projekt, das die fünf Partner – die Genossenschaft Wald Wiggertal, die Gemeinde Reiden, die Korporation Reiden, die Gemeinde Wikon und die Korporation Wikon – im April dieses Jahres ankündigten. Die Wärmeverbunde in Reiden und Wikon wollten zusammenspannen. Für den Zusammenschluss planten die fünf Partner die Gründung einer Aktiengesellschaft. Diese neue AG hätte die Heizzentrale in Reiden übernehmen, erneuern und betreiben sollen. Schrittweise wären die drei ­heutigen Heizzentralen bis in 20 Jahren zu einer Zentrale an der Industriestrasse in Wikon zusammengewachsen. Doch es bleibt bei der Vision. Die Gemeinde Reiden teilte gestern mit, dass sie sich aus dem Projekt zurückzieht und von einer Beteiligung beim Wärmeverbund Reiden-Wikon absieht.

Gemeinderat zieht die Notbremse

Den Ausschlag für den Rückzug gaben gemäss der Gemeinde die negativen Rückmeldungen der Parteien und politischen Organisationen von Reiden. Im  September fand ein Austausch mit ebenjenen politischen Vertretern statt. Der für das Projekt verantwortliche Gemeinderat Willi Zürcher, Ressort Bau & Infrastruktur, und der Reider Bauverwalter David Jurt wollten bei dieser Gelegenheit die Parteivertreter über die Absicht der zu gründenden Aktiengesellschaft und das Vorgehen bis zur AG-Gründung informieren. Denn die Reider Stimmbürger und Parteien waren bereits im Sommer an der Gemeindeversammlung respektive bei einer Parteiinfo über das Vorhaben in Kenntnis gesetzt worden. Doch die Rückmeldungen bei diesem Austausch im September fielen anders aus als erwartet. «Das Feedback der Parteien und politischen Organisationen war vernichtend», erklärt Willi Zürcher.

Grundsätzlich war geplant, an der Gemeindeversammlung Ende November den Stimmbürgern die Frage einer Beteiligung sowie den Verkauf der aktuellen Spezialfinanzierung vorzulegen. Dieses Ansinnen sei von der Mehrheit der Parteien nicht goutiert worden, hält die Gemeinde Reiden in einer Mitteilung fest. Der Gemeinderat habe daraufhin die Notbremse gezogen. Er hat beschlossen, keine weitere Planung in Richtung Verbund mit dem Projekt Wikon weiterzuverfolgen und das Geschäft «Wärmeverbund» demnach auch nicht auf die Traktandenliste der nächsten Gemeindeversammlung zu setzen. «Ohne die Unterstützung der Parteien und politischen Organisationen macht eine Weiterverfolgung des Wärmeverbundes keinen Sinn», hält Gemeinderat Willi Zürcher fest.

Investitionskosten von 1,4 Mio. Franken werden fällig

Die Gemeinde Reiden plant nun den Alleingang mit ihrem bestehenden Wärmeverbund. Dieser Entscheid hat finanzielle Konsequenzen, welche bereits im Budget 2022 ersichtlich sind, da die anstehenden Investitionen nun weiter über die Spezialfinanzierung geplant und realisiert werden müssen. Das Budget 2023 wird zudem mit zusätzlichen 1,4 Millionen Franken für Investitionen zur Erneuerung der Fernwärmeanlage belastet. «Dieser Fakt wurde ebenfalls von der Mehrheit der Parteien und politischen Organisationen zustimmend zur Kenntnis genommen», schreibt der Gemeinderat Reiden dazu.

Die übriggebliebenen Partner des geplanten Wärmeverbunds haben den Ausstieg der Gemeinde Reiden mit Bedauern zur Kenntnis genommen. Sie lassen sich jedoch nicht entmutigen und treiben das Projekt weiter voran − nun mit einem Partner weniger.