
Aarau: Plant die Stadion-Bauerin ein Hochhaus?
Die HRS Real Estate AG hat Baufeld 6 direkt neben dem künftigen Fussballstadion gekauft.
Der Stadtrat war besonders fleissig in letzter Zeit. So hat er eine Anfrage der SVP Aarau-Rohr innert weniger Tage beantwortet. Die Einwohnerräte Libero Andreas Taddei und Heinz Suter wollten wissen, wie es ums neue Fussballstadion steht. Mit der Beantwortung zeigten sich die beiden in der Einwohnerratssitzung nicht zufrieden. Das einzige, was man daraus ablesen könne, sei, dass der Stadtrat immer noch geschlossen hinter dem Stadion «Torfeld Süd» stehe, monierten sie.
Doch ganz stimmt das nicht – in der Beantwortung gibt der Stadtrat preis, dass die Bauherrin, die HRS Real Estate AG, Ende 2016 ein weiteres Baufeld gekauft hat. Es befindet sich unmittelbar östlich des künftigen Stadions, direkt an der Industriestrasse. «Diese Nachricht kam für uns überraschend», sagt Stadtrat Lukas Pfisterer auf Anfrage. «Es ist aber natürlich eine gute Nachricht – das ergibt neue Möglichkeiten und Chancen für das Projekt.»
Nur 3000 m² gross entspricht das Baufeld 6 etwa einem halben Fussballfeld. Aber ein Blick in den Planungsbericht zur «Sondernutzungsplanung Torfeld Süd» zeigt: Darauf darf die HRS ein bis zu 40 Meter hohes Gebäude erstellen. Die Geschosshöhe liegt bei 3,6 Metern. Es handelt sich bei Baufeld 6 um eine der beiden Hochhaus-Parzellen im Torfeld Süd. Die zweite liegt ein paar 100 Meter weiter westlich und ist bereits bebaut – auf ihr ragt das GastroSocial-Hochhaus in den Aarauer Himmel. Auf der anderen Seite der Eisenbahngeleise, im Torfeld Nord, sollen dereinst ebenfalls Hochhäuser stehen. Nun hat die HRS das Baufeld 6 also der früheren Besitzerin, der Implenia AG, abgekauft. Das zeige nicht nur das grosse Interesse der HRS am Stadionprojekt, schreibt der Stadtrat in seiner Antwort auf die Anfrage, sondern eröffne die Chancen, «das durch Beschwerdeverfahren jahrelang verzögerte Projekt unter neuen Rahmenbedingungen zu optimieren und die Finanzierung des Gesamtprojekts sicherzustellen». Im Klartext: Mit einem potenziellen Renditeobjekt wie einem Hochhaus an bester Aarauer Lage könnte die HRS vielleicht die Tatsache wettmachen, dass das Stadion teurer zu stehen kommt als ursprünglich geplant. Wie viel teurer, wird die HRS erst im Sommer bekannt geben. Stadtrat Lukas Pfisterer erklärt, bereits das bisherige Stadion-Projektkonstrukt basiere auf Querfinanzierungen: «Auf Baufeld 8 entsteht ein Wohngebäude, auf Baufeld 7 ein Bürogebäude. Beide unmittelbar neben dem neuen Stadion.»
Was genau die HRS mit dem neu erworbenen Baufeld 6 machen will, sagt sie auch auf Anfrage nicht. Man prüft derzeit die Optionen. Stadtrat Pfisterer geht davon aus, «dass die HRS nicht mit dem Stadionbau beginnt, bevor das Gesamtprojekt steht» – also bevor klar ist, was auf Baufeld 6 passiert. Sicher ist: Wohnungen werden dort nicht entstehen. Das lassen die Sondernutzungsvorschriften nicht zu, die Lärm-Grenzwertef würden so nahe an der Eisenbahnstrecke deutlich überschritten. Eine Nutzung von Dienstleistern steht im Vordergrund. Büroräume hat es in Aarau allerdings im Moment eher zu viele. Klar ist auch: Wegen des «städtebaulich besonderen Stellenwerts» des Gebäudes besteht die Pflicht für ein ArchitekturKonkurrenzverfahren. Bis also auf Baufeld 6 wirklich etwas gebaut wird, dürfte es noch einige Jahre dauern.