
«Aarburg hilft»: Diese Idee verbindet die Menschen von Aarburg
Aarburg ist solidarisch. Das haben die Einwohnerinnen und Einwohner während der Coronakrise bewiesen. Treibende Kraft war Ursula Hinden, die eine Idee hatte, wie die Menschen in der Krise verbunden werden können. Mithilfe der Facebookgruppe «Aarburg hilft» baute sie ein Netzwerk mit Helferinnen und Helfern auf, die für besonders gefährdete Menschen sorgten. Als Leiterin Personal war sie zu Beginn der Coronakrise in einem Unternehmen an vorderster Front dabei und leitete Massnahmen zum Schutz der Mitarbeitenden ein. Im Internet informierte sie sich regelmässig und stiess dabei auf die Website «Hilf jetzt». «Ich sah, dass sich die Menschen in vielen grösseren Städten via Facebook organisierten, um Hilfe zu koordinieren», sagt Ursula Hinden. «Ich fand, dass es das in Aarburg auch geben soll.»
Innert knapp zwei Tagen setzte die 36-Jährige die Seite auf, ihr Mann, ein Marketing-Spezialist, gestaltete den Flyer und das Logo. Die Reformierte Kirche Aarburg unterstützte das Projekt von Beginn an, indem sie unter anderem die Flyer druckte. Freiwillige verteilten rund 500 Flyer innerhalb von einem Tag. Dank der Unterstützung der Aarburger Gemeindebehörde konnten später die Haushalte direkt angeschrieben werden. Rasch meldeten sich etliche Helfer. Über eine Hotline, die von Ursula Hinden und der Reformierten Kirche betrieben wurde, wurden die Einsätze koordiniert. Hinden teilte die Gemeinde in elf Gebiete ein, jedes hatte einen Koordinator. Rund 64 Helferinnen und Helfer standen für Einsätze bereit, 70 Personen erhielten regelmässig Hilfe.
Positive Rückmeldungen gaben ihr Kraft
Das Projekt sei ein Erfolg, sagt die dreifache Mutter. Sie habe grossartige Rückmeldungen erhalten und gesehen, wie hilfsbereit die Menschen sind. Sie selbst ging für drei ältere Personen einkaufen. Eine von ihnen sagte zu Ursula Hinden: «Seit Jahren ist das das Schönste, was mir passiert ist.» Diese Aussage berührte Ursula Hinden sehr. Gleichzeitig gaben ihr solche Rückmeldungen auch die notwendige Kraft, das Projekt weiterzuführen. «Wenn man etwas von Herzen macht, dann gibt das einem mehr Energie, als es einem nimmt», findet sie.
Im Café der Bäckerei Felber im Norden Aarburgs erzählt sie von ihren Plänen mit der Facebookgruppe, die sie aufgebaut hat. Sie will, dass die Gruppe weiterbesteht, dass die Solidarität weiter hochgehalten wird. Die Gruppe soll zur Vernetzung der Menschen aus der Gemeinde Aarburg beitragen. Die Stärken von Menschen zu koordinieren ist sich Ursula Hinden als Leiterin Personal gewohnt.
Für den Job als Personal-Managerin bei einer grossen Sportmarke zog sie mit ihrem Mann und dem zweijährigen Sohn nach Erlangen in Deutschland. «Wir arbeiteten beide 100 Prozent», sagt sie. «Irgendwann merkten wir, dass das Netzwerk an Freunden und Familie fehlt.» Das Ehepaar entschloss sich, zurück in die Schweiz zu ziehen. Hauptkriterium für den neuen Wohnort war, dass dieser verkehrstechnisch gut erschlossen ist. Olten kam nicht in Frage, aber Aarburg.
Fähigkeiten werden auf der Plattform ausgetauscht
Mit dem Städtli verbindet Ursula Hinden ihre Kindheit. Oft ging sie hier in die Badi oder besuchte den Gitarrenunterricht im Schulhaus Hofmatt. Zuerst wohnte die Familie in einer Wohnung an der Rindelstrasse, später konnte sie ein Haus im gleichen Quartier übernehmen. Hinzugekommen sind zudem zwei weitere Kinder, ein Sohn und eine Tochter. «Wir fühlen uns im Quartier super aufgehoben», sagt Ursula Hinden. Während des Lockdowns hat sie gemerkt, dass die Menschen vermehrt den Kontakt suchen. «Über den Gartenhag, mit dem geforderten Abstand, haben wir viele Leute kennengelernt. Auch solche, die nur auf einem Spaziergang waren.»
Rund um die Facebookgruppe «Aarburg hilft» ist es ruhiger geworden. Viele gehen wieder selbst einkaufen. Damit das Projekt nicht einschläft, will Ursula Hinden jetzt wieder aktiver werden. Ihr Ziel: Die Gruppe soll zu einem Ort für ein Geben und Nehmen auf wertschätzende Art und Weise werden. «Es leben so viele unterschiedliche Menschen in Aarburg. Jeder von ihnen hat Erfahrungen oder Fähigkeiten, die andere nicht haben, aber vielleicht benötigen würden», sagt Hinden. Diese Fähigkeiten sollen anderen auf der Facebook-Plattform zur Verfügung gestellt werden, beschreibt sie ihre Idee. Dabei gehe es nicht darum, damit Geld zu verdienen. «Es geht um das Geben, ohne sich zuerst zu fragen, was man davon hat», sagt sie. Wenn jemand Ahnung vom Gärtnern, Kochen oder Schreiben von Bewerbungen hat, kann er diese Fähigkeit zur Verfügung stellen. Dafür kann diese Person dann profitieren, wenn sie beispielsweise jemanden braucht, der mit dem Hund Gassi geht. Freuen würde sich Ursula Hinden, wenn die Gruppe dereinst mit einem Flyer in der Neuzuzügermappe einen Platz findet.
Die Idee steht, jetzt muss Ursula Hinden nur noch die Leute dazu bewegen, dass sie auch aktiv mitmachen. Mitmachen dabei, dass sich die Aarburgerinnen und Aarburger noch besser vernetzen, sich gegenseitig unterstützen und die Solidarität hochhalten.