
Aarburger Gemeinderat Di Fronzo: «Wir wollen nicht per se Immobilien kaufen»
Im Rahmen der revidierten Gemeindeordnung soll der Aarburger Gemeinderat mehr Kompetenzen bezüglich Immobilien erhalten. Einerseits soll er neu für den Erwerb und Tausch von Grundstücken und Liegenschaften 1,5 Mio. Franken oder – mit Zustimmung der Finanz- und Geschäftsprüfungskommission – bis zu 3 Mio. Franken im Einzelfall zur Verfügung haben. Bis anhin waren es 0,5 Mio. Franken bzw. maximal 2 Mio. Franken. Andererseits soll der Gemeinderat für die Veräusserung und dingliche Belastung von Grundstücken und Liegenschaften über 750 000 Franken sowie für die Einräumung und den Erwerb von Baurechten bis zu einem Verkehrswert über 750 000 Franken und – mit Zustimmung der FGPK – über bis 1,5 Mio. Franken im Einzelfall verfügen. Die Neuerungen werden unter dem Begriff Immobilienstrategie zusammengefasst. Eng hängen damit die Finanzen der Gemeinde zusammen.
Herr Di Fronzo, was will der Gemeinderat mit der Immobilienstrategie erreichen?
Bis anhin hat die Gemeinde nicht aktiv in den Immobilienmarkt eingegriffen. Die Entwicklung von neuem Wohnraum haben Investoren übernommen. Das Problem ist aber, dass Besitzer von günstigem Wohnraum ihre Liegenschaften teilweise nicht unterhalten. Stadtentwicklung geschieht nicht nur mit grossen Überbauungen, sondern auch im Kleinen. Hier versucht der Gemeinderat, mit der Immobilienstrategie einen neuen Weg zu finden.
Was ist denn das Problem mit günstigem Wohnraum?
Der ist an sich nicht das Problem, es braucht ihn. Billiger Wohnraum ist störend. Also Wohnungen oder Zimmer, die zwar sozialverträglich, aber kaum noch menschenwürdig bewohnbar sind. Das wiederum zieht eine Klientel an, die sich negativ auf unsere Sozialhilfequote auswirkt. Die rege Neubautätigkeit in Aarburg führte zunehmend zu einem Gefälle zwischen alten und neuen Wohngebäuden. Verlotterte Gebäude prägen das Stadtimage negativ.
Wie will der Gemeinderat die neue Kompetenzsumme einsetzen?
Es geht darum, dass die Gemeinde das Finanzvermögen für eine aktive Bodenpolitik einsetzt. Wir wollen aber nicht per se Immobilien kaufen. Das soll die allerletzte Handlung sein. Zuerst ist es immer das Ziel, den Kontakt zu den Eigentümern einer heruntergekommenen Liegenschaft zu suchen. Sollte es am Geld liegen, dass eine Renovation nicht getätigt werden kann, prüfen wir ein Darlehen oder eine Bürgschaft. Gerne vermitteln wir auch Kontakte zu Investoren. Die höhere Kompetenzsumme erlaubt es der Gemeinde aber, bei Problemliegenschaften eingreifen zu können. Denn auch wir müssen marktkonform zahlen.
Wo sehen Sie Bedarf für eine aktive Bodenpolitik?
Bei gemeindeeigenen Liegenschaften beispielsweise beim Werkhof. Der liegt in einer idealen Wohnzone. Dieses Areal könnte man attraktiv überbauen.
Bereits gekauft hat die Gemeinde den «Falken». Was ist da Stand der Dinge?
Wir haben detaillierte Prüfungen der Liegenschaft machen lassen, unter anderem wurde die Bausubstanz analysiert. Das Erdgeschoss soll einen sozialen Gemeinschaftsnutzen haben und so belebt werden, dass es zu Aarburg passt. Das Konzept ist aber noch nicht ausgereift, zudem ist uns Corona dazwischengekommen. Uns ist aber gelungen, dass wir mit dem Kauf das negative Vermietungsimage unterbrechen konnten. Ein gutes Beispiel für aktive Bodenpolitik ist die Kletterhalle Isatis. Das konnte die Gemeinde anstossen, entstanden ist ein erfolgreiches Familienunternehmen. Auch das ist Wirtschaftsförderung.