Aargau zählt so viele Coronatests wie noch nie: Wir beantworten die 12 wichtigsten Fragen zum Testbetrieb

Während sich die Debatte zuspitzt, wie lange der Bund noch alle Antigen-Schnelltests bezahlt, steigen die Testzahlen im Aargau auf Rekordhöhe. Wie diese Zeitung berichtete, wollen sich so viele Menschen testen lassen, dass die Termine im ganzen Kanton weit im Voraus ausgebucht sind – besonders am Wochenende. Für dieses Wochenende waren bereits am Mittwochnachmittag alle Termine in den Testzentren der Kantonsspitäler Aarau (KSA) und Baden (KSB) weg. Wo gibt es im Aargau alternative Testmöglichkeiten? Wie sieht es an Veranstaltungen aus? Und werden die Schnelltests teurer, wenn der Bund sie nicht mehr bezahlt? Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengetragen.

Wie viele Tests wurden letzte Woche im Aargau durchgeführt?

So viele wie noch nie seit Anfang der Pandemie: Der Rekordwert vom letzten Dezember lag bei 16’893 Tests, in der Woche vom 13. bis 19. September waren es nun sogar 17’402 Tests. Davon waren 7021 PCR-Tests, die bei Coronasymptomen gemacht werden oder um positive Pooltests zu bestätigen. 10’381 waren Antigen-Schnelltests, die durchgeführt werden, wenn jemand keine Symptome hat und kurzfristig ein Zertifikat braucht. Der testintensivste Tag war – wie in den Wochen zuvor – der Freitag: Am 17. September liessen sich im Kanton Aargau 3990 Leute testen.

 

Wie viele Tests waren letzte Woche im Aargau positiv?

Von den 17’402 Tests waren 951 positiv – das macht eine Positivitätsrate von 5,5 Prozent. Vor einem Monat waren noch 15,6 Prozent aller Tests positiv.

Die grossen Testzentren der Spitäler sind am Wochenende schon ausgebucht. Wo gibt es sonst noch Testmöglichkeiten?

Vielerorts haben Apotheken, Arztpraxen und Gesundheitszentren ein Testangebot. Auf der Website des Kantons sind die Betriebe mit Testangebot aufgelistet. Weiterhin gibt es die Möglichkeit, zu Hause einen Selbsttest durchzuführen. Für einen negativen Selbsttest wird jedoch kein Zertifikat ausgestellt.

In Apotheken und Arztpraxen kann man sich nur unter der Woche testen lassen, die Spitäler sind am Wochenende ausgebucht. Was mache ich, wenn mein Kind am Montag ins Schullager verreist und dafür ein Zertifikat braucht?

Diese Frage hat ein Vater von schulpflichtigen Kindern an der Kreisschule Aarau-Buchs gestellt, die für Schullager eine Zertifikatspflicht eingeführt hat. In seinem speziellen Fall erübrigt sich die Frage, weil das Lager wegen Coronafälle in der Klasse abgesagt werden musste. Für alle anderen aber bleibt das Problem: Die Schule bietet keine Testmöglichkeiten, also müssen die Eltern selbst einen Testtermin organisieren.

Wie sieht es mit Testangeboten an Veranstaltungen aus?

An grösseren öffentlichen Veranstaltungen, Sportanlässen oder vor Nachtclubs besteht die Chance auf eine Testmöglichkeit vor Ort. So wird etwa am Samstag, den 25. September, beim Einweihungsfest des Tunnels Neuhof in Lenzburg ein Testzentrum aufgebaut. An allen Heimspielen des FC Aarau gibt es vor dem Brügglifeld ein Testangebot. Und Nachtclubs wie das LWB in Baden oder der Utopia Club in Aarau betreiben jeweils am Wochenende ein Testzentrum.

Andere Veranstalter würden gerne Testmöglichkeiten anbieten, können aber nicht. So geschehen am Oktoberfest in Böbikon: Man hatte eine Zuger Firma für einen Testbetrieb engagiert, doch diese sagte kurzfristig ab – man werde an den Zentren in Aarau und Baden von Testwilligen überrollt und könne kein Personal für Böbikon aufbringen. Alle Anfragen für Ersatz verliefen erfolglos – deshalb wird es am Böbiker Oktoberfest keinen Testbetrieb vor Ort geben.

Wer darf im Aargau überhaupt ein Testzentrum betreiben?

Dazu braucht es eine Bewilligung vom Kanton. Diese wird nur vergeben, wenn die folgenden Vorgaben erfüllt sind: Eine Ärztin oder ein Apotheker steht hinter dem Betrieb, geschultes Personal führt die Tests durch, die Hygienevorschriften werden eingehalten und es muss definiert sein, wie man bei einem positiven Test vorgeht. Ist dies erfüllt, dürfen auch Anbieter aus anderen Kantonen ein Testzentrum betreiben. So steht eine Arztpraxis aus der Ostschweiz hinter Testzentren in Aarau und Baden, wie das Regionaljournal Aargau-Solothurn berichtete.

Leiden die Aargauer Testanbieter unter der ausserkantonalen Konkurrenz?

Das kann man so nicht sagen. Man werde nicht überrannt von Gesuchen, Testzentren zu bewilligen, heisst es von Seiten des Kantons. Es gebe nur vereinzelt Anfragen, sowohl für kurzfristige Testbetriebe anlässlich von Veranstaltungen als auch für langfristig bestehende Testzentren.

Wer zahlt ab dem ersten Oktober die Antigen-Schnelltests und wie steht der Aargau zu dieser Frage?

Am Freitag entscheidet der Bundesrat, ob der Bund die Tests auch weiterhin bezahlt – und wenn ja, für wie lange. Eigentlich hatte er entschieden, die flächendeckenden Gratistests ab dem ersten Oktober abzuschaffen. In den letzten Tagen machten aber Parteien von links bis rechts Druck, die Tests müssten zumindest vorübergehend gratis bleiben. Die Aargauer Regierung hat sich gegen eine Weiterführung der Gratistests ausgesprochen.

Welche Tests werden auf jeden Fall vom Bund bezahlt?

Für Personen mit Coronasymptomen bleiben die Antigen-Schnelltests wie auch die PCR-Tests gratis. Auch Personen, die sich nicht impfen lassen können, und Kinder unter 16 Jahren erhalten die Antigen-Schnelltests gratis.

Kann man nicht einfach Symptome vortäuschen, um gratis an ein Zertifikat zu kommen?

Nein. Wer bei der Anmeldung angibt, sich wegen Symptomen testen zu lassen, bekommt anschliessend kein Zertifikat. Damit möchte der Bundesrat Missbräuche verhindern.

Werden die Antigen-Schnelltests billiger oder teurer, wenn der Bund sie nicht mehr flächendeckend bezahlt?

Eher teurer. Bisher gab es für alle Testanbieter eine fixe Vergütung – aktuell 47 Franken pro Antigen-Schnelltest. An diesen Tarif, der kaum einen Gewinn vorsieht, sind alle Anbieter gebunden. Wenn der Bund die Tests nicht mehr bezahlt, können die Testanbieter die Preise selbst festlegen. Dann beginnt der Wettbewerb zu spielen. Das würde der Aargauer Apothekerpräsident Lukas Korner begrüssen: «Dann könnten wir einen kostendeckenden Preis verlangen.» Korner kann sich einen Preis von 55 bis 60 Franken vorstellen. Er weiss aber von Anbietern, die bereits heute 75 Franken verlangen – dies kommt bei Personen zur Anwendung, die keine Schweizer Krankenversicherung haben und folglich nicht von den Gratistests profitieren.

Wie geht es mit dem repetitiven Testen an den Aargauer Schulen weiter?

Darüber informiert der Regierungsrat an der Pressekonferenz von heute Donnerstag.