
Aargauer Coronaskeptiker wollen die Impfkampagne an den Schulen stoppen
Ab Montag wird auch an Schulen geimpft. In einem ersten Schritt schickt der Kanton seine mobilen Impfteams an die Kantons- und Berufsschulen. Und ab Ende Monat soll dann auch an den Oberstufen der Volksschule geimpft werden. Ziel der Aktion: Die Impfquote dank des einfachen Angebots bei den Jugendlichen erhöhen.
In dieser Altersgruppe ist die Impfbereitschaft vergleichsweise tief. Rund 40 Prozent der 16- bis 19-Jährigen sind geimpft. Zum Vergleich: Rund 80 Prozent aller über 60-Jährigen haben sich impfen lassen. Die Quote ist nur bei den 12 bis 15-Jährigen tiefer (18 Prozent). Für diese Altersgruppe ist der Impfstoff allerdings erst seit Ende Juni zugelassen.
Dass der Kanton nun auch an Schulen impfen wird, passt nicht allen. Am Freitag haben eine Rentnerin aus Gontenschwil und ihr Bruder auf dem Areal der Alten Kantonsschule Aarau Flyer verteilt. Das meldet «ArgoviaToday». Die Flyer trugen den Titel «Vorsicht Corona-Impfung!!». Darauf wurde den Schülerinnen und Schülern mit Falschinformationen von der Impfung abgeraten. So stand auf den Flyern etwa, die Impfung könne zu Unfruchtbarkeit führen. Barbara Jakopp, Leiterin des Impfzentrums am Kantonsspital Aarau, sagt: «Es gibt keine Studie, die das beweist.»
Schülerinnen halten wenig von der Aktion
Die Rentnerin, die die Flyer verteilte, sagte zu «ArgoviaToday», es sei eine Unverschämtheit, dass der Kanton an Schulen impfen würde. Denn oft würden sich die jungen Erwachsenen zu wenig über die Nebenwirkungen des Impfstoffs informieren. «Von den Schülerinnen und Schülern ist es zu viel verlangt, sich spontan für oder gegen die Impfung zu entscheiden.»
Befragte Schülerinnen und Schüler hielten wenig von der Aktion. «Ich finde es gar nicht gut. Ich bin der Meinung, dass man die Impfbereitschaft eher fördern sollte. Ich akzeptiere es aber, wenn sich jemand nicht impfen lassen will», so eine Schülerin gegenüber «ArgoviaToday».
Flyer zu verteilen auf dem Gelände der Kantonsschule, wäre eigentlich nur mit Erlaubnis möglich. Diese hatten die beiden älteren Geschwister nicht. Deshalb wurden sie von Lehrpersonen schliesslich vom Areal verwiesen. Konsequenzen wird die Aktion für die beiden laut Prorektor Cyrill Engeli aber nicht haben. Da es sich um einen Einzelfall gehandelt habe, werde die Kantonsschule keine Massnahmen ergreifen.
Eine bekannte Coronaleugnerin warnt auch
Die Rentner-Geschwister aus Gontenschwil sind nicht die Einzigen, die sich an Impfungen an Schulen stören. So wandte sich die Coronaleugnerin Theres Schöni an die Redaktion der AZ. Sie rief dazu auf, die Schüler vor der Impfung zu warnen, und wiederholte dieselben Falschaussagen wie die Geschwister aus Gontenschwil.
Es gebe unzählige besorgte Eltern, die sich deswegen mit Briefen beim Bildungsdirektor Alex Hürzeler beschwert hätten, schrieb Schöni in ihrem Mail. Die Forderung: Die Impfkampagne an Schulen solle gestoppt werden.
Kanton beantwortet «anständige» Schreiben
Tatsächlich habe es vereinzelt Rückmeldungen gegeben, heisst es beim Bildungsdepartement auf Anfrage. Diese habe es während der ganzen Pandemie gegeben, bei allen Entscheiden, die die Schule betrafen. Oft seien die Rückmeldungen identischen Inhalts: «Die Schreibenden sprechen sich mit oft sehr selektiven Argumenten und unter völliger Ausblendung des Nutzens radikal gegen Impfungen und erst recht gegen Impfungen von Kindern und Jugendlichen aus.»
Ob es sich bei den Verfassern um Eltern von Kindern handle, die an Aargauer Schulen gehen, lasse sich aber nicht herausfinden. Anständige Schreiben mit verständlichen Fragen würden beantwortet, teilt das Bildungsdepartement mit. In solchen Fällen werde auf den Nutzen der Impfung und auf die Freiwilligkeit, sich impfen zu lassen, hingewiesen.