Aderlass bei der FDP: Generalsekretärin und Wahlkampfchef nehmen den Hut – was steckt dahinter?

Es wird immer deutlicher, dass bei der FDP bald viele neue Leute das Sagen haben werden. Am Montag hat Generalsekretärin Fanny Noghero intern ihren Rücktritt bekanntgegeben, wie der «Tages-Anzeiger» publik machte. FDP-Sprecher Arnaud Bonvin bestätigte den Rücktritt gegenüber CH Media. Bei der Generalsekretärin handelt es sich um einen äusserst wichtigen Position innerhalb einer Partei, weil sie eng mit der Führungsspitze zusammenarbeitet.

Gibt ihren Spitzenposten bei der Partei schon wieder ab: FDP-Generalsekretärin Fanny Noghero.

Gibt ihren Spitzenposten bei der Partei schon wieder ab: FDP-Generalsekretärin Fanny Noghero.

Bild: HO

Bonvin bestätigt auch ein Zitat, mit dem Noghero ihren Rücktritt in einer Nachricht gegenüber der Bundeshausfraktion begründet: «Die enge Bindung und das Vertrauen zwischen Parteipräsident und Generalsekretärin ist unabdingbar, um politische Kämpfe zu führen.»

Weiter hielt sie fest, dass sie dem künftigen Präsidenten Thierry Burkart die Möglichkeit geben wolle, «ein perfektes Duo zu bilden, um die FDP bei den eidgenössischen Wahlen im Oktober zum Sieg zu führen». Noghero hatte ihre Stelle erst im Oktober 2020 angetreten.

Er wird doch nicht Wahlkampfchef der Freisinnigen: Ständerat Damian Müller (Luzern).

Er wird doch nicht Wahlkampfchef der Freisinnigen: Ständerat Damian Müller (Luzern).

Bild: KEY

Beim zweiten Abgänger handelt es sich um den Luzerner FDP-Ständerat Damian Müller, der nun doch nicht strategischer Wahlkampfchef wird. Im Juli erst hatte er sich für diese Aufgabe zur Verfügung gestellt. Sprecher Bonvin bestätigt ebenfalls Informationen, wonach Müller seinen Rücktritt bereits Anfang September intern kommuniziert hat.

Spannungen bei den Ständeräten?

Parteiintern sprechen manche von einem Eklat, von einem eigentlichen Misstrauensvotum gegenüber des künftigen Präsidenten. Das Verhältnis zwischen den beiden Ständeräten Thierry Burkart und Damian Müller – der lange selbst als Anwärter für den Präsidentenposten galt – ist eher angespannt. Das ist in der freisinnigen Fraktion ein offenes Geheimnis.

Müller stand der scheidenden Parteichefin Petra Gössi nahe, während Burkart gerade bei den zentralen Dossiers Europa und Klimapolitik zusehends auf Distanz ging. Burkart dürfe an der Parteispitze kaum auf die Loyalität Müllers zählen, sagen Fraktionsmitglieder. Oder wie ein Nationalrat hinter vorgehaltener Hand bilanziert: «Die beiden werden sich nicht mehr grün werden.»

Thierry Burkart erklärt gegenüber CH Media, dass die Abgänge von Noghero und Müller «nichts miteinander zu tun haben». So habe Müller ja angekündigt, dass er einen neuen Job in der Privatwirtschaft annehmen werde und ihm für den Posten des Wahlkampfleiters die Zeit fehle. «Das respektiere ich», sagt Burkart.

Und Noghero ihrerseits habe bereits in der Vergangenheit signalisiert, dass sie ihren Posten als Generalsekretärin eng an die Person von Petra Gössi gekoppelt sehe. «Die beiden verstanden sich als Tandem», so Burkart. Er verweist auf entsprechende Interviewaussagen. Tatsächlich erklärte Noghero erst kürzlich im Interview mit einem PR-Magazin:

«Als ich mich für diese Stelle beworben hatte, habe ich es für Petra Gössi gemacht.»

Burkart betont, zwischen ihm und Noghero habe es keine Differenzen gegeben. «Ich bin ja aktuell noch gar nicht im Amt als Parteipräsident. Die Delegierten müssen mich erst noch wählen.» Am nächsten Samstag ist es soweit.