
Arbeitsantritt in der Corona-Krise: Und plötzlich ist alles «anders»
Über die Serie
In der Serie «Kämpfermenschen» porträtieren wir fünf verschiedene Personen, die in der Corona-Krise Ausserordentliches geleistet oder erlebt haben. Folgende Personen sind Teil der Serie: Maturandin Yara Schriefl aus Rothrist, Zofingens Postverwalterin Dijana Ilic, Abteilungsleiter Pflege im Seniorenzentrum Zofingen Ideal Krasniqi, stellvertretender Chef der Regionalpolizei Zofingen Reto Tresch und Barbara Bono aus Zofingen, die kurzerhand zur Spargelernte-Helferin wurde.
Als Abteilungsleiter im Seniorenzentrum Zofingen hatte Ideal Krasniqi sogleich die ganze Verantwortung zu übernehmen. Der 29-Jährige war dafür zuständig, dass sämtliche Corona-Massnahmen umgesetzt werden. Er trat als diplomierter Pflegefachmann HF die Stelle als Abteilungsleiter im Haus Tanner im 3. Stock des Seniorenzentrums an. «Es war für alle eine ganz besondere Herausforderung», sagt Krasniqi, der als Siebenjähriger mit seiner Mutter und seinem Bruder aus dem Kosovo in die Schweiz zum Vater kam, der hier bereits wohnhaft war. Er hat verschiedene Ausbildungen im Pflegesektor abgeschlossen. Vor dem Stellenantritt in Zofingen war er im März einen Monat im Zivildienst auf der Barmelweid.
Viele Präsenzstunden und psychische Talfahrten
Sicher sei es eine Herausforderung gewesen, dass man immer acht Stunden oder mehr präsent zu sein hatte. Belastend war auch die psychischen «Downs» der Bewohnerinnen und Bewohner mitzuerleben, die ohne ihre Angehörigen auskommen mussten. «Als Team haben wir uns aber verschiedene zusätzliche Aktivitäten auf der Abteilung ausgedacht», erzählt er. Um die Durchmischung der Bewohnerinnen und Bewohner von verschiedenen Abteilungen und Häusern möglichst gering zu halten, fanden umso mehr Aktivitäten in kleineren Gruppen auf der Abteilung statt. Man habe zum Beispiel eigene Singgruppen eingeführt, auch «Sitz-Tanzen» wurde geschätzt. Kinovorführungen und Gottesdienste über das Fernsehen seien angeboten worden. Ausserdem wurde die Möglichkeit für Video-Telefonie geschaffen, was noch einmal einen anderen Austausch ermöglichte, statt nur der Stimme über die Telefonleitung zu lauschen. Das generelle Besuchsverbot sei zwar eine notwendige, aber schon eine ganz grosse Einschränkung gewesen – für Angehörige und auch Bewohnerinnen und Bewohner. «Alle Mitarbeitenden waren gefordert und mussten ihre ganze Kraft hingeben.» Der Zusammenhalt im Team sei überaus wichtig gewesen. Die Zusammenarbeit habe eindrücklich gut funktioniert. Man habe sich unterstützt, viele Gespräche geführt, und das habe zur Beruhigung geführt, auch innerhalb des Personals. Eine positive Erfahrung sei zudem das Telefonieren mit den Angehörigen gewesen. «Mit regelmässigen Anrufen konnten wir die Familien informieren und ein Stück weit auch immer beruhigen, dass im Seniorenzentrum Zofingen alles in Ordnung ist.»
Das Vertrauen während dieser speziellen Situation sei aber immer spürbar gewesen, bekräftigt Krasniqi. «Das haben Bewohner und auch Angehörige betont.» Mit frühzeitigen Massnahmen und vorausschauendem Handeln sei trotz Lieferengpässen zu jeder Zeit genügend Material vorhanden gewesen wie Schutzhandschuhe und -brillen, Masken und auch Desinfektionsmittel. «Das war ja nicht überall selbstverständlich.» Auch das Besucherzelt fand in einer späteren Phase bei vielen Anklang. «Bewohnerinnen und Bewohner konnten so zumindest wieder Blickkontakt mit den Angehörigen haben und persönlich miteinander sprechen.»
Pflegeteam kann auf neue Situationen gut reagieren
Im Gespräch fühlt man, dass Ideal Krasniqi sich sehr einsetzt für den Pflegeberuf. «Eigentlich wollte ich Arzt werden und habe auch ein Praktikum im Spital gemacht», erzählt er. Er habe bereits erlebt, wie seine Grosseltern im Kosovo betreut wurden, dort natürlich von der Familie. Während der Corona-Zeit habe er gemerkt, wie alle Bewohner mit der Zeit etwas empfindlich und dünnhäutig wurden. Erstaunlich sei dann auch der Wunsch um Abstand gewesen. «Die Bewohner wollten, dass die Familienmitglieder noch etwas warten und eine Zeitlang weiterhin Abstand halten, damit niemand angesteckt wird.» Die Corona-Zeit habe gezeigt, dass sich das Pflegeteam mit neuen Situationen gut arrangieren kann. Anstehende Probleme wurden mit der Unterstützung der internen Corona-Taskforce gemeistert.