
Auch mit 90 klettert Hans Stadler noch auf Bäume
Hans Stadler ist alles andere als ein typischer 90-Jähriger. Denn wie viele in seinem Alter gibt es, die noch auf Bäume klettern, um Äste zu schneiden? Für den Bauern ist das nichts Aussergewöhnliches. Auch nicht, dass er die Eier seiner Hühner mit dem Fahrrad an die Kundschaft verteilt. Natürlich ist auch Holzhacken kein Problem für den freundlichen Herrn, der seit seinem vierten Lebensjahr in einem Bauernhaus in Aarburg wohnt. «Ich habe nie aufgehört, mich körperlich zu betätigen. Immer wieder stelle ich mir neue Herausforderungen», erzählt Hans Stadler. Und fügt an, dass das ganz wichtig sei, um fit zu bleiben. Nicht einmal die Diagnose Darmkrebs vor zehn Jahren brachte ihn aus dem Tritt. «Er jammerte nie und ertrug die Krankheit stoisch. Meine Eltern sind grosse Vorbilder für meine Geschwister und mich», sagt Christine Sampt. Sie ist eine von zwei Töchtern und vier Söhnen, die Hans Stadler und seine um ein Jahr jüngere Frau Olga grossgezogen haben. Inzwischen gehören noch zwölf Grosskinder und sechs Urgrosskinder zur Familie.
Bauer statt Tierarzt: Er nahm seine Aufgabe ernst
Der Jubilar hatte als Kind den Berufswunsch Tierarzt. Doch sein Vater starb kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs. Damals war Hans Stadler gerade mal 14 Jahre alt. In der Folge musste er mit seiner Mutter und den sechs Schwestern den Hof übernehmen. Auch hier beklagte er sich nicht. Für ihn war klar, was seine Aufgabe war, und er nahm sie ernst. Der Beruf als Bauer brachte grosse Verpflichtungen mit sich, die ihm kaum je erlaubten, Ferien zu machen. Zum ersten Mal wurde das möglich, als er 58 Jahre alt war. Mit seiner Frau reiste er in die USA, um einen ihrer dort studierenden Söhne zu besuchen. «Wir fuhren durchs ganze Land mit dem Auto und verabredeten uns mit Schweizer Auswanderern, die wir kannten. Das ist eines der Highlights meines Lebens», schwärmt Stadler.
Mit dem Velo unternimmt der Aarburger heute noch regelmässige Besuche bei Verwandten und Bekannten, die selber nicht mehr mobil sind. Der Austausch und die Gespräche bedeuten ihm viel. Wahrscheinlich wird Hans Stadler auch an seinem heutigen Geburtstag nicht ruhen. «Heutzutage ist so ein 90ster doch gar nichts Besonderes mehr», lacht er. Mag sein, dass er damit Recht hat. Aber die Art und Weise, wie er bis anhin jede Hürde meisterte und für andere da war, ist unvergleichlich.