
Bald kommen die ersten Selbsttests: Beim Aargauer Apotheker-Präsidenten können Kunden schon reservieren
Seit auch Schnelltests für Personen ohne Symptome gratis sind und vom Bund bezahlt werden, hat die Nachfrage nach Coronatests im Aargau markant zugenommen. In der letzten Wochen liessen sich laut Zahlen des Bundesamts für Gesundheit im Aargau gut 16’000 Menschen testen – nur knapp weniger als in der bisherigen Rekordwoche kurz vor Weihnachten.
Massiv erhöht hat sich seither der Anteil der Schnelltest an der Gesamtzahl: In der Weihnachtswoche lag dieser Wert bei 29 Prozent, heute sind es bereits 41 Prozent.
Nochmals steigen dürfte die Nachfrage nach Tests in der kommenden Woche. In gut einer Woche, am Mittwoch nach Ostern, sollen laut Bundesrat Alain Berset die ersten Corona-Selbsttests in den Apotheken verfügbar sein.
Fünf solche Selbsttests soll jede Einwohnerin und jeder Einwohner pro Monat kostenlos beziehen dürfen. Am Anfang werde die Menge möglicherweise nicht für alle reichen, sagte Gesundheitsminister Berset in der «Samstagsrundschau» von Radio SRF.
Kunden können in der Apotheke schon Selbsttests reservieren
Auch im Aargau sollen die Tests dann verfügbar sein. Doch bei der Selbsttest-Aktion ist der Kanton nicht involviert, wie Michel Hassler, Sprecher des Gesundheitsdepartements, auf Anfrage sagt. Die Verteilung der Tests erfolge durch den Verband Pharmasuisse und die Apotheken, erklärt Hassler.
Lukas Korner, Präsident des Aargauischen Apothekerverbandes, hat auf der Website seiner Apotheke in Gränichen bereits ein Onlineformular aufgeschaltet, wo man Tests reservieren kann.
Korner gibt die Tests grundsätzlich nur im Fünferpack an Kunden ab, für die Gemeinden Gränichen, Suhr, Teufenthal und Dürrenäsch bietet er einen Lieferservice an, für weitere entfernte Orte einen Postversand, zudem kann man die Selbsttests in der Apotheke abholen. Doch wie funktionieren die Schnelltests – mit Speichel, wie die Massentests, oder mit Gurgeln, wie die Selbsttests, die in Österreich eingesetzt werden?
Selbsttests funktionieren mit Stäbchen-Abstrich aus der Nase
«Die neuen Selbsttests funktionieren nach dem gleichen Prinzip wie die bisherigen Schnelltests, nur mit dem Unterschied, dass die Testperson die Probe selber entnimmt», erklärt Korner. Man schiebt sich also ein Stäbchen (im Bild unten in der Mitte) in die Nase, dreht es nach Anleitung ein paar Mal hin und her und entnimmt aus dem vorderen Bereich der Nase einen Abstrich.
Danach steckt man das Stäbchen in ein Röhrchen mit Flüssigkeit (oben rechts), entnimmt daraus mit der Pipette (oben mitte) eine Probe und bringt schliesslich ein paar Tropfen auf einen Teststreifen auf (oben links, noch verpackt).
Nach rund 15 Minuten zeigt sich das Resultat: ein Streifen bedeutet, dass der Test funktioniert hat, wird ein zweiter Streifen angezeigt, ist das Resultat positiv. «Ich glaube, die Tests sind einfach und die Anleitung verständlich genug, dass es keine grosse Beratung unsererseits braucht», sagt Korner. Selbstverständlich würden die Apotheker aber Beratung bieten, wenn diese benötigt werde.
280’000 Aargauer sollen pro Woche einen Selbsttest machen
Ziel des Bundes ist es, dass sich 40 Prozent der Bevölkerung wöchentlich testen. Das wären im Aargau knapp 280’000 Personen – wenn sie alle Selbsttests beziehen möchten, müsste jede der 128 Apotheken im Aargau fast 2200 Kunden versorgen. «Bisher gibt es keine Begrenzung, wie viele Selbsttests wir bestellen können – ich habe vorerst einmal 2000 Stück bestellt», sagt Korner.
Die Tests kommen in 25er-Schachteln in die Apotheke, dort werden sie in Fünferpakete umgepackt oder auch als einzelne Tests den Kunden abgegeben. Die Bestellung sollte am Donnerstag oder am Samstag bei uns eintreffen, dann haben wir Zeit zum Umpacken und ab Mittwoch nach Ostern dann Schnelltests für 400 Kunden an Lager», sagt Korner.
Apotheken müssen keine Selbsttests anbieten
Die Apotheker können selber entscheiden, ob sie bei der Schnelltest-Verteilung mitmachen wollen, vorgeschrieben ist dies nicht. «Wenn der Ansturm auf die Tests gross ist, und in meiner Apotheke zum Beispiel 100 Leute pro Tage einen Selbsttest abholen wollen, dann wird der Aufwand beträchtlich und wir hätten ein Platzproblem in der Kundenzone», gibt Korner zu bedenken.
Er muss bei allen Kunden die Krankenkassennummer erfassen, so wird abgerechnet und auch kontrolliert, dass niemand mehr Tests gratis bezieht, als ihm zustehen. «Für einen Selbsttest dürfen wir der Krankenkasse 12 Franken verrechnen, diese rechnet danach mit dem Bund ab», sagt Korner.
Massentests: Pilotphase wird Ende dieser Woche abgeschlossen
Nicht nur die Selbsttests, die in gut einer Woche verfügbar sein sollen, sondern auch Massentests in Schulen, Heimen und Unternehmen sollen im Aargau dazu beitragen, die Pandemie einzudämmen.
Am laufenden Pilotprojekt dazu nahmen folgende Institutionen teil: Kantonsschule Zofingen, Kreisschule aargauSüd (Oberstufe Reinach), einzelne Standorte und Stufen der Schulen Muri, Seon, Muhen und Leuggern, Regionales Pflegezentrum Baden, Betreuungsinstitution zeka Baden-Dättwil, Stiftung azb Strengelbach, Schulheim St. Benedikt Hermetschwil-Staffeln, Alterszentrum Suhrhard Buchs, Reusspark Niederwil, Alterssiedlung Sonnmatt Neuenhof, Seniorenzentrum Falkenhof Aarburg.
Michel Hassler sagt, das «Pilotprojekt Repetitives Testen» werde Ende dieser Woche abgeschlossen, die Planungen für das Hauptprojekt seien im Gang. Wie viele Firmen, Heime und Schulen sich für die Teilnahme an den geplanten Massentests gemeldet haben, gibt der Sprecher nicht bekannt. Auch der Entscheid, wer von den Interessenten bei den repetitiven Tests tatsächlich zum Zug kommt, steht noch aus.
Und der Kanton äussert sich auch nicht zur Frage, ob die Massentests wie im Kanton Zürich von der Hirslanden-Gruppe durchgeführt werden. Auf die IT-Plattform We test together von Hirslanden setzt neben Zürich auch der Kanton Schwyz. «Dazu machen wir keine Angaben, wir werden aktiv über die weiteren Schritte informieren», sagt der Sprecher des Gesundheitsdepartements.
163’000 Personen haben sich im Aargau für die Impfung registriert
Neben vermehrten Tests ist die Covid-Impfung ein wichtiges Element bei der Bekämpfung der Pandemie. Obwohl noch nicht genügend Dosen bereitstehen, um alle Impfwilligen im Kanton zu impfen, hat das Gesundheitsdepartement die Bevölkerung am Freitag aufgerufen, sich für die Impfung zu registrieren. Dies haben über das Wochenende rund 8000 Aargauerinnen und Aargauer getan, wie Hassler sagt:
«Die Registrierungen nehmen stetig zu, am 25. März waren knapp 155’000 Personen für eine Impfung registriert, am 29. März knapp 163’000 Personen.»
Alle neun Impfstandorte im Aargau sind laut dem Sprecher derzeit normal in Betrieb. Mitte März waren die Impfzentren in Menziken, Leuggern und Laufenburg für eine Woche geschlossen, weil sich die Lieferung der Impfstoffe verzögerte. Bereits letzte Woche wurde dort aber wieder geimpft – wann das zehnte Impfzentrum bei der Hirslanden Klinik Aarau eröffnet wird, ist derzeit noch offen.