Baldiges Schlusskapitel für eine unendliche Geschichte

Keine Sanierung der Henzmannstrasse Ost als Tempo-30-Zone – dies wollte der Zofinger Einwohnerrat an seiner Sitzung vom 19. September 2016 beschliessen. Der Stadtrat kam dem Parlament zuvor: Er zog die Reissleine und setzte das Geschäft ab. Stadtrat Andreas Rüegger betonte damals, dass «der Stadtrat konsequent an seinem Tempo-30-Konzept von 2006 festhalten will und nicht bereit ist, aufgrund von einwohnerrätlichen Beschlüssen davon abzuweichen». Seither gab es parlamentarische Vorstösse und Leserbriefe – aber keine Klärung in der Sache.

Nun aber legt der Stadtrat erneut einen Projektierungskredit auf den Tisch, diesmal will er bescheidene 11000 Franken, da es lediglich um Anpassungen geht. Diese umfassen nicht nur den Ost-Ast in Richtung Strengelbach, sondern auch den Abschnitt Kreisel–SBB-Unterführung–Untere Grabenstrasse. Der hat es sicherheitsplanerisch in sich. Der Stadtrat liess nämlich inzwischen die Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) eine «Road Safety Inspection» (RSI) durchführen. Dabei werden Strassenabschnitte auf Sicherheitsdefizite hin untersucht.

Sicherheitsmängel und Unfallrisiko

Die Experten von der bfu wurden an der Henzmannstrasse fündig: Der Fussgängerstreifen auf Höhe Brühlstrasse und der Radstreifen weisen Sicherheitsmängel mit einem hohen Unfallrisiko auf. So hat der Fussgängerstreifen eine ungenügende Erkennungsdistanz für die von Osten herkommenden Verkehrsteilnehmenden – hier gab es in den letzten Jahren einen Unfall mit Todesfolge. Zudem sei ein Radstreifen mit einer Breite von 85 Zentimetern zu schmal und verleite zu einem falschen Sicherheitsgefühl.

«Das können wir nicht hinnehmen und verantworten», sagt Stadtrat Andreas Rüegger. Für ihn und seine Kolleginnen und Kollegen im Stadtrat gilt Safety first. Um die Sicherheit zu erhöhen, muss entweder das Tempolimit auf 30 heruntergesetzt werden oder es sind zusätzliche bauliche Massnahmen nötig – im geschätzten Rahmen von einer Million Franken, schreibt der Stadtrat in einer Medienmitteilung. Aufgrund der hohen Kosten für den Bau eines Tempo-50-normenkonformen Strassenabschnittes komme der Stadtrat zum Schluss, «dass auf dem Abschnitt Ost der Henzmannstrasse Tempo 30 einzuführen ist». Eine Abwägung von Vor- und Nachteilen spreche aus Sicht des Stadtrates für ein einheitliches Verkehrsregime auf der gesamten Henzmannstrasse – also auch östlich des Kreisels.

Was, wenn sich die Debatte von 2016 wiederholt, ein Einwohnerratsmitglied mit «Messfahrten» belegt, dass Tempo 30 auf der Henzmann-strasse zu Umwegfahrten führt, andere Quartiere belastet und die Schulwegsicherheit auf anderen Strassen gefährdet? Rüegger und mit ihm der Stadtrat wollen das riskieren. «Die rasche Umsetzung ist uns bei anderen Projekten wichtiger», sagt er.