
«Bei den E-Fahrzeugen herrscht Wildwuchs»: Die Polizei bittet darum, sich besser zu informieren
Elektrisch betriebene Fahrzeuge wie E-Bikes, -Trottinetts und -Roller liegen im Trend und sind mittlerweile überall anzutreffen. Das sorgt hin und wieder für Konflikte. Die Gemeinde Kaiseraugst etwa erhält vermehrt negative Rückmeldungen aus der Bevölkerung zum Umgang mit den Fahrzeugen. Das Problem: «Da diese Fortbewegungsmittel kaum noch hörbar sind und oft von hinten an Fussgängerinnen und Fussgänger heranrauschen, erschrecken diese», heisst es in einer Mitteilung der Gemeinde.
Sie bittet um gegenseitige Rücksichtnahme. Die Lenkerinnen und Lenker von E-Fahrzeugen sollten etwa klingeln oder sich anderweitig bemerkbar machen, bevor sie Fussgängerinnen und Fussgänger überholen. Und die Gemeinde weist darauf hin, dass die «Verkehrsvorschriften und -beschränkungen, Fahrverbote und andere Signalisationen auch für elektrisch betriebene Fahrzeuge gelten».

Werner Bertschi, Chef der Polizei Oberes Fricktal.
Teils ist es Unwissen, manchmal Ignoranz
Die Probleme im Umgang mit den E-Trottinetts,
-Rollern und -Bikes betreffen dabei nicht nur Kaiseraugst, sondern sind in der ganzen Region verbreitet. Auch die Regionalpolizeien wissen längst darum. Werner Bertschi, Chef der Regionalpolizei Oberes Fricktal, sagt:
«Auch wir erleben immer wieder Konfliktsituationen mit E-Fahrzeugen.»
So gäbe es vermehrt Lenkerinnen und Lenker, die mit ihrem Velo, E-Bike oder -Trottinett auf dem Trottoir unterwegs sind, obwohl dies verboten ist. «Das ist etwas zu einer Unsitte geworden», sagt Bertschi. «Gerade Jugendliche und Kinder sind sich nicht immer bewusst, wie die Vorschriften und Gesetze lauten», sagt auch Hansueli Loosli, Chef der Regionalpolizei Unteres Fricktal.
Bei Letzteren ergibt sich daraus noch ein zusätzliches Problem: «Wer in der Schweiz einen Elektro-Scooter fahren möchte, muss mindestens 14 Jahre alt sein. Von 14 bis 16 Jahren bedarf es eines Mofa-Ausweises», so Loosli. «Wir treffen aber immer wieder auf jüngere Kinder, die mit einem E-Trottinett unterwegs sind», sagen sowohl Loosli als auch Bertschi.

Hansueli Loosli, Chef Regionalpolizei Unteres Fricktal.
Braucht es einen Ausweis?
Der Chef der Regionalpolizei Unteres Fricktal hat derweil noch eine weitere Beobachtung gemacht: Nicht alle Fahrzeuge, die genutzt werden, sind in der Schweiz auch zugelassen. Um es auf Schweizer Strassen nutzen zu dürfen, muss ein Gefährt den Vorgaben des Astras für Leichtmotorfahrräder entsprechen. Loosli aber sagt:
«Bei den E-Fahrzeugen herrscht diesbezüglich etwas Wildwuchs.»
Dies, weil die Gefährte teils im Ausland gekauft oder bestellt werden. Ob es in der Schweiz sinnvoll wäre, für die Fahrzeuge eine Strassenzulassung in Form eines Scheines oder Ausweises – ähnlich wie es das etwa in Deutschland gibt – einzuführen, möchten die beiden Polizisten nicht beurteilen. «Das ist eine politische Frage», sagt Bertschi.
Wohl aber würden sie sich eines wünschen: dass sich die Menschen vor einer Anschaffung mehr informieren. Darüber, welche Fahrzeuge in der Schweiz zugelassen sind und unter welchen Bedingungen sie wo genützt werden dürfen. «Das würde schon viel helfen. Gerade bei jüngeren Kindern sind da die Eltern in der Pflicht, das vor dem Kauf entsprechend abzuklären», so Bertschi. Loosli hielte auch eine Helmpflicht für sinnvoll. Und vor allem: «Mehr Rücksichtnahme aufeinander im Strassenverkehr.»
Polizei setzt auf Prävention
Die Regionalpolizeien setzen im Umgang mit den Trendfahrzeugen derweil auf Dialog und Prävention. Beobachte eine Patrouille einen Gesetzesverstoss, «sprechen wir die Person darauf an und machen sie darauf aufmerksam, dass das verboten ist», sagt Bertschi.
«Zeigt sich eine Person uneinsichtig oder handelt es sich um Wiederholungstäter, dann sprechen wir auch eine Busse aus.»
Die Regionalpolizei Unteres Fricktal hat ausserdem eine Broschüre mit den geltenden Vorschriften und Gesetzen bezüglich der Fahrzeuge erarbeitet und informiert auch online darüber.
Überhaupt: Die Information der Bevölkerung sei ein wichtiger Schritt in der Prävention. «Wir können die Entwicklung weder stoppen noch beeinflussen, sondern nur mit den Folgen davon umgehen», sagt Bertschi.
Ein Ansatz ist es deshalb, in der Verkehrsinstruktion vom Kindergarten bis in die Primarschule auch die E-Trotti-Problematik einfliessen zu lassen und so präventiv zu wirken.