
Bevölkerung übt Detailkritik an geplanten Tempo-30-Massnahmen

Vorweg: Es gab skeptische Stimmen und viele Fragen von einer Handvoll Anwesenden, aber keine grundsätzliche Opposition gegen Tempo 30. Ein lärmgeplagter Bürger, der an der Hauptstrasse wohnt, forderte gar die Ausweitung auf die Kantonsstrasse.
Der Gemeinderat Reiden möchte mit der Verlangsamung des Verkehrs die Sicherheit und die Wohnqualität der Bevölkerung erhöhen. Dieser Wunsch kam teilweise von Anwohnern.
Rund 50 Personen besuchten die öffentliche Informationsveranstaltung der Gemeinde am Mittwochabend in der «Sonne». 200 Besitzer von Privatstrassen in Reiden wurden separat angeschrieben; einige waren anwesend.
Keine Rechtsstreitigkeiten erwünscht
«Heute beschliessen wir nichts», eröffnete der für den Bereich Bau und Infrastruktur zuständige Gemeinderat Willi Zürcher (FDP) den Anlass. Es gehe darum, die Sachlage aufzuzeigen. Die Gemeinde könne Tempo 30 verfügen. «Es ist aber nie das Ziel des Gemeinderats, Rechtsstreitigkeiten mit Privaten anzufangen», so der zuständige Gemeinderat.
Gemeint sind mit Privaten die Besitzer von öffentlichen Strassen in privatem Eigentum, von denen es viele in Reiden gibt; dort ist auch Tempo 30 vorgesehen. Aber nur, wenn es keinen Widerstand gibt. Privatstrassen mit Verbotsschildern sind ausgenommen. In einer ersten Etappe ist die Einführung von Tempo-30-Zonen in sechs Gebieten vorgesehen:
1. Kreuzmatte/Zelglimatte, 2. Badmatt, 3. Hölzli, 4. Gässli/Feld/Hinterberg/Bifang, 5. Walki/Grossmatte und 6. Unterwasser.
Bauliche Massnahmen gaben zu reden
Damit man die Tempo-30-Zonen erkennt, sind markante Zoneneingänge mit Schildern geplant, dazu Markierungen auf der Strasse (Rechtsvortritte und 30-Reminder), Belagserhöhungen von zirka sechs Zentimetern (sogenannte Vertikalversätze) und teilweise Einengungen für den Gegenverkehr. Zu diskutieren gaben vor allem die Schwellen und Einengungen. Ein Bewohner des Hölzli-Quartiers befürchtet, dass er wegen einer Schwelle im Winter den Hang nicht mehr raufkommt. «Das ist nur während rund 10 Tagen pro Jahr ein Problem. Die Rampen sind nicht steil», sagte Aschi E. Schmid dazu. Ein Bürger meinte, die Schwellen seien «ein Witz» und erhöhten den C02-Ausstoss. «In Sursee geht es auch ohne.» Der Verkehrsplaner widersprach; auch in Sursee gebe es Versätze und Einengungen.
Kleine Füsschen markieren Zonen für Kinder
Eine Person aus dem Gebiet Unterwasser kritisierte die Verengung als unnötig, mit dieser könne man nicht mehr «flüssig durchfahren». Ein anderer meinte, die Sertelstrasse solle man von Tempo 30 ausnehmen, da sie schon sicher sei. Zwei Personen stellten Fragen zur Sicherheit der Kinder. Es sei gefährlich, wenn es auf der Feldstrasse keine Fussgängerstreifen mehr gebe, sagte eine Frau. «Schulkinder kommen in der Mittagszeit von allen Seiten zu springen.» Willi Zürcher warnte vor «falscher Sicherheit». «Ein Fussgängerstreifen regelt nur den Vortritt. Sonst nichts», ergänzte Aschi E. Schmid. Man werde mit kleinen Füsschen Zonen markieren, wo die Kinder die Strassen queren sollten.
Nach rund 80 Minuten endete der Anlass. Beschlossen ist nichts. Am Montag startet eine obligatorische Anhörung der Privatstrassenbesitzer und ein Mitwirkungsverfahren, bei der jeder bis 16. Dezember schriftlich Eingaben an die Gemeinde machen kann. Wenn Anwohner einer Quartierstrasse fänden, sie wollten das nicht, «dann gibt es keine Tempo-30-Zone», sagte Willi Zürcher.