Biber im Kanton Luzern kommen vom Aargau her

Rund 75 Biber leben im Kanton Luzern.
Rund 75 Biber leben im Kanton Luzern.

Der Biber gerät immer wieder in die Schlagzeilen und sorgt für Emotionen. Beispielsweise, als vor zwei Wochen das Bezirksgericht Willisau einen Landwirt der Biberdamm-Zerstörung schuldig sprach (wir berichteten). Oder wenn es um das Jagdgesetz geht, über das am 27. September abgestimmt wird. Doch wie steht es eigentlich um den Biber im Kanton Luzern? Eine kleine Übersicht mit Fakten und Zahlen. 

Wie viele Biber leben im Kanton Luzern? 

Im Winter 2017/ 2018 hat die Aktion Biber Zentralschweiz von Pro Natura zusammen mit der Dienststelle Landwirtschaft und Wald des Kantons Luzern ein Monitoring durchgeführt. Anhand der vorhandenen Spuren schätzten sie den Biberbestand auf rund 75 Tiere. Der Bestand hat seither wohl zugenommen. An der Wigger zwischen Dagmersellen und Reiden gibt es ein Familienrevier mit rund drei bis acht Tieren. 

Wie gross ist die Population im Vergleich zu anderen Kantonen? 

Der Kanton Luzern ist im Vergleich zu Kantonen wie Thurgau, Bern oder Aargau noch nicht lange von Bibern besiedelt. Beim ersten nationalen Monitoring 2008 konnte im Kanton Luzern erst ein Nachweis gemacht werden. Die Gewässer werden von der Kantonsgrenze zu Bern, Aargau, Zug her besiedelt. Im Wiggertal wandern die Biber vom Kanton Aargau her in den Nachbarkanton ein. In Aargauer Gewässern dürften aktuell rund 350 Biber leben. Südliche Kantonsgebiete hat der Biber bisher noch nicht erreicht. Es gibt auch Kantone, welche bisher noch keine Bibervorkommen haben: zum Beispiel Uri, Schwyz, Nidwalden. 

Gibt es im Kanton Luzern zurzeit Aufwertungsprojekte für den Biber? 

Die Aktion Biber Zentralschweiz von Pro Natura plant zurzeit Projekte zur Revitalisierung des Bachs Pfaffneren in Pfaffnau mit Einbezug der Baukraft des Bibers. In Altbüron hat die Aktion letztes Jahr eine Revitalisierung einer Quelle realisiert. Beim Kraftwerk Mühleplatz wurde diesen Frühling eine Biberrampe gebaut, damit dieses Wanderhindernis für den Biber passierbar wird. 

Wie schnell breiten sich Biberpopulationen aus? 

Biber haben eine kleine Reproduktionsrate. Die Weibchen werden erst mit zwei bis drei Jahren fruchtbar. Zudem werfen sie nur einmal im Jahr zwei bis drei Junge. Durch Hochwasser, Nahrungsumstellung, Krankheiten, Verkehrsunfälle, Revierkämpfe erleiden die Jungen zudem grosse Verluste. Der Zuwachs innerhalb einer Familie ist also im Vergleich zu anderen Nagetieren sehr klein. Der schweizweite Bestand wird jedoch zunehmen, bis die Lebensraumkapazität erreicht ist. 

Wo lebt der Biber? 

Der Biber ist an bestimmte Lebensraumbedingungen gebunden. Das Gewässer muss langsam fliessend sein, genügend Nahrung ist zwingend. Und es muss die Möglichkeit geben, einen Bau oder eine Burg anzulegen, was im Winter und während der Jungenaufzucht speziell wichtig ist. Biber verteidigen zudem ihre Reviere aggressiv. Der Biberbestand ist also reguliert durch die Verfügbarkeit von Lebensraum. 

Können Biber etwas Positives in den Gewässern bewirken? 

Besonders wertvoll für die Natur sind Biber-Reviere, die über längere Zeit bestehen und wo die Bauten des Bibers nicht manipuliert werden müssen. In solchen Revieren steigt die Artenvielfalt anderer Gewässer-Lebewesen nachweislich sehr stark an. 

Sind Biber geschützt? 

Ja. Gemäss Bundesrat sind Eingriffe in den Bestand auch im neuen Jagdgesetz nur bei Wolfsrudeln und Steinböcken zulässig. Der Bundesrat kann weitere Arten als regulierbar bezeichnen, sofern sachliche Gründe vorliegen. 

Wieso sich die Gegner gegen das neue Jagdgesetz aussprechen? 

Das Referendums-Komitee, das sich aus den Umweltorganisationen Pro Natura, BirdLife Schweiz, Gruppe Wolf Schweiz, WWF Schweiz und zooschweiz zusammensetzt, warnt davor, dass der Bundesrat geschützte Tierarten wie der Biber jederzeit auf die Liste der regulierbaren Arten setzen kann.