Bibliotheks-Schliessung: Sparvorschlag des Gemeinderats erzürnt Einwohner von Aarburg

Die Gemeinde Aarburg muss sparen. Ende Jahr werden die Schulden bereits bei einer Höhe von 27,4 Millionen Franken liegen. Um künftig jährlich 60 000 Franken einsparen zu können, hat der Gemeinderat den Stimmbürgern beantragt, die Stadtbibliothek per Ende Jahr zu schliessen. Ein Vorschlag, der in der Bevölkerung auf keinen positiven Tenor trifft. Zahlreiche Leserbriefe und Online-Kommentare gingen dazu beim Zofinger Tagblatt ein. Auch Kultur- und Tourismusvertreter sowie Vereine sind dem Vorschlag der Gemeinde nicht wohlgesinnt. «Die Bibliothek stellt einen wesentlichen Kulturanteil der Stadt dar und ist dadurch sehr wertvoll», äussert sich etwa Klaus Müller der Arbeitsgruppe Born. «Ausserdem befindet sich die Stadtaufwertung momentan im Stillstand. Wenn jetzt noch die Bibliothek wegkommt, ist es noch weniger als nichts.» Die Metzgerei musste bereits dichtmachen und auch für die örtliche Post sehe es nicht rosig aus. «Das Städtli braucht Leben», findet Müller.

Dass jedoch gespart werden müsse, sieht auch er ein. Anstelle einer radikalen Streichung der Bibliothek solle der Gemeinderat aber versuchen, diese billiger zu gestalten. Eine Idee wäre, die beiden Schulbibliotheken mit der Stadtbibliothek zusammenzulegen. Zum Erfahrungsaustausch könne mit Oftringen und Rothrist zusammengearbeitet werden. Mit letzterer Gemeinde hat Müller sogar schon selber Kontakt aufgenommen. «In Rothrist sind fast 50 Prozent derjenigen, welche die Bibliothek besuchen, junge Menschen. Sie müssen wir beim Lesen fördern und weiterbilden.» Müller empfiehlt die Erstellung einer vertiefenden Studie betreffend des Problems, dafür stellt er sich sogar persönlich zur Verfügung. «Ich besitze den nötigen Erfahrungswert.»

Schliessung wäre unfair

Einen weiteren Aspekt stellt der grosse Anteil an Ausländern (fast 45 Prozent) in der Gemeinde dar. «Diejenigen, die daran interessiert sind, sich zu integrieren, gehen in die Bibliothek, um sich deutsche Bücher auszuleihen und so ihre Sprachkenntnisse zu verbessern», weiss Müller. Christina Kunz, die Gründerin des Vereins «Itinéraire suisse de Mozart/Schweizer Mozartweg», hat eine ganz ähnliche Meinung: «Die Schliessung ist denjenigen gegenüber, die sich in der Bibliothek ihre Bildung holen wollen, nicht richtig.» Sie hoffe fest, dass es nicht zur Schliessung komme. Sie wisse, wie viel es brauche, bis so eine Bibliothek überhaupt erst zustande komme. Eine Schliessung sei auch denjenigen gegenüber, die sich dafür eingesetzt haben, nicht fair.

 

17'000 Medien, vom Buch bis zur DVD und Games, werden jährlich ausgeliehen. (Foto: Rahel Wirz)
17’000 Medien, vom Buch bis zur DVD und Games, werden jährlich ausgeliehen. (Foto: Rahel Wirz)

«Wer anfängt, an der Kultur und der Bildung zu sparen, schlägt den falschen Weg ein», erklärt Kunz. Für ein «Sparen am falschen Ort» hält das auch Marianne Lupberger, Vizepräsidentin Familienklub Aarburg. Die Frage, die es zu klären gilt, ist: Wo soll die Gemeinde sparen? «Zur Klärung müsste man zusammensitzen und gemeinsam nach einer Lösung suchen», sagt Lupberger.

Die Präsidentin vom Schlüssel, Kultur in Aarburg, Verena Joss sagt dazu: «Die Situation ist schwierig.» Sie verstehe, dass die Verwaltung mehr Platz brauche und es naheliege, dass der Gemeinderat mit der Bibliothek liebäugle. Immerhin gehört das Gebäude bereits der Gemeinde. Aber: «Ganz ohne Bibliothek wird es nicht gehen.» Anstatt diese verschwinden zu lassen, solle der Gemeinderat beim Personal einsparen, die Öffnungszeiten verringern und auf mehr Freiwilligenarbeit setzen. «Das Haus ist für die Bibliothek zu gross, die muss sich an einem kleineren Ort einmieten», findet Joss. Auch eine Fusion mit den Schulbibliotheken hält Joss wie Klaus Müller nicht für ausgeschlossen.

Nicht sang- und klanglos verschwinden

Dieser Meinung schliesst sich Heiny Volkart vom VW-Käfer-Museum an. «Es muss doch möglich sein, die Bibliothek kostengünstiger zu gestalten. Sie soll nicht einfach sang- und klanglos verschwinden», sagt er. Die Finanzlage Aarburgs sei ihm durchaus bewusst, aber ob das jetzt mit den 60 000 Franken für die Bibliothek stehe oder falle, glaube er kaum. «Es ist nicht richtig, die Bibliothek zuzumachen, um den Platz für die Gemeindeverwaltung zu nutzen, wie es momentan der Plan ist», findet Volkart.

Ob die Stadtbibliothek Ende Jahr wirklich zugeht, bleibt vorerst offen. Der Gemeinderat beantragt der Stimmbevölkerung die Schliessung. Diese entscheidet an der Gmeind vom 24. November.

Einen Kommentar von Redaktor Patrick Furrer zu diesem Thema finden Sie online.