
Bitten nicht füttern: Falsche Tierliebe schadet Vögeln

Für Tierfreunde gilt: Tauben nicht füttern!
Das Füttern von Enten, Schwänen, Möwen, aber auch Tauben, ist ein Dauerthema. Die Schweizerische Vogelwarte Sempach und BirdLife Schweiz schreiben im Merkblatt:
– Eine Fütterung von Wasservögeln ist nicht nötig. Sie finden selber genügend Nahrung.
– Gefährdete Wasservogelarten profitieren nicht von der Fütterung. Sie benötigen Ruhezonen, in denen sie ungestört sind.
– Das gelegentliche Verfüttern von Brot in kleinen Mengen ist keine Gefahr für die Gesundheit der Wasservögel. Eine massive und einseitige Fütterung mit Brot führt zu Verdauungsproblemen. Keinesfalls gewürzte Essensreste oder verschimmeltes Brot füttern.
– Wildlebende Wasservögel verfetten nicht durch die Fütterung und aufquellendes Brot führe nicht zu Magenverletzungen.
– Das Füttern kann zu lokalen Konzentrationen von Vögeln führen. Das bringt Stress für die Tiere und überträgt Krankheiten schneller.
– Herumliegende Brotreste locken Ratten und Strassentauben an.
Strassentauben haben in den letzten Jahrzehnten an vielen Orten mehr oder weniger grosse Populationen aufgebaut. Da die Brutzeit nur rund 18 Tage dauert, kann ein Taubenpaar in einem Jahr bis zu zwölf Jungtiere aufziehen. Die Tauben finden viele fressbare Abfälle und erhalten das grösste Futterangebot durch «tierliebende» Menschen, die sie füttern. Das mögen die Tauben, gut tut es ihnen hingegen nicht! Denn das Taubenfutter stellt eine einseitige Ernährung dar und führt zu einem Mangel an Mineralstoffen und Vitaminen. Die Fütterung führt zudem zu einem übermässigen Anwachsen der Populationen und verursacht Probleme. Taubenkot ist ein Nährboden für Schimmelpilze, die sogar Gestein zerstören. Aus Brutplätzen wandern Taubenzecken, Flöhe und Blutmilben aus und befallen auch Menschen. (ran)
Wie häufig in den vergangenen Tagen schwankt das Wetter zwischen Sonne und Regen, mit dem Wind als einzige Konstante. Ungerührt dessen findet sich eine grössere Schar Tauben in Aarburg vor dem «Känzeli» wieder. Im Wasser der gleich daran vorbeifliessenden Aare hat es fast ebenso viele Stockenten. Die einzige Veränderung in dieser – fast alltäglicher – Szene ist ein Plakat am Geländer des «Känzelis».
Unter dem Logo der Stadt Aarburg steht: «Füttern von Enten und Tauben verboten. Für gesunde Vögel und eine saubere Stadt. Danke!» Angebracht wurde das Plakat anfangs der Woche durch den Aarburger Werkhof, wie der verantwortliche Gemeinderat Fredy Nater bestätigt. «Eigentlich sollte bekannt sein, dass das Füttern von Enten oder Tauben unterlassen werden sollte», so Nater. Anwohner sind an den Gemeinderat herangetreten, da besonders im Bereich des «Känzelis» trotzdem oft Tauben oder Enten gefüttert werden. «Die Folgen davon sind eine Überpopulation, kranke Tiere und Verschmutzungen durch die Ausscheidungen der Tiere», erklärt der FDP-Gemeinderat den Grund für das Plakat. Er selbst sei kein Fan von Verboten, besonders wenn keine rechtliche Grundlage zum Durchsetzen existiere. Jedoch erforderte die Situation eine Massnahme und zusammen mit dem Bauamt seien die Plakate zur Sensibilisierung entstanden.
Selbst wenn das «Verbot» nicht kontrolliert werde, hofft Fredy Nater auf das Verständnis der Spaziergänger. «Nebst der Verschmutzung spielt auch das Tierwohl mit und das Füttern zeugt von falscher Tierliebe.»
Probleme gibt es auch anderswo
In den umliegenden Gemeinden sieht es unterschiedlich aus. Der Gemeinde Rothrist sind gar keine Probleme bekannt. In Oftringen gab es vor einiger Zeit Probleme mit Tauben. Gemäss Christian Schulthess, Projektleiter Tiefbau/Umwelt der Gemeinde Oftringen, seien von den betroffenen Anwohnern etwa Nagelbretter auf den Fenstersimsen angebracht worden. «Seit längerer Zeit habe ich nichts mehr gehört, deshalb gehe ich davon aus, dass es kein Problem mehr gibt», so Schulthess. Laut Andreas Jordi, Mitarbeiter im Werkhof Zofingen, sind in Zofingen nicht Tauben, sondern eher Saatkrähen das Problem. Auch sie dürften in der Vergangenheit gefüttert worden sein und sich deshalb überall in den Bäumen der Stadt niedergelassen und fleissig vermehrt haben. Zu den Verschmutzungen komme bei den Saatkrähen zusätzlich noch der Krach dazu, sagt Jordi. Plakate wie in Aarburg gibt es aber in keiner der umliegenden Gemeinden.