
Blitzer-Panne betrifft auch ein Rotlicht – ein Pfosten steht ihm im Weg
Der fix installierte Blechpolizist auf der Badener Gstühl-Kreuzung funktioniert nicht wie gewünscht. Das wurde vor wenigen Wochen bekannt. Stadtpolizei-Chef Martin Brönnimann sprach von einer «technischen Unzulänglichkeit». Jene Temposünder, die zu schnell in Richtung Bern/Zürich über die Kreuzung brausen, können zurzeit nicht gebüsst werden. Seit der Inbetriebnahme Mitte Juli werden Temposünder und Rotlicht-Missachter, die in derselben Richtung über die Kreuzung fahren, gebüsst, hiess es. Nicht so jene in Richtung Brugg.
Als die Panne publik wurde, stand noch eine mobile Radaranlage der Stadtpolizei 50 Meter von der Kreuzung in Richtung Bern/Zürich entfernt. Diese ist mittlerweile verschwunden. «Die semistationäre Geschwindigkeitsmessanlage wird etwa alle zehn Tage an einem anderen Ort eingesetzt», sagt Martin Brönnimann. Die Panne ist deswegen nicht behoben.
Doch was genau ist das Problem? Macht etwa die Kamera der Anlage ungenaue Bilder? Martin Brönnimann verneint das. «Die Autokennzeichen sind gut ersichtlich. Wir haben ein funktionierendes System bestellt und grundsätzlich funktioniert es.»
Radaranlagen müssen in der Schweiz vom Eidgenössischen Institut für Metrologie (Metas) zertifiziert werden. Die Verkehrsüberwachungsanlage auf der Gstühl-Kreuzung, wie Brönnimann sie nennt, sei sehr komplex. «Die Situation muss durch unseren Lieferanten und das Metas geklärt werden. Die Stadt Baden hat hier keinen Einfluss.»
Ein Pfosten steht dem Blitzer im Weg
Recherchen dieser Zeitung zeigen nun: Auch nicht alle Rotlicht-Missachter können gebüsst werden. Betroffen ist die linke Spur der Fahrbahn in Richtung Bern/Zürich. Das Metas hat auch die Badener Blitzer-Anlage unter die Lupe genommen. Jürg Niederhauser, Leiter Direktionsgeschäfte, sagt zum Rotlicht-Problem: «Auf der linken Spur ist die Rotlichtüberwachung durch einen Pfosten abgedeckt und erfüllt deshalb die Anforderungen nicht.»
Die Überwachung auf der rechten Spur erfülle dagegen alle Anforderungen. Martin Brönnimann bestätigt dies. «Gebüsst werden nur die Übertretungen, die durch die geprüften und freigegebenen Anlagenteile festgestellt worden sind», sagt der Badener Polizeichef.
Zum Problem, dass die Temposünder in Richtung Bern/Zürich nicht gebüsst werden können, sagt Niederhauser: «Was die Geschwindigkeitsmessung hier betrifft, so ist auf beiden Spuren der minimale Kurvenradius für stationäre Radarmessungen nicht eingehalten. Damit erfüllt dieser Teil der Anlage die technischen Anforderungen nicht.»
Der Hersteller schweigt
Beim Hersteller der Blitzer-Anlage handelt es sich um die Bredar AG mit Sitz in Thörishaus. Die Verantwortlichen der Firma aus dem Kanton Bern wollen sich zum Fall aber nicht äussern und verweisen auf die Stadtpolizei. Das handhabe man grundsätzlich so, heisst es.
«Mit dem Lieferanten arbeiten wir schon lange sehr gut zusammen», unterstreicht Stadtpolizei-Chef Martin Brönnimann. Die Stadt hat von der Bredar AG bereits mehrere „Messmittel“ gekauft, auch jene semistationäre Geschwindigkeitsanlage. Diese funktionieren laut Brönnimann gut.
Was muss die Bredar AG nun ändern, damit die nicht abgenommenen Teile der Anlage zertifiziert und die Verkehrssünder gebüsst werden können? «Das dürfen und können wir als zulassende Stelle nicht im Detail vorgeben», sagt Jürg Niederhaus. «Wir dürfen nur verlangen, dass auch diese Teile der Anlage so eingerichtet werden, dass sie technischen Anforderungen erfüllen.»
Wechsel der Technologie als eine Möglichkeit
Beim Pfosten, der die Rotlichtüberwachung der linken Spur störe, «müsste sich das vermutlich mit dem Verschieben der betreffenden Anlage machen lassen», sagt Niederhauser. Beim Fall, wo der minimale Kurvenradius für stationäre Radarmessungen nicht eingehalten sei, «könnte eine Möglichkeit sein, auf andere Technologie zu wechseln.»
Wie lange dauert es nun noch, bis die Anlage komplett zertifiziert ist? «Dazu können wir nichts sagen», antwortet Niederhauser. «Wir können nur sagen, dass wir von unserer Seite relativ schnell reagieren können, wenn wir angefragt werden, noch eine Abnahmeprüfung der angepassten Teile dieser Anlage durchzuführen.»
«Wir haben nichts verheimlicht»
Zum Vergleich: Im Jahr 2019 hat das Metas 28 vergleichbare Geräte an 17 Standorten abgenommen. Bei solchen Abnahmen mussten in den vergangenen vier Jahren bei sechs Geräten Korrekturen vorgenommen worden, ehe das Metas die Zertifizierung erteilte.
Bis öffentlich bekannt wurde, dass der eine Blitzer nicht im Einsatz ist, vergingen über zwei Monate. Da stellt sich noch die Frage: Wieso hat die Stadtpolizei das Problem bei der Inbetriebnahme verheimlicht? «Wir haben nichts verheimlicht», antwortet Martin Brönnimann. «Wir sind davon ausgegangen, dass die unterschiedlichen Interpretationen rasch aufgelöst werden. Dass die Klärung so lange andauert, damit konnten wir nicht rechnen.»