
Brocante-Organisator Roland Erlbacher: Sammeln ist seine Leidenschaft
Das Telefon klingelt während des Gesprächs einige Male im geschmackvoll eingerichteten Aarburger Altstadthaus von Roland Erlbacher. «Das sind bestimmt Händler, die wegen der Brocante Fragen haben. Ich rufe später zurück», versichert Erlbacher. Seit 16 Jahren lebt der Stadtzürcher nicht nur im Städtchen an der Aare, sondern engagiert sich auch aktiv. Er stand dem Kulturverein Schlüssel als Präsident vor und schlichtete einige Streitigkeiten als Friedensrichter. Dasitzen ist nichts für den 75-Jährigen, der über drei Jahrzehnte als selbstständiger Unternehmensberater tätig war.
Zum elften Mal organisiert Erlbacher in Aarburg die Brocante, die dieses Wochenende erstmals im Städtchen stattfindet. «Die Verlegung vom Aarequai ist durchweg auf positives Echo gestossen.» Grund sei das neue Datum. «Bislang war an diesem August-Wochenende in Aarberg die Sommer-Brocante angesagt. Da es sie seit diesem Jahr nicht mehr gibt, habe ich das Datum für die Aarburger Brocante reserviert, weil es in Sammler- und Händlerkreisen bekannt ist.» Die Aarburger Brocante fand bislang am ersten Juli-Wochenende am Aarequai und rund ums Schulhaus Hofmatt statt. Da die Schulferien vorbei sind und am Freitag der Aufbau losgeht, fiel der Entscheid fürs Städtli. Rund um den Bärenplatz laden 60 Händler zum Flanieren, Stöbern und Verweilen ein. Erstmals stehen Marktzelte bereit. «Das einheitliche Bild sieht bestimmt stimmungsvoll aus», sagt Erlbacher, der grossen Wert auf Ästhetik legt. Auch in seinem Daheim, das er mit viel Liebe zum Detail eingerichtet hat.
Schon als Bub war Erlbacher von Antiquitäten fasziniert. So von einem Schrank aus dem Jahr 1750, der bei seinem Onkel stand. «Ich malte mir aus, was dieser wohl alles schon beheimatet hat.» Als er 13 war, rettete er einige Möbelstücke aus dem Nachlass der Grossmutter. Im Kirschbaumbett seines Grossvaters schläft er und in der alten Holzwiege haben alle seine fünf Kinder sowie einige seiner Enkel geschlafen. «Meine Sammelpassion weckten die Grosseltern, als sie mir eine kleine Bronzefigur aus dem 19. Jahrhundert schenkten.»
Nach seiner Pensionierung erfüllte Roland Erlbacher sich seinen Jugendtraum und stieg in den Handel ein. Lag damals sein Fokus auf antikem Silber- und Goldschmuck, lassen heute Gemälde der Zürcherin Gertrud Escher (1875–1956) sein Herz höherschlagen. «Sich auf einen Künstler zu konzentrieren ist spannend, weil die Entwicklung mitverfolgt wird.» Das grosse Geld werde ohnehin nicht mehr mit Antiquitäten gemacht – ausser es handele sich um Topnamen oder -hersteller. Der Markt sei weggebrochen, die Preise geschrumpft und die Zahl der Sammler sinke. «Der Lebensstil und die Begehrlichkeit haben sich verändert. Für ein Spinnrad als Dekoration zahlt niemand mehr 600 Franken.» Auch für einen Biedermeier-Esstisch seien wenige bereit, 14 000 Franken hinzublättern. «Ferien oder ein Koiteich haben Vorrang.» Dennoch rät Erlbacher mit dem Sammeln anzufangen. Er glaubt an eine Rückbesinnung und einen Wertewandel. Vor allem gibt es für ihn nichts Schöneres: «Ich liebe Venedig, reise der Touristen wegen aber nie mehr hin. Wenn ich meine Bildersammlung durchstöbere, bin ich dort und erst noch ungestört.»
Brocante im Städtli Aarburg, diesen Samstag und Sonntag von 9 bis 17 Uhr.