
Brot und Bier, das separier‘!
Ich liebe Brot. Ich liebe Bier. Aus diesem Grund tat ich kürzlich etwas leicht Dümmliches: Ich kaufte beim Beck Waber zusätzlich zum besten Sauerteigbrot weit und breit noch ein «Bread Beer».
Was soll ich sagen? Es war ein klassischer sogenannter «Impulskauf»: Ich wartete aufs Brot, studierte die Auslage und sah ein Bier, das mir gänzlich unbekannt war. In diesem Bier werde Weissbrot verwertet, das nicht verkauft werden konnte bis am Feierabend, klärte mich die Verkäuferin auf. Her damit! Am Abend erinnerte ich mich wieder ans Brot-Bier, das inzwischen auf Trinktemperatur runtergekühlt war. Dass das Bier, wie ich nun feststellte, nicht nur «Bread Beer», sondern ganz cool «Damn Good Bread Beer» heisst, liess mich nichts Gutes vermuten. Ein Bier ist gut, weil es gut schmeckt und nicht, weil man es «gut» nennt. Ein Drittel des Gerstenmalzes, lese ich vor dem Öffnen, wird in diesem Bier durch hartes, gemahlenes Brot ersetzt (Stichwort «Food Waste»!). Das ist eigentlich alles, was es zum «Bread Beer» zu sagen gibt. Und für jene, die «Damn Good» nicht verstehen, übersetzt der Hersteller «Damn Good Food & Beverages AG» netterweise den Slogan gleich auf Schweizerdeutsch: «Vertami gut».
Das Bier soll angeblich hell sein, aber so sieht es meiner Meinung nach nicht aus, sondern beinahe amberfarben und leicht trüb. Und so schmeckt es auch: trüb. Und zwar in jeder Hinsicht. Man könnte sogar sagen: es schmeckt betrüblich abgestanden. Ich warte darauf, dass mich «ein Bürli dezent anstupst» (Thurgauer Zeitung) oder mich eine «leichte Karamell-Note» (Eigenwerbung) anspringt, aber es passiert nichts. Ausser, dass ich nach drei ordentlichen Schluck «Bread Beer» aufstehe, um ein wunderbares Pilsner Urquell aus dem Kühlschrank zu holen, mit dem ich den schalen Geschmack runterspülen kann. Dass das Bier von der Brauerei Locher gebraut wird, deren Quöllfrösch ähnlich abgestanden riecht, habe ich übrigens erst Tage später bemerkt…
Ich weiss, es ist selbstverständlich sehr sinn- und ehrenvoll, Lebensmittel vor der Vernichtung zu retten. Es ist darüber hinaus eine originelle Idee, wenn Bäckereien Bier verkaufen können, in dem quasi ihr eigenes Brot enthalten ist. Aber alle, die sich schon mal mit dem Deutschen Reinheitsgebot von 1516 befasst haben, werden mir zustimmen, wenn ich behaupte, dass Brot im Bier rein gar nichts zu suchen hat. Nichts! Brot im Bier ist eine «Damn Bad Idea», so leid es mir auch tut.
Das ändert allerdings nichts daran, dass man mit allen Mitteln gegen die Verschwendung von Lebensmitteln kämpfen sollte. Vielleicht fängt der Kampf ja damit an, dass man als Bäckerei-Kunde nicht erwarten sollte, dass abends um halb sechs noch zehn frische Baguettes im Regal stehen. Ich bin kein Unternehmer, aber als solcher würde ich es vorziehen, drei Baguettes weniger zu verkaufen, als zehn übriggebliebene entsorgen zu müssen. Und ich wäre als Kunde bereit, auch ein Sauerteigbrot vom Vortag zu kaufen – meinetwegen sogar zum selben Preis – solange das Herstellungsdatum klar deklariert ist. Eine Strafe wäre das keineswegs – das Sauerteigbrot vom Waber schmeckt nämlich am zweiten Tag fast noch besser als am ersten!