
Bühne frei für einen vielfältigen Aargauer Konzert-Sommer

Theoretisch wären seit 6. Juni Konzerte mit bis 300 Besuchenden unter Auflagen möglich. Aber die Clubs und Veranstalter sind noch vorsichtig und zurückhaltend. Die meisten haben sowieso Sommerpause und starten erst im September oder Oktober mit ihrem Programm. Andere wollen erst mal den 24. Juni abwarten, wo nächste Lockerungsschritte erwartet werden.
Einzelne Clubs wie das Böröm Pöm Pöm in Oberentfelden haben am ersten Wochenende, am 6. Juni, aber schon vom Bar- auf Konzertbetrieb umgeschaltet. Schnell und spontan konnte der Rockmusiker Mojo Flückiger von The Vibes für ein intimes Solokonzert gewonnen werden, dem immerhin 40 Leute beiwohnten. Gemäss Programmleiter Dominik Schibli verzichtet das «Böröm» auf eine Sommerpause, möchte stattdessen auf dem Areal im Freien kleine Konzerte mit lokalen Musikern und Kollekte anbieten.
Ähnliche Gedanken macht sich das Nordportal in Baden. In der Halle finden schon Partys statt, aber grosse Konzerte noch nicht. Clive Hupf, für das Konzert-Programm zuständig, ist noch in Warteposition. Er kann sich aber sehr gut vorstellen, im Juli und August vor dem Club kleine Freiluftkonzerte zu organisieren und hofft, dass die Stadt mitspielt. «Die Schweizer Musiker sind bereit und hungrig auf Konzerte. Die Leute bleiben für die Ferien in der Schweiz. Das könnte funktionieren», sagt er.
Dass nach den Monaten des Lockdowns der Hunger auf Konzerte vorhanden ist, hat sich in der Musigburg schon gezeigt. Der Aarburger Club hat am schnellsten reagiert und schon am ersten Wochenende ein ausverkauftes Doppelkonzert mit Fernando von Arbs Bad Ass Romance und Fighter V durchgeführt. 450 Besuchende fasst die Musigburg, vorerst werden aber nur 150 reingelassen. Gemäss Geschäftsführer Ronnie Url kann der erforderliche Abstand auf diese Weise nicht immer eingehalten werden, dafür werden Kontaktlisten erstellt, Masken angeboten und die Temperatur der Gäste wird gemessen. Die Mindestvorgaben werden also eingehalten. Das Juni-Programm in der Musigburg steht. Jetzt ist Url mit Hochdruck daran, attraktive Bands für den Sommer und Herbst zu buchen. «Wir wollen ein Zeichen setzen und nicht jammern», sagt er. Weil viele zu Hause bleiben, könnte sich aus seiner Sicht ein Sommerprogramm erstmals lohnen.
Als eine Art Testlauf war auch das Konzert von Hendrix Cousins am 19. Juni in der Konservi in Seon gedacht. Weil das Konzert aber innert Kürze ausverkauft war, findet nun am Folgetag ein weiteres Konzert statt. Auch dieses Konzert ist längst ausverkauft. «Wir hätten auch ein drittes machen können», sagt Veranstalter Markus Schamberger lachend. Die Konservi hat die Kapazität halbiert und bietet jetzt 82 Leuten fixe Sitzplätze an Tischen zum Essen und Trinken. «So können wir es gegenüber unseren Gästen verantworten», sagt Schamberger.
Ansturm auch beim Klassik-Publikum
Auch das Klassik-Publikum sehnt sich offenbar nach Konzerten. Ausverkauft meldet jedenfalls Daniela Roos von Sonaare Aarau für das «Cello Spektakel» der Swiss Cellists in der Pauluskirche Aarau am 20. Juni. «Innert drei Tagen waren wir ausverkauft. Das ist krass und hatten wir noch nie», sagt Daniela Roos. Als Schutzmassnahme hat Sonaare den Raum vergrössert, damit die Abstandsvorschriften eingehalten werden können. «In den Sitzreihen bleibt immer ein Sitz frei», sagt Roos. Trotzdem gibt es Platz für 150 Konzertbesuchende, die in Sektoren eingeteilt werden. «Der Ansturm ist gewaltig», sagt Roos. Noch immer fragen Leute nach Konzerttickets. Wer jetzt zu spät ist, erhält eine neue Chance: Vom 10. Juli bis 14. August finden weitere Konzerte statt. Dann vielleicht sogar ohne Corona-Abstand.
Ein hübsches kleines Projekt lanciert der Saxofonist Rafael Baier mit «Le Jardin du Jazz». Es ist eine Veranstaltungsreihe in seinem privaten Garten direkt an der Aare in Aarau. Mit Jodok Hess (Klavier) und Fridolin Blumer (Bass) stellt er in 45-minütigen Konzerten die Musiker und Komponisten Chick Corea, Benny Golson, Charles Mingus und Tom Jobim vor. Talk, Hintergründe, Anekdoten und Musik unter freiem Himmel. Der Sommer darf also kommen.