
Cheers! Die Briten prosten sich wieder zu – nur Boris Johnson muss warten
Die jungen Frauen in Huddersfield in der Grafschaft Yorkshire, die um kurz nach acht Uhr morgens im britischen Frühstücksfernsehen zu sehen waren, freuten sich trotz der eisigen Temperaturen riesig über ihr erstes Pint nach mehr als drei Monaten Pub-Pause. Am Montag feierten Zehntausende Briten im ganzen Land die Wiedereröffnung ihrer Beizen, die nach dem harten Winterlockdown erstmals wieder Gäste bewirten durften – wenn auch vorerst nur in den Aussenbereichen.
Die Lockerungen sind gute News für die gebeutelte Branche. Doch rund die Hälfte der fast 48’000 Pubs im Königreich müssen weiter auf ihre Wiederöffnung warten, weil sie schlicht zu wenig Platz in ihren Aussenbereichen haben, um die Abstandsregeln durchsetzen zu können. Immerhin: Einen Lichtschimmer gibt es auch für jene, die sich in Geduld üben müssen. Premierminister Boris Johnson hat angekündigt, dass ab dem 15. Juni alle Coronamassnahmen im Land aufgehoben werden sollen.
Auch der Premierminister selbst hatte vor Wochenfrist angekündigt, den gestrigen Tag mit einem Pint im Biergarten feiern zu wollen. Die einwöchige Staatstrauer um den am Freitag verstorbenen Prinzgemahl Philip machte den schönen Plan allerdings zunichte. Zum Trost liess sich der konservative Regierungschef wenigstens die widerspenstigen Haare schneiden. Damit hatte Johnson sogar noch Glück: Vor den Friseursalons in London herrschte heftiger Andrang, Termine sind auf Wochen hinaus ausgebucht.
Die Öffnung der Pubs, Läden und Coiffeursalons kommt planmässig zwei Wochen, nachdem den Engländern erstmals wieder ein Treffen zu sechst erlaubt worden war. Besuche in den Wohnungen bleiben noch bis Mitte Mai verboten. Seit gestern aber dürfen die Engländer wieder für zwei Wochen irgendwo im Land Ferien machen. Die Vorschriften in den Regionen Schottland, Wales und Nordirland weichen nur unwesentlich vom grössten Landesteil England ab.
Wie Grossbritannien die dritte Welle verhindert hat
Schulen und Kindergärten sind bereits seit Anfang März wieder geöffnet. Mit Argusaugen haben die Wissenschaftler der britischen Regierung seither die Entwicklung der Pandemie-Kennziffern verfolgt, der befürchtete Rückschlag bis hin zu einer dritten Welle blieb aber aus. Grossbritannien bleibt auf Kurs.
Das ist dem höchst erfolgreichen Impfprogramm zu verdanken. In vier Monaten haben 32,1 Millionen Menschen auf der Insel mindestens eine Impfdosis gegen Sars-CoV-2 erhalten, mehr als 47 Prozent der gesamten Bevölkerung. Der Anteil der zweifach Geimpften lag am Sonntag bei 11 Prozent. Starben im Januar täglich bis zu 1250 Menschen an Covid-19, werden inzwischen täglich durchschnittlich noch 36 Covid-Todesfälle gemeldet.