Corona-Fall in der siebten Klasse: Schule Reiden hat korrekt informiert

«Ab kommenden Montag gilt wieder die Schulpflicht.» Sabine Beyer, Rektorin der Schule Reiden
«Ab kommenden Montag gilt wieder die Schulpflicht.» Sabine Beyer, Rektorin der Schule Reiden

Zweiter Fall im Kanton Luzern

«Der Fall in Reiden ist der zweite uns bekannte Corona-Fall an einer Schule im Kanton Luzern», erklärt der Luzerner Kantonsarzt Roger Harstall. «Der erste Fall Anfang März betraf eine Schülerin der Kantonsschule Alpenquai.» Und wie beurteilt der Kanton die Informationspolitik der Schule Reiden?

«Aus unserer Sicht war das Vorgehen absolut richtig», sagt Charles Vincent, Leiter der Dienststelle Volksschulbildung. «Unmittelbar nach Erhalt der Information hat die Schulleitung die Eltern aller Klassen der gleichen Stufe informiert.» Im kooperativen Sekundarschulmodell, das Reiden führe, kämen nur die Lernenden der gleichen Stufe – in diesem Fall die 7. Klassen – teilweise in klassengemischten Klassen zusammen. Die achten und neunten Klassen hätten im Unterricht kaum Kontakt mit den Lernenden der siebten Klassen. Auch die Pausen würden separat verbracht. Deshalb sei eine nachträgliche Information der weiteren Schüler zum jetzigen Zeitpunkt «absolut zeitgerecht». Vincent empfiehlt, bei solchen Fällen situationsgerecht vorzugehen. «In einer kleinen Schule müssen in der Regel gleich alle Eltern informiert werden», sagt er, «in einer grossen Schule wie Reiden ist eine Information im Rahmen einzelner Schulhäuser oder Stufengruppen richtig.» (ben)

In der Sekundarschule Reiden gibt es in einer siebten Klasse im Schulhaus Johanniter 4 einen Corona-Fall. Dies machte «20 Minuten» gestern publik. Die Gemeinde und der Kanton bestätigten den Fall. Die Schule Reiden hat die Eltern der siebten Klassen, also der ersten Oberstufe, am Samstag in einem Brief informiert. Im Schreiben heisst es, dass «ein Schüler der 1. Oberstufe positiv auf das Covid-19 getestet worden ist». Er befinde sich in Isolation und die Schule Reiden stehe in engem Kontakt mit dem Kantonsarzt sowie der Dienststelle Gesundheit und Sport. Eine Quarantäne für weitere Schülerinnen und Schüler hat der Luzerner Kantonsarzt nicht angeordnet.

Besorgte Mutter ging an die Öffentlichkeit

Die nicht namentlich genannte Mutter eines 15-Jährigen, der in der gleichen Schule eine achte Klasse besucht, kritisierte in «20 Minuten», dass die Schule Reiden alle Eltern hätte informieren sollen – und nicht nur diejenigen der 7. Klassen. Sie habe durch einen verschickten Screenshot davon erfahren.

Der Schulleiter der Sekundarschule, Timo Helfenstein, sagte dazu, man habe sich an die Empfehlungen des Kantonsarztes gehalten und «deshalb nicht allzu offensiv kommuniziert, auch aus Datenschutzgründen». Helfenstein steht zu diesem Vorgehen, das auch vom Kanton gestützt wird (siehe Box ). Er bestätigte dies gestern an einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz im «Sonne»-Saal. Der Gemeindeführungsstab von Reiden und Vertreter der Schule Reiden informierten über den Corona-Fall und über getroffene Massnahmen zur Vorbeugung von Corona-Infektionen.

«Man hat damit rechnen müssen und jetzt ist es bei uns passiert», sagte die Rektorin der Schule Reiden, Sabine Beyer. Die Schule sei gut vorbereitet gewesen. Am Freitagabend nach 20 Uhr wurde die Schule laut Beyer über den Fall informiert. Am Samstag verschickte die Schule laut Timo Helfenstein, dem Schulleiter der Sekundarschule, den Brief an die Eltern der 7. Klassen.

Kanton entscheidet bei Corona-Fällen

Der betroffene Lernende habe Niveauklassen besucht, erklärte Helfenstein. Genauere Angaben zum Schüler durfte er keine machen und verwies an den Kanton. «Die Schulleitung Reiden ist kein Entscheidungsorgan in diesem Fall, sondern die Dienststelle Gesundheit und Soziales», so der Schulleiter. Nur die Dienststelle könnte Quarantänen verordnen. Angesichts des laut dem Bundesamt für Gesundheit geringen Risikos einer Übertragung bei Kindern seien Massnahmen für andere Schüler nicht nötig gewesen. Helfenstein: «Wir werden weiter Schule haben, bis die Dienststelle etwas anderes verordnet.» Weitere Corona-Fälle an der Schule Reiden sind nicht bekannt. An der Schule wird mit verschiedensten Weisungen darauf geachtet, dass die Schüler die Abstandsregeln einhalten. So gehen Klassen zum Beispiel gestaffelt in die Pause, die Kinder waschen sich die Hände und desinfizieren ihren Arbeitsplatz. Zudem findet der Sportunterricht draussen statt.

Laut Rektorin Sabine Beyer hätten an der Oberstufe verschiedene Eltern ihre Kinder zum Start des Unterrichts am 11. Mai abgemeldet. «Das wird in den ersten zwei Wochen toleriert», sagte sie. Die Dienststelle Volksschulbildung hatte der Schule Reiden den Rat gegeben, bei Dispensationsgesuchen kulant zu sein – wenn Eltern aus Furcht ihre Kinder derzeit vorübergehend nicht zur Schule gehen lassen möchten. Ab Montag, 25. Mai, gelte jedoch wieder die obligatorische Schulpflicht, mahnte die Rektorin. Im äussersten Fall drohe eine Busse bei Fernbleiben vom Unterricht.

Der Chef Bevölkerungsschutz, Bruno Aecherli, appellierte an die Anwesenden, «das Erreichte nichts aufs Spiel zu setzen» und sich weiter an die Corona-Regeln zu halten. «Wir hatten in Reiden bisher keine wesentlichen Gesetzesbrüche», sagte Aecherli. Er leitet den Gemeindeführungsstab.