
Dagmerseller 1.-August-Apéro stand im Zeichen des Frauenstimmrechts



50 Jahre Frauenstimmrecht: Inspiriert von Alliance F, dem grössten schweizerischen Frauendachverband, organisierte die Frauengemeinschaft Dagmersellen die Festivitäten zusammen mit dem Gemeinderat Dagmersellen beim Kindergarten Weide. Angela Stocker umrahmte die Feier mit urchigen Alphornklängen.
Dunkle Wolken hängen am Abend des 1. August über Dagmersellen. Wie wahrscheinlich auch auf dem Rütli, der Geburtsstätte der Eidgenossenschaft. Auch dort wurde am Sonntag das Frauenstimmrecht gefeiert. Denn die Frauen sind bekanntlich hierzulande erst seit 1971 stimm- und wahlberechtigt.
Gemeinderätin Karin Wettstein Rosenkranz (FDP) konnte rund 50 Gäste am Anlass begrüssen. Die Vorsteherin des Ressorts Bildung hatte die Ehre, die Festrede dieser speziellen Bundesfeier zu halten. «Der Nationalfeiertag und das Frauenstimmrecht haben etwas gemeinsam», sagte sie. Bei beiden gehe es um die Selbstbestimmung und Eigenständigkeit.
Politisches Mitspracherecht musste erkämpft werden
Für die meisten Schweizerinnen und Schweizer sei nicht der Bundesbrief, sondern der Rütlischwur das eigentliche Symbol für Kampf, Eigenständigkeit und Selbstbestimmung. «Der Wille zur Selbstbestimmung und Eigenständigkeit hat die Schweiz stark und erfolgreich gemacht», so Wettstein Rosenkranz. Doch die direkte Demokratie sei vorerst den Männern vorbehalten gewesen. Und es sei ein langer, beharrlicher Kampf gewesen, bis das Frauenrecht 1971 endlich eingeführt wurde.
Mittlerweile hängen nicht nur dichte dunkle Wolken über Dagmersellen, es regnet auch in Strömen. Fast ein bisschen symptomatisch für die damaligen mutigen Frauen, die ebenfalls allen Widrigkeiten trotzten. Denn, so die Festrednerin, es habe bekanntlich «mehrere Anläufe» gebraucht, «bis die Festung fiel». Seither sei aber in Bezug auf die Gleichberechtigung nicht nur ein Stein ins Rollen gekommen, sondern ein ganzer Felsbrocken. Längst stehe im Schweizer Eherecht nicht mehr, dass die Frau vorab den Haushalt zu führen habe. Die Frauen nutzten ihre neue Freiheit: Ihr Anteil sei in allen Berufsfeldern langsam, aber kontinuierlich gestiegen. «Im Dagmerseller Gemeinderat beträgt er heute sogar 40 Prozent», so Wettstein Rosenkranz.
Knüsel Kronenberg: «Ich kam nicht häufig zu Wort»
Eine der ersten Frauen im Gemeinderat war 1996 Marie-Theres Knüsel Kronenberg (CVP). Sie wurde vor 25 Jahren ins fünfköpfige Gremium gewählt, als damals zweite Frau. Von der heute 65-Jährigen wollte Karin Wettstein Rosenkranz wissen, wie sie die fast zehn Jahre im Gemeinderat erlebt habe. Knüsel Kronenberg war um keine Antwort verlegen. «Es war eine gute Zeit, obwohl ich an den Gemeindeversammlungen kaum zu Wort gekommen bin.» Der grösste Geschlechter-Unterschied beim Politisieren ist laut Knüsel, dass Frauen bei Vorlagen eher kompromissbereit seien als Männer.
Die heutige Frauengemeinschafts-Präsidentin, die unter anderem auch acht Jahre im Kantonsrat politisierte, machte keinen Hehl daraus, dass es auch Frauen gab, die Mühe hatten damit, dass sie Familie und politisches Engagement unter einen Hut gebracht habe.
Noch Handlungsbedarf bei der Lohngleichheit
Zu einer anderen Generation Frauen gehört Astrid Meier (CVP). Die 34-Jährige ist seit knapp einem Jahr Gemeinderätin und hat das Ressort Bau und Infrastruktur unter sich. Meier ist von Beruf Sekundarlehrerin und bildet sich zur Bauingenieurin HF weiter. Auf die Frage Wettsteins, wo noch Handlungsbedarf in Sachen Gleichberechtigung bestehe, antwortete Meier: Sie habe schon ab und zu das Gefühl, dass sie als Frau mehr leisten müsste als ein Mann, um die gleiche Anerkennung zu bekommen.