Das Birrfeld beherbergt nun das grösste Datenzentrum der Schweiz

Der Batterieraum des  Datacenters (Bild: greendatacenter.ch)
Der Batterieraum des Datacenters (Bild: greendatacenter.ch)
VI Ceo Roger Süess, VRP Franz Grüter, Bundesrat Guy Parmelin und Reto Meier, leitender Datacenter-Architekt (Alex Spichale)
VI Ceo Roger Süess, VRP Franz Grüter, Bundesrat Guy Parmelin und Reto Meier, leitender Datacenter-Architekt (Alex Spichale)

40 bis 50 Zentimeter dick sind die Aussenmauern des Gebäudes. Das neue Datencenter von Green in Lupfig hält dem möglichen Absturz eines Flugzeuges von rund sieben Tonnen stand, ohne dass die Rechner und die Daten im Innern in Mitleidenschaft gezogen werden, wie Green-Chef Franz Grüter sagt.

Künftig sollen hier weltweit führende Cloudanbieter wie Google, Amazon oder Alibaba ihre Server platzieren. Mindestens einer hat das schon gemacht, laut «Blick» handelt es sich um Google. Green selbst gibt keine Auskunft über seine prominenten Kunden.

Mehr als 1200 Lastwagen Beton wurden verbaut, rund 1300 Tonnen Stahl. In nur 368 Tagen haben bis zu 250 Arbeiter das Gebäude Zürich-West 3 aus dem Boden gestampft. «Das ist ein richtiger Bunker», sagt Green-Verwaltungsratspräsident und SVP-Nationalrat Grüter.

Ein Datenbunker mit Sicherheitsvorkehrungen, die jenen eines Gefängnisses in nichts nachstehen. Acht Sicherheitsstufen muss passieren, wer ins Herz dieses Gebäudes vordringen, wer zu den Servern kommen will. Details dazu gibt die Daten-Firma kaum heraus.

Nicht einmal Green-Leute haben Zutritt zu Servern

Nur so viel: Bei der biometrischen Zutrittsschranke wird das Venenbild der Passanten kontrolliert. «Man kommt nur lebend rein», sagt Grüter. Kein Witz, sondern bitterer Ernst, denn Fingerabdruckscanner können teils mit abgeschnittenen Gliedmassen überlistet werden.

Das ist im Datencenter in Lupfig nicht möglich. Zu den Servern der Kunden werden künftig nicht einmal die Green-Mitarbeiter Zutritt haben. Das ist die rote Zone, der Bereich, der ganz allein den Daten-Giganten gehört. Nur in absoluten Ausnahmefällen, wie bei einem Brand, gibt es eine Notöffnung. «Aus Spass wird das niemand aktivieren.

Das zieht enorme Kosten nach sich», sagt Reto Meier, der Mann, der die Projektleitung für den Green-Datenbunker verantwortete. Er hat zuvor schon ähnliche Datencenter in Belgien und Singapur gebaut.

Die weltweit führenden Cloud-Anbieter ködert man aber nicht mit Sicherheit allein. Für sie zählen innere Werte. Zum Beispiel bis zu 25 Kilowatt Leistung vereint auf einem Rack, das entspricht dreieinhalb Mal der Leistung derzeit in der Schweiz üblicher Installationen.

Gleichzeitig gelingt dies dank raffinierten Kühlsystemen mit einer Energieeffizienz, die Standards setzt. «Mit diesem Neubau setzen wir in der Schweiz neue Massstäbe und bauen unsere führende Stellung aus», sagt Green-Geschäftsführer Roger Süess.

Noch vor zehn Jahren war da, wo heute die drei Green-Datengebäude stehen, nichts als eine grüne Wiese. Während Bundesrat Guy Parmelin an der Eröffnung zu den Gästen spricht, hört man das Gebimmel der Kuhglocken nebenan. Wie um alles in der Welt kommt es also, dass das wohl modernste Datenzentrum der Schweiz hier zu stehen kommt?

Lupfig ist so etwas wie ein Glasfaser-Zentrum. Unter den Autobahnen A1 und A3, die in unmittelbarer Nähe verlaufen, sind wie unter den Bahngeleisen dicke Leitungen vorhanden. Denn die Daten werden in Lupfig ja nicht einfach gebunkert, es wird mit ihnen gearbeitet, man muss auf sie zugreifen, sie nutzen können.

Einst waren es die Banken, heute sind es Datencenter

Das Geschäft mit Daten ist ein Geschäft der Zukunft. «Green zeigt, dass unser Land noch immer viel Raum bietet für Spitzenleistungen und zukunftsträchtige Projekte», schwärmt Bundesrat Parmelin.

Nur Irland habe mehr Datencenter pro Quadratkilometer als die Schweiz. «Dass wir Apple vor ein paar Jahren an Irland verloren haben, hat uns nur noch mehr angespornt», so der Bundespräsident bei der Eröffnung in Lupfig.

Die Schweiz, so die Vision, soll einst zu einer Art Daten-Zentrum Europas werden. «Dieses Projekt ist für den Standort Schweiz enorm wichtig», sagt deshalb auch Ivo Furrer, ehemaliger Geschäftsführer des Lebensversicherers Swiss Life und heute Präsident der Digital-Initiative Digital Switzerland. Was einst die Banken waren, sollen künftig die Datencenter sein.

Hat man früher sein Geld in die Schweiz gebracht, sind es jetzt die Daten. Die Schweiz, der sicherere Hafen. Dank politischer Stabilität, Rechtssicherheit und funktionierender Infrastruktur.