Das digitale Unterrichtszeitalter macht auch vor der Schule Reiden nicht Halt

Schulkinder sollen einen vernünftigen Umgang mit digitalen Medien schon in frühen Jahren lernen. So sieht es der an der Primar- und Sekundarschule bereits eingeführte Lehrplan 21 im Kanton Luzern vor. Diesem Prozess steht René Sommer positiv gegenüber. «Man kann diese Entwicklung nicht aufhalten», sagt der neue Schulleiter Kindergarten und Primarschule Reiden. «Vielfach lernen die Kinder schon zu Hause, Geräte zu bedienen. Sie haben einen viel unverkrampfteren Zugang zur Technik als meine Generation», sagt der 54-Jährige.

Der Aufbau von Computerkompetenzen ist unabdingbar. «Für immer mehr Lehrmittel existieren digitale Zusatzangebote», so Sommer. Sie ergänzten die (noch existierenden) Bücher und Hefte.

Der Umgang im Internet soll gelernt sein

Reidens Primarstufe hat bereits Laptops im Unterricht integriert. Gemäss Planung stehen ab 2020 neu in jedem Kindergarten vier Laptops zur Verfügung. Im Kindergarten bedienten die Kinder bis anhin noch keine Geräte. «Es geht darum, einen spielerischen Zugang zu finden», erklärt René Sommer. An der Primarschule würden Computer in den Unterricht in diversen Fächern integriert. Denn Luzern hat im Gegensatz zu anderen Kantonen keine eigene Lektion Medien und Informatik vorgesehen. Ab der vierten Klasse werde das Tastaturschreiben geübt. Doch auch die Ethik ist ein Thema. «Es geht auch darum, die Netiquette im Internet kennenzulernen, gute und schlechte Inhalte unterscheiden zu lernen oder die Kinder auf die Gefahren von Cybermobbing aufmerksam zu machen.»

Die Lehrpersonen werden an der Schule Reiden schrittweise im Umgang mit Medien und Informatik mittels interner Weiterbildung gezielt geschult. Es besteht zudem ein internes Medien- und Informatikkonzept, das die zu vermittelnden Anwendungskompetenzen für die Zyklen 1 bis 3 festlegt.

Bei der Hardware hat die Schule Reiden noch Aufholbedarf. Es werden in den nächsten Jahren noch mehr Computer angeschafft. «Mit der jetzigen Ausrüstung können wir die Ziele des Lehrplans 21 nicht vollumfänglich erfüllen», erklärt Sommer. Es fehlten noch rund 170 Geräte, die sukzessive angeschafft würden.

In der dritten bis sechsten Klasse ist das Soll 1:2 – also ein Gerät auf zwei Kinder. In der ersten und zweiten Primarschulklasse ist das Soll 1:4 (ein Gerät pro vier Kinder) bereits erreicht. Im Kindergarten ist das Soll 1:5.

Der für die Bildung zuständige Reider Gemeinderat Bruno Geiser (SVP) sagt auf Anfrage, die Schule Reiden sei «nicht schlecht ausgerüstet». «Wir liegen aber weit unter den Empfehlungen des Kantons Luzern», meint er. Man werde diese Empfehlungen auch nicht sofort 1:1 umsetzen – und stattdessen die Schule schrittweise über die nächsten Jahre bis 2025 technisch aufrüsten – dies auch aufgrund der finanziellen Situation der Gemeinde. Im Budget 2020 seien total 100 000 Franken für Informatikinvestitionen vermerkt. «Darin enthalten ist aber auch der Ersatz von bestehenden Geräten wie Computern, Beamern und Visualizern», so Bruno Geiser.

Auch Geiser findet den Computereinsatz an der Schule sinnvoll. Die Anforderungen der Ausbildungsbetriebe an die Lehrlinge hätten sich verändert und die Berufe haben sich digitalisiert. «Wir wollen, dass unsere Schulabgänger und Schulabgängerinnen mit diesen Geräten umgehen können, wenn sie eine Lehrstelle antreten.» Die technische Entwicklung verlaufe rasant. «Was vor fünf Jahren modern war, ist heute bereits ‹Steinzeit›», sagt Geiser, der beruflich in der Mobilfunkbranche tätig ist.

Lehrpersonenteam leistet erste IT-Hilfe

Für die Anschaffung und die Wartung der Geräte ist an der Schule Reiden ein Team von Lehrpersonen mit fundierten Kompetenzen und Kenntnissen im Bereich ICT zuständig. In der Fachsprache entspricht dies dem First- und Second-Level-Support. Das Know-how befindet sich also direkt im Haus und wurde nicht ausgelagert. Der interne Support erlaubt ein rasches Reagieren auf Informatikprobleme der grossen Schule Reiden. Auch ist die Schule mit den verschiedenen Schulhäusern in den drei Ortsteilen auf eine starke Vernetzung des IT-Supports angewiesen.

Dagmersellen im Vergleich komfortabler ausgerüstet als Reiden

Die Schulen in Dagmersellen spielen eine besondere Rolle bei der Digitalisierung. «Da die Schulen in Dagmersellen Pilotschulen beim Medien- und Informatikprojekt des Kantons Luzern waren, war klar, dass man die Digitalisierung in der Schule weiterverfolgen will», erklärt Gesamtschulleiter Thomas Graber auf Anfrage. Schule, Bildungskommission und Gemeinderat ständen hinter dem Projekt.

Bezüglich Hardware hat Dagmersellen bei den ältesten Primarschülern eine komfortablere Situation als Reiden. «Ab der fünften Klasse haben wir eine 1:1-Lösung», sagt Graber. «Das bedeutet, dass jeder Schüler bereits einen Laptop hat, den er nach Hause mitnehmen kann.» Fünft- und Sechstklässler haben also individuelle Computer zur Verfügung. Zum Vergleich: an der Schule von Reiden ist in der 3.- bis 6. Klasse ein Gerät pro zwei Schüler geplant.

Die 3./4. Klassen in Dagmersellen haben einen Halbklassensatz Tablets pro Klasse. In den 1./2. Klassen stehen zirka zehn Tablets pro Klasse zur Verfügung. «Dazu haben wir zwei voll ausgerüstete PC-Räume», erklärt der Gesamtschulleiter. Die Räume befinden sich in den Schulhäusern Buche und Birke. Die hardwaremässige Aufrüstung findet auch in der Gemeinde Dagmersellen gestaffelt statt. (ben)