
Das erste Aargauer Konzert seit den Lockerungen fand in der Aarburger Musigburg statt


Seit Montag sind Restaurantterrassen wieder geöffnet und auch Konzerte mit 100 Personen draussen und 50 Besuchern drinnen wieder erlaubt. Nur zwei Tage später, am Mittwochabend, öffnete das Eventlokal Musigburg Aarburg seinen Aussenbereich mit einem Essen mit Musikbegleitung. Im Zelt fanden sich rund 40 Leute ein, die sich über einen ersten Schritt Richtung Normalität freuten.
«Wenn die Leute mit Freude und einem guten Gefühl wieder nach Hause gehen, haben wir unseren Job gut gemacht.» So erklärt Ronnie Url sein Credo in Sachen Musigburg. Seit sieben Jahren führt der Aarburger als Geschäftsführer und Präsident des dazugehörigen Vereines das bekannte Eventlokal, das in den 1980er-Jahren vom Kino in ein Konzertlokal – damals noch unter dem Namen «Moonwalker» – umgebaut wurde.
Musiker lobt Betreiber: «Danke, dass er etwas wagt»
Der Bieler Musiker Pät, der den Abend musikalisch begleitete, hob das Glas auf den umtriebigen Chef mit den Worten: «Wir danken Ronnie, dass er etwas wagt für uns.» Die Antwort der Gäste war mit grossem Applaus eindeutig. Die Besucher waren nach monatelanger Gastronomie-Schliessung glücklich, wieder einmal gesellig zusammen sitzen zu können.
Dass man so schnell reagieren konnte, liege daran, dass man sehr einfach aufgestellt sei in der Musigburg, erklärt Url. Gerade einmal zwei Festangestellte mit 130 Stellenprozent zählt das Lokal. Damit könne man schnell auf die sich ständig ändernden Massnahmen und Vorschriften reagieren. «Wir arbeiten mit sehr vielen Leuten aus der Region zusammen, unter anderen auch mit zwei bekannten Gastronomen in unmittelbarer Nähe», sagt der 42-Jährige.
So entstand auch die Idee zur Musik-&-Dinner-Reihe, die früher in dieser Form als Privatanlass angeboten wurde.
«Wir versuchen, im Rahmen der Vorschriften und Massnahmen zur Bekämpfung der Pandemie das Möglichste zu machen»,
sagt Url zum Vorgehen. Auch wenn sich das kaum rechne und man später sogar schlechter wegkomme bei den Entschädigungen für Gastrobetriebe, wolle man den Leuten etwas bieten und zeigen, dass es weitergehe, erklärt Url die Beweggründe.
«Ich bin sicher, dass sich das später einmal auszahlt, wenn wir jetzt etwas unternehmen und uns nicht einfach auf das Geld vom Staat verlassen», zeigt sich der Geschäftsführer zuversichtlich.
Man bleibe präsent und auch die anderen Beteiligten hätten Freude und würden die Aktivitäten unterstützen. Zusammen mit Tobias Kohli, der für den im Moment lahm-gelegten Partysektor zuständig ist, versucht Ronnie Url, das Machbare auszuloten. Alles, was sie machen, hätten sie auch mit GastroSuisse abgecheckt, sagt der Betreiber.
«Die Leute wollen wieder etwas Freiheit haben»
Es sei immer ein Ausprobieren der Möglichkeiten und es ändere ja auch ständig. Die Maskentragpflicht in den Gastro-Aussenbereichen sei in der jetzigen Form kaum durchsetzbar, er erwarte eine Anpassung, sodass man die Maske am Tisch nicht mehr tragen müsse. «Überall sitzen die Leute jetzt ohne Masken in den Gartenrestaurants, die Gastronomen und die Polizei werden das kaum verhindern können», prognostiziert Url.
Er sagt: «Die Leute haben genug und wollen endlich wieder etwas Freiheit.» Musigburg: Letzte Konzerte vor dem Lockdown Ronnie Url ist als umtriebiger Mensch bekannt. So fanden in der Musigburg schweizweit jeweils die letzten Konzerte vor den Lockdowns statt.
Bei Normalbetrieb organisiert Url rund 80 Konzerte im Jahr, was ungefähr der Zahl der Gigs im Kulturlokal KIFF in Aarau entspricht. Ende letztes Jahr verteilten Ronnie Url und sein Team über 400 Chlaussäckli an Angestellte des Oltner Spitals und des Aarburger Seniorenzentrums Falkenhof als Dank für ihren Einsatz. Die Musigburg wurde einen Monat vor dem zweiten Lockdown zur Bierburg umgewandelt, seither kann man dort Biere von 36 kleinen Schweizer Brauern beziehen. Im Lokal kann man zurzeit die Ausstellung der beiden Künstlerinnen Sofie Schenker und Rebecca Aerni ansehen.
Und wenn schönes Wetter ist, trifft man Ronnie Url auch am Grill an der Aare Chill/Beach Lounge bei der Aarburger Badi. «Ich möchte mit möglichst vielen Leuten und Gruppierungen in der Region zusammenarbeiten und die Leute nach Aarburg holen», erklärt der unermüdliche Macher seine Motivation.
Den Leuten Freude zu bereiten – das ist ihm auf jeden Fall am Mittwochabend gelungen. Bei der zweiten und letzten Zugabe von Sänger Pät mit «I bi en Italiano» liessen sich die Leute im Publikum, die sonst eher Rock hören, sogar zu einem spontanen Jodel hinreissen.