Das «Handy im Karotten-Sackerl» oder: wer alles übers «Rüebli-Phone» schrieb

«Sogar meine Mutter hat aus Bali angerufen, als sie vom ‹Rüebli-Phone› hörte.» Pia Ruf fand das Samsung Galaxy J3 und hatt danach ein paar Tage viel Besuch, unter anderem auch von Tele M1. (Screenshot Tele M1)
«Sogar meine Mutter hat aus Bali angerufen, als sie vom ‹Rüebli-Phone› hörte.» Pia Ruf fand das Samsung Galaxy J3 und hatt danach ein paar Tage viel Besuch, unter anderem auch von Tele M1. (Screenshot Tele M1)

DIE STRENGELBACHER CERVELAT SCHAFFTS BIS NACH HOLLAND

Zwitserse cervelaatworstenrel

Wer erinnert sich noch an den von Andreas Glarner losgetretenen Cervelat-Skandal? Kurz vor den Sommerferien machte er publik, dass eine «enttäuschte Mutter» ihm erzählt habe, ihre Kinder dürften ans Abschlussfest der Jugendorganisation keine Cervelat mitbringen. Wenn Schweinefleisch auf dem Grill liege, würden die muslimischen Jugendlichen nicht am Fest teilnehmen. Es zeigte sich, dass es in Strengelbach W einen ähnlichen Vorfall gab: Eine Klasse führte zum Schulende ein Picknick durch. Alle Kinder sollten etwas zu essen mitbringen – aber wenn möglich kein Schweinefleisch. «Damit alle davon essen können.» Die Cervelat-Debatte wurde daraufhin regional und national in den Medien geführt – und auch international aufgegriffen. Die niederländische Boulevardzeitung «De Telegraaf» berichtete am 7. Juli von der «Zwitserse cervelaatworstenrel». Zitiert wurde neben dem «Stadtrat» von Strengelbach auch Andreas Glarner, dem allerdings auf dem Weg nach Holland ein l abhandengekommen ist. (LBR) D

Das Smartphone, das Pia Ruf aus Riken im Lidl-Rüebli-Sack gefunden hat, ist auf dem Weg zu seinem Besitzer. Gleichzeitig hat die Nachricht ihre Kreise gezogen: Auch in Österreich berichten Online-Portale vom ausergewöhnlichen Fund der Murgenthalerin. «Lidl-Kundin findet Handy im Karotten-Sackerl» oder «Kundin kaufte Karotten und bekam Handy als Extra» konnte man da als Schlagzeilen lesen. «Als die Schweizerin Pia Ruf nach einem Lidl-Einkauf zu Hause ihr Kilo-Sackerl Rüebli aufmacht, findet sie ein Samsung Galaxy J3. Für einen Einkaufspreis von knapp 1 Euro durchaus lukrativ geshoppt!», schreibt etwa das Magazin «Futter» der «Kleinen Zeitung» in Graz.

Medienstar wider Willen
Auch in der Schweiz berichteten unter anderem «Blick» und «20Minuten» sowie «Tele M1» und «Tele Züri» vom speziellen Fund. «Jemand von ‹20 Minuten› hat angerufen und eine Reporterin von ‹Tele M1› ist vorbeigekommen», erzählt Pia Ruf. Eigentlich wollte sie ja nicht auf ein Bild und schon gar nicht im Fernsehen kommen. «Doch mein Mann und meine Tochter meinten, ich solle es doch versuchen. Es dauere ja nicht lange und zur Not könne man dann ja auch alles wieder löschen.» Gelöscht wurde nichts – und so wurde Pia Ruf am ersten Oktoberwochenende kurzzeitig ein kleiner Medienstar. «Sogar meine Mutter aus Bali hat angerufen, als sie vom ‹Rüebli-Phone› hörte», erzählt sie und lacht, wenn sie an dieses Wochenende zurückdenkt. Auch Verwandte und Kollegen hätten über den Fund schmunzeln müssen. «Und mein Schwiegersohn hat einen Rüeblikuchen bei mir bestellt.»

In der Zwischenzeit haben sich sowohl Lidl als auch Ulrich Knopf von der EKAG bei Pia Ruf gemeldet. Im Lidl Rothrist hat die Murgenthalerin die Rüebli mit dem speziellem Zugemüse gekauft, bei der EKAG sind die Rüebli abgepackt worden. Dort ist das «Rüebli-Phone» in die Plastikverpackung geraten. Wie das genau geschehen konnte, ist die EKAG noch am Eruieren. Genauso wie sie auch auf der Suche nach dem Handybesitzer – oder der Besitzerin – ist. Ob es sich dabei wie vermutet um einen Erntearbeiter handelt, wird sich zeigen. Er habe so einen Fall noch nie erlebt, sagte Ulrich Knopf vergangene Woche und versprach, dass Pia Ruf für ihren Ärger entschädigt werde. «Mit zehn Säcken Rüebli oder so.» Lidl habe angerufen und sich entschuldigt für den Fremdkörper in den Rüebli, erzählt Pia Ruf. «Sie haben gesagt, das sollte schon nicht vorkommen.» Doch so eng sieht Ruf das nicht: «Wo gearbeitet wird, da können Fehler passieren. Ein Handy im Rüebli-Sack ist ja nichts Schlimmes.» Von Ulrich Knopf und der EKAG hat Pia Ruf einen Einkaufsgutschein erhalten. Damit sie die «zehn Pack Rüebli oder so» selber frisch einkaufen kann.