
«Das ist bundesrätlicher Hohn»: Gastrosuisse kritisiert Bundesrat Ueli Maurer
Die Corona-Krise belastet das Gastgewerbe schwer. 100’000 Arbeitsplätze drohen verloren zu gehen, warnt Gastrosuisse am Mittwochabend in einer Medienmitteilung. Der Bundesrat aber schaue darüber hinweg und nehme tausende Konkurse in der Gastronomie und Hotellerie bewusst in Kauf, zeigt sich der Branchenverband enttäuscht.
Besonders geärgert haben die Gastronomen Aussagen von Bundesrat Ueli Maurer. Er habe an der Pressekonferenz von Mittwoch kein Blatt vor den Mund genommen. Maurer sagte unter anderem, dass eine Strukturbereinigung in der Gastronomie und Hotellerie unvermeidbar sei. «Dabei verkennt Maurer, dass längst auch viele Betriebe von der Corona-Krise betroffen sind, die gut gewirtschaftet und nachhaltig investiert haben, deren Reserven nun aber aufgebraucht sind», schreibt Gastrosuisse. Es sei «bundesrätlicher Hohn», zu sagen, dass Konkurse im Gastgewerbe in Kauf zu nehmen seien.
Zudem seien die gestern vom Bundesrat beschlossenen Massnahmen unverständlich und reichten nicht aus, um Konkurse abzuwenden. Nach wie vor sind im Gastgewerbe 100’000 Arbeitsplätze gefährdet.
Der Bundesrat hat gestern zwar die Verordnung über Härtefallmassnahmen im Zusammenhang mit der Covid-19-Epedemie in die Vernehmlassung geschickt, deren Inkraftsetzung ist auf Anfang Dezember 2020 geplant. Die Verantwortung wurde aber auf die Kantone abgewälzt, kritisiert Gastrosuisse. Anders als im März, wo sich der Bundesrat für schnelle und pragmatische Hilfsmassnahmen eingesetzt und auch die gesetzlichen Grundlagen dazu geschaffen hat. Der Bundesrat gibt der der Branche überhaupt keine Perspektive und verweigert die dringend notwendige Soforthilfe“, kritisiert Casimir Platzer, Präsident von Gastrosuisse. Es herrsche Ratlosigkeit und grosse Enttäuschung unter den Wirten.
Damit der Schaden nicht noch grösser wird, fordert Gastrosuisse Bund und Kantone zum schnellen Handeln auf. «Der Bundesrat muss halten, was er versprochen hat,» sagt der Gastrosuisse-Präsident. Die Massnahmen müssten schnell und unbürokratisch umgesetzt werden. «Und im Bedarfsfall ist nachzulegen», betont Platzer. Die 200 Millionen Franken des Bundes, die gestern im Rahmen des Härtefallfonds in Aussicht gestellt wurden, reichten bei weitem nicht aus.