
Das neue Hirn des Stromnetzes: Die ersten Swissgrid-Angestellten arbeiten bereits im Neubau
Die ersten Swissgrid-Angestellten arbeiten bereits nicht mehr im Fricktal, sondern in Aarau. In einem spektakulären Neubau an der Bleichemattstrasse südlich des Bahnhofs. Ab Ende Juni werden es etwa 350 Personen sein.
Dann ist der Umzug der Stromnetzbetreiberin Swissgrid von Frick und Laufenburg nach Aarau abgeschlossen. Seit Menschengedenken ist keine derart grosse Firma mehr nach Aarau gezogen. Und schon gar nicht eine, die so viel hoch qualifiziertes Personal beschäftigt. Rund 80 Prozent der Swissgrid-Mitarbeitenden haben ein Fachhochschul-, Universitäts- oder ETH-Diplom.
«Leitstelle funktioniert»
«Swissgrid ist das Rückgrat für die sichere Stromversorgung in der Schweiz», erklärte CEO Yves Zumwald. Sie hat letztes Jahr operativ gut gearbeitet. «Das Stromnetz war jederzeit verfügbar», betonte Zumwald an der Jahresmedienkonferenz. Eine zentrale Funktion spielen dabei die Netzleitstellen.
Davon hat Swissgrid eigentlich zwei, zurzeit aber gerade drei – wegen des Umzugs. In Laufenburg waren bisher 24 Dispatcher tätig. Ein Teil der Spezialisten erledigt jetzt den Probetrieb in Aarau. Die neue Leitstelle funktioniere, erklärt Zumwald. «Aarau» und «Laufenburg» würden bis Mitte Juni parallel betrieben.
«Danach ist ‹Laufenburg› bis Ende September die Rückfallebene für Notfallsituationen.» Ab Oktober wird im Fricktal demontiert, sodass die Räumlichkeiten Ende Jahr der Immobilienbesitzerin Axpo zurückgegeben werden können. Die zweite ordentliche Netzleitstelle befindet sich in Prilly bei Lausanne. Dort arbeiten zwölf Dispatcher.
Swissgrid ist in Aarau nur Mieterin. Bauherrin des neuen Gebäudes ist die CSA Real Estate Switzerland, eine Anlagegruppe der Credit Suisse Anlagestiftung. Wie viel Swissgrid in den Mieterausbau investiert, ist Geheimsache. Klar ist, dass vor allem die Netzleitstelle viel Geld kostete.
Swissgrid hat in Aarau noch gewisse Raumreserven. Ob diese an Dritte weitervermietet werden, ist offen. Der Umzug kommt innerhalb von Swissgrid gut an. Es gab nur vereinzelte Kündigungen. «Der grosse Teil der Angestellten freut sich über den Wechsel nach Aarau», erklärt Yves Zumwald, der seit vier Jahren in Muhen wohnt. Wegen des Umzugs erhielten die Angestellten keine Entschädigungen. Es gibt einzig ein Halbtax-Abo – für den längeren Arbeitsweg.
Passanten ist aufgefallen, dass die Baustelle in Aarau stets sehr gut bewacht war. Die Security-Angestellten werden jetzt dann verschwinden, aber es ist klar, dass Sicherheit grossgeschrieben bleibt. «Swissgrid betreibt eine der kritischsten Infrastrukturen der Schweiz. Die Sicherheitsanforderungen an das Gebäude sind ziemlich hoch», sagt Zumwald.
Deutlich weniger teuer
Der Chef sagt: «Swissgrid blickt auf ein robustes Geschäftsjahr 2017 in einem anspruchsvollen Umfeld zurück.» Man habe die Effizienz weiter steigern können. Davon profitieren die Stromkonsumenten. Die jährlichen Kosten für einen durchschnittlichen 4-Personen-Haushalt sinken von 57 (im Jahr 2016) auf 45 Franken (ab 2019).
Die Firma erwirtschaftete in einem stark regulierten Umfeld einen Gewinn von 65,3 Millionen Franken. Es gehört den grossen Stromproduzenten wie BKW und Axpo. Diese erhalten 29,4 Millionen Franken Dividenden. Swissgrid zahlte 2017 über 20 Millionen Franken Steuern. Ein kleiner Teil davon geht künftig an die neue Hauptsitzgemeinde Aarau – und wird im Fricktal fehlen.
Swissgrid investiert 200 Millionen Franken pro Jahr: Das Unternehmen würde gerne mehr Geld ausgeben. «Der Netzausbau geht viel zu langsam voran», erklärt Zumwald.
Kummer bereiten nicht nur Einsprachen gegen Leitungen, sondern auch die europäische Politik. Swissgrid bräuchte dringend das Stromabkommen mit der EU. Weil das fehlt, steigen die Kosten, und die Netzstabilität ist schwieriger zu gewährleisten.