Das Schwanen-Wunder von Aarau

Seit Anfang Mai entzücken sie die Aareuferspaziergänger: Die neun – inzwischen halbwüchsigen – Schwänchen, die gemeinsam mit ihren Eltern am Philosophenweg leben. Und das quietschfidel; Hochwasser, Autos und Raubtieren zum Trotz. Erst ein Gelege von neun Eiern, dann neun lebendige Schwänchen, die allesamt die ersten Wochen überleben – das ist ungewöhnlich.

Und das sagt nicht irgendwer, sondern Schwanenvater Hans Häfeli aus Meisterschwanden, während 43 Jahren Chef der Schifffahrtsgesellschaft Hallwilersee: «In über 30 Jahren habe ich nur zwei Mal ein Nest mit neun Eiern gesehen.» Normal sind fünf bis sieben Eier.

Das trübe Aare-Wasser hat die Schwänchen vor Hechten geschützt

Dieses Jahr haben die Schwaneneltern alles richtig gemacht – und Glück gehabt: Sie haben ihr Nest weit genug vom Wasser gebaut, damit es nicht beim erstbesten Unwetter weggerissen wurde, und keines der Jungen war schwach oder kränklich, sodass es die Eltern verstossen hätten. Sie hatten das Glück, dass kein Raubtier das Nest geplündert und offensichtlich auch kein Schwanen-Fütterer mit seinem Brot den Jungen den Garaus gemacht hat.

Die Schwäne am Aarauer Philosophenweg sind geschlüpft. Bild: Nadja Rohner / Aargauer Zeitung
Die Schwäne am Aarauer Philosophenweg sind geschlüpft. Bild: Nadja Rohner / Aargauer Zeitung

 

Und die Schwaneneltern haben ihre Jungen nicht nur auf die reissende Aare geführt, sondern sind oft im Frey-Kanal gesichtet worden. Im ruhigeren Gewässer sei die Futtersuche einfacher, erklärt Häfeli, die Wasserpflanzen werden nicht mitgerissen. «Handkehrum schützt das trübe Wasser einer stark strömenden Aare die Jungen auch; Hechte können die Jungen schlechter sehen.»

Das Schwanen-Wunder von Aarau wird wohl noch ein paar Monate lang zu bestaunen sein. In den Wintermonaten dann werden die Eltern ihre Jungen verjagen. Kein schöner Moment, sagt Häfeli. «Das ist brutal.» Meist würden aber die Jungen gemeinsam gehen und ihre Teenager-Zeit zusammen verbringen. Bis zu dem Tag, an dem sie selbst Eltern werden wollen.