Das sollten Sie zur Sanierung der Oltnerstrasse in Aarburg wissen

1 Warum braucht es das Projekt Oltnerstrasse?

«Es geht darum, das Siedlungsgebiet im Norden Aarburgs weiterzuentwickeln», sagt der zuständige Gemeinderat Rolf Walser. «Die noch freien Areale müssen gut erschlossen und an die K103 angebunden werden.» Zudem entspricht das Projekt der Mobilitätsstrategie des Kantons Aargau. Die Aufenthaltsqualität des öffentlichen Raumes vor den Gewerbeliegenschaften zur Strasse hin soll besser werden, der Fahrplan des öffentlichen Verkehrs stabiler und die Fussgänger sollen die Strasse einfacher queren können. «Mit 3 bis 3,5 Millionen Franken aus der Gemeindekasse müssten wir sowieso den Belag sanieren und die Kofferung ersetzen», sagt Walser. «Jetzt, mit zusätzlichen 3 Millionen Franken, ist ein Vollausbau möglich.» Zudem würden derzeit insgesamt 7,5 Millionen Franken aus dem Agglomerationsprogramm zur Verfügung stehen. «Günstiger als jetzt kommt das Projekt nie mehr», betont Walser.

2 Wer profitiert vom Projekt?

3500 bis 4000 Menschen wohnen im Norden Aarburgs. Sie alle könnten vom Projekt profitieren, ist Walser überzeugt. Die Gewerbetreibenden profitieren von der besseren Erschliessung, die Privatpersonen von einfacheren Zu- und Wegfahrten in die Quartiere. Zu den grossen Gewinnern gehören gemäss Walser die Radfahrenden und der öV. «Das ist Stadtaufwertung. Und dass diese funktioniert, wissen wir jetzt», sagt Walser. «Mit der Ortskern-Umfahrung kam der Aufschwung Aarburgs. Siedlung und Verkehr müssen aufeinander abgestimmt sein.»

3 Welche Varianten wurden geprüft und warum hat sich der Gemeinderat für die aktuelle entschieden?

Zur Diskussion standen die Belagserneuerung (Punkt 1) und der Vollausbau im Rahmen der Mobilitätsstrategie. «Klar hätte der Kanton nur die Belagserneuerung machen können. In spätestens zehn Jahren stünden wir aber wieder am gleichen Ort», meint Walser. Es sei klar, dass auf der Oltnerstrasse etwas gehen müsse. Entsprechend hat sich der Gemeinderat für den Vollausbau eingesetzt. Auch der zuständige Regierungsrat Stephan Attiger (FDP) stellt sich hinter das Projekt.

4 Was sind Mängel am aktuellen Projekt?

Den geplanten Velo- und Gehweg hätte man gerne auf sechs Meter Breite ausgedehnt, so Walser. «Aber dafür reicht einfach der Platz nicht überall.» Entsprechend ist vorgesehen, dass die schnellen Velofahrenden auf der Busspur oder dem Radstreifen unterwegs sind. Das sei ein sinnvoller Kompromiss und ein gutes Angebot entlang der Verkehrsachse, findet Walser.

5 Warum wird der Langsamverkehr nicht über die Quartiere geführt, wie in der aktuell behandelten Ortsplanung als Alternative vorgesehen?

«Die im Vergleich zum Ausbau der Oltnerstrasse bestimmt höheren zusätzlichen Kosten dafür würden zu 100 Prozent zulasten der Gemeinde gehen», sagt Rolf Walser. «Zudem ist die Achse Zofingen–Aarburg–Olten für den Langsamverkehr wichtig. Schliesslich wollen wir die Leute vermehrt dazu bringen, mit dem Velo oder dem öffentlichen Verkehr zu pendeln.» Eine gute Anbindung für den Langsamverkehr nach Olten, beispielsweise für Studierende der Fachhochschule und Pendler, sei wichtig und mache einen grossen Teil der Standortattraktivität Aarburgs aus, ist Walser überzeugt. «Diejenigen Velofahrenden, die an den Bahnhof Olten oder an die Fachhochschule wollen, haben keine Lust, über den Ruttiger oder durch das Quartier zu fahren.»

6 Ist eine Aarebrücke oder ein Steg für den Langsamverkehr die Lösung?

Eine solche Brücke taucht noch immer in den Plänen auf – aktuell im Entwicklungsleitbild zur Ortsplanung, die in Revision ist. Vom Tisch ist die Brücke als Vision daher nicht. «Sie wäre besonders für den Freizeit-Veloverkehr und für Wanderer attraktiv», sagt Walser. «Für Velopendler, die möglichst rasch von einem Ort zum anderen möchten, nicht.» Ein Steg entlang der Aare ist nicht möglich, weil dieser in den Gewässerraum ragte, sich im Wald befände und über private Parzellen führen würde. «Diese Idee ist schlicht nicht realisierbar», so Walser.

7 Warum wird streckenweise auf eine zweite Busspur von Olten nach Aarburg verzichtet?

Die Oltnerstrasse ist in der Klus eingequetscht zwischen SBB-Trassee und Aare. Entsprechend fehlt dort der Platz für eine zweite separate Busspur. Ein Mittelstreifen für den Bus wurde diskutiert, diese Idee stösst aber besonders bei den Chauffeusen und Chauffeuren auf wenig Begeisterung. Gelöst wird diese Herausforderung nun mit einer Busbevorzugung per Ampelsteuerung. «Das Verkehrsmodell hat zudem aufgezeigt, dass die geplanten Verlängerungen der Busspuren ausreichen», erklärt Walser.

8 Wie viel kostet das Projekt?

Die Gesamtkosten betragen 36,62 Mio. Franken. Diese setzen sich zusammen aus dem Teilprojekt Innerorts (31,39 Mio. Franken) und dem Teilprojekt Ausserorts (5,23 Mio. Franken). Das Kreditrisiko besteht aus einem Zuschlag von 10 Prozent für Unvorhergesehenes. Weil die Oltnerstrasse stark befahren ist, kann der Beitrag der Gemeinde reduziert werden. Entsprechend wird die Gemeinde Aarburg 10,36 Mio. Franken brutto zum Projekt beisteuern müssen. Davon in Abzug gebracht werden Gelder aus dem Agglomerationsprogramm. Für die Gemeinde verbleiben mit der Änderung des Strassengesetzes, das ab 2022 gelten wird, rund 6,5 Mio. Franken. Dieser Betrag ist im Finanzplan eingestellt und wird in tragbaren Tranchen bezahlt.

9 Welches sind die nächsten Schritte?

Derzeit läuft noch das Anhörungsverfahren online (neu bis 21. März). Im Mai erfolgt die Planauflage inklusive Informationsveranstaltung für die Bevölkerung. Im gleichen Monat erhält der Grosse Rat die Botschaft zum Projekt. Er wird darüber abstimmen. Einen Beschluss der Gemeindeversammlung braucht es nicht, da es kein Neubauprojekt ist, sondern eine Sanierung. Auch gibt es keine Kosten für flankierende Massnahmen zulasten der Gemeinde wie zum Beispiel bei der Wiggertalstrasse oder damals beim Bau der Ortskern-Umfahrung. Baubeginn ist frühestens im Frühling 2023.