Davos, Singapur oder Zentralschweiz? Jetzt ist klar, wo das nächste WEF stattfinden soll

Heute Freitag würde eigentlich das Jahrestreffen des WEF in Singapur zu Ende gehen – so war es vorgesehen. Doch weil im lange Zeit praktisch coronafreien Stadtstaat auf einmal die Delta-Mutante wütete, musste der Anlass abgesagt werden. Die grosse Frage lautete seither: Wo findet der nächste Kongress statt, der für den Austragungsort grosses Prestige und weltweite Beachtung mit sich bringt?

In Davos, der Heimat des WEF, gibt es die Befürchtung, dass die Organisatoren um Gründer und Präsident Klaus Schwab den Grossanlass in der ersten Hälfte 2022 in Singapur durchführen wollen. Es seien nach der unerwarteten Absage entsprechende Versprechungen gemacht worden, hiess es aus Behördenkreisen.

Der «Geist von Davos» soll wieder wehen

Doch jetzt zeigen Informationen der «Schweiz am Wochenende»: Der nächste Jahreskongress findet ab 17. Januar 2022 wieder in Davos statt. So sieht es die interne Planung der Organisation vor. Singapur geht also leer aus, ebenso die Zentralschweiz. Dort – genauer auf dem Bürgenstock – hätte eigentlich das Jahrestreffen 2021 stattfinden sollen, und zwar im Mai. Nun heisst es: Zurück in die Bündner Berge, wo der von Schwab vielzitierte «Geist von Davos» weht.

Formell wird kommende Woche der Stiftungsrat, das Board of Trustees, entscheiden, das 31-köpfige Leitungsgremium, das letztes Jahr auch die Züglete nach Singapur beschloss. Wie interne Quellen bestätigen, hat Klaus Schwab, der den Titel «Ehrenbürger von Davos» trägt, zu Gunsten von Graubünden vorgespurt, sodass das Board die Rückkehr dorthin besiegeln dürfte. Die WEF-Medienstelle wollte sich am Freitagnachmittag zu dieser Information nicht äussern und teilte nur mit, es werde nächste oder übernächste Woche eine Pressemitteilung dazu geben.

Schwab verfügt über einen eignen Epidemiologen-Rat

Letztlich ist der Entscheid Chef-Sache. Schwab lässt sich regelmässig beraten von einem Gremium von «Weltklasse-Epidemiologen», wie er selber sagt. Diese sind für Januar in Davos vorsichtig optimistisch, auch wegen des guten Impffortschritts.

Schwab, so heisst es weiter, werde die Gelegenheit nutzen, um den Kongress zu verkleinern und wieder persönlicher machen. Das wollte er schon vor Corona, doch langjährige Gäste von der Liste zu streichen, ist heikel. Die Pandemie liefert nun den Steilpass dazu. Statt 3000 Teilnehmer plus Entourage dürften es künftig deutlich weniger sein.

Ein Vorbehalt und Bedingungen an die Hotellerie

Zudem wird der Zuschlag für Davos mit einem Vorbehalt verbunden: Bis Ende Oktober bleibt eine Verschiebung oder Absage möglich, falls sich die Corona-Lage fundamental verändern sollte. Ganz sicher kann man sich in Davos also noch nicht sein, aber die Planungen der Behörden und der Hotellerie können vorangetrieben werden. Und auch die Bundesräte können in ihren Terminkalendern die Woche vom 17. Januar reservieren. Aussenminister Ignazio Cassis, 2022 turnusgemäss Bundespräsident, dürfte den Kongress eröffnen.

Die Pandemie hat die Verhandlungsposition des WEF ironischerweise gestärkt – weil verschiedene Standorte um dessen Gunst buhlen. Das Versprechen des WEF, nach Davos zurückzukehren, ist denn auch nicht «gratis». In den Gesprächen haben die Forumsvertreter klargemacht, dass keine überrissenen Hotel-Preise und keine übermässige Kommerzialisierung rund um den Anlass mehr akzeptiert würden.