
Deponiezone Hächlerenfeld: Buchser Bürger deponieren ihren Unmut
Ginge es nach Unternehmer Markus Gasser, wäre der Stein des Anstosses zerkleinert und in einer Bauschuttdeponie entsorgt. Einzelne Bürgerinnen und Bürger von Buchs halten dagegen, für sie ist die Sache nicht erledigt. Der Stein des Anstosses: die geplante Erweiterung der Bauschuttdeponie Hächlerenfeld in Buchs und damit ihres Fortbestands für zwanzig weitere Jahre, also bis 2040. Die Zonenplanänderung und die Änderung am Bau- und Zonenreglement, die mit der Erweiterung in Zusammenhang stehen, liegen zurzeit bei der Gemeinde auf, ab Freitag auch das Baugesuch. Vor zwei Tagen, am Dienstagabend, orientierte der Gemeinderat Dagmersellen dazu. Viele Vertreter der IG Stop Deponie Buchs deponierten dort ihren Unmut.
790 000 Kubikmeter grösser
Bereits vor zwei Jahren wollte Markus Gasser die 11,8 Hektaren grosse Deponie, die er 2006 am Hang am Ende des Dorfes Buchs eröffnet hat, erweitern. Die Vertragsunterzeichnung stellte die Unterhaltsgenossenschaft Buchs aber vorerst zurück, «weil sich Bewohner der Liegenschaften in der Umgebung verunsichert zeigen», sagte Gasser vor zwei Jahren gegenüber dieser Zeitung.
Nun nimmt Gasser einen neuen Anlauf, grünes Licht vom Kanton hat er schon. Das Projekt sieht wie folgt aus: Die Deponie soll 790 000 Kubikmeter grösser werden (zurzeit bewilligtes Deponievolumen von 610 000 Kubikmeter). Im Wesentlichen wird die Deponie in den Süden (Hang) und Westen (Dorf) erweitert. Bei einer ersten von vier Etappen – die vier Zonen werden nacheinander wieder gefüllt – kommt die Deponie der nächsten Liegenschaft an der Rüchligstrasse 65 Meter nah. 230 Meter sind es bis zur ersten Liegenschaft am Hächlerenweg. Für die Erweiterung wäre auch eine Rodung von 76 Aren Wald vorgesehen, die anschliessend wieder aufgeforstet würde. Östlich in Richtung Knutwil wird eine kleine Fläche der Landwirtschaftszone zugeteilt. 15 Prozent der Fläche soll ökologisch aufgewertet werden, wieder aufgefüllte Zonen würden zu Fruchtfolgeflächen werden. Auch für die neue Deponie sind nicht verwertbare mineralische Bauabfälle, industrielle Abfälle mit Inertstoffqualität sowie unverschmutztes Aushubmaterial vorgesehen. Inertstoffe haben einen geringen Schadstoffgehalt und eine geringe Löslichkeit. Sie bestehen zu mehr als 95 Prozent des Gewichts aus gesteinsähnlichen Bestandteilen.
Gemeinderat für Erweiterung
Auskunft zum Projekt gaben am Dienstagabend Geologe Peter Spielmann und Ruedi Baumeler von der kantonalen Dienststelle Umwelt und Energie sowie der Unternehmer Markus Gasser. Gemeindepräsident Philipp Bucher erläuterte die Stellungnahme des Gemeinderats, zumal die Erweiterung von der Zonenplanänderung abhängt, über die die Dagmerseller Gemeindeversammlung im Dezember abstimmen wird. Der Gemeinderat stellt sich hinter das Projekt. Er könne verstehen, dass die Aussicht auf die Deponie nicht toll sei, sagte Bucher. Er appellierte aber an die Verantwortung für Abfall, den die Gesellschaft produziere. Zudem sei es sinnvoll, dass man vor der Suche nach neuen Standorten für Deponien die Erweiterung bestehender überprüfe. Konkret begrüsst der Gemeinderat die Fruchtfolgeflächen, die mit der Erweiterung geschaffen werden, und die zusätzlichen Einnahmen aus Gebühren der Firma Gasser. Bisher habe die Firma rund 2 Franken pro Kubikmeter bezahlt, was bis anhin bis 960 000 Franken eingebracht habe. 145 000 Franken seien davon in den Kulturfonds geflossen, von dem die ganze Gemeinde profitiere, sagte Bucher. Über eine Erhöhung des Kubikpreises werde zurzeit verhandelt. Für die Erweiterung spreche schliesslich auch, dass die Gasser AG die Wünsche kritischer Bürger ernst nehme.
IG-Mitglieder sind enttäuscht
Bei der Rückstellung der Vertragsunterzeichnung vor zwei Jahren hat Markus Gasser eine Begleitgruppe ins Leben gerufen, die Befürworter und Gegner an einen Tisch bringt. Daraus entstand eine Absichtserklärung der Firma Gasser. Darin ist zum Beispiel vermerkt, dass die Firma bei der Erweiterung der Deponie in Richtung Dorf einen Damm als Sicht-, Staub- und Lärmschutz erstellen wird. Dieser soll begrünt und nach Auffüllen des westlichen Teils der Deponie zurückgebaut werden.
Auch die IG Stop Deponie Buchs ist in dieser Gruppe vertreten. Für sie ist die Absichtserklärung aber reine Makulatur. «Damit sollen wir Bürger beruhigt werden, sie ist aber nicht rechtskräftig», sagt Pius Steger von der Interessensgemeinschaft. Rund 40 Buchserinnen und Buchser sind in dieser Gruppe vertreten, mehr als die Hälfte war an der Orientierungsversammlung zugegen. Bereits vor der Erstellung der heutigen Deponie seien ihnen ökologische Aufwertungen versprochen worden. «Umgesetzt wurde das aber teilweise nicht oder nur halbherzig», sagt Steger. Gasser relativiert, dass sich der angesprochene Sichtschutz an dieser Stelle nicht gelohnt habe. Nichtsdestotrotz halte er ein, was er verspreche. Auch am Dienstag stellte er sich neben Geologe Spielmann und Ruedi Baumeler den Fragen der IG-Mitglieder. Überzeugen konnten sie die Gegner aber kaum. Sie sind enttäuscht. Enttäuscht, dass das an der Abstimmung 2002 vom Gemeinderat versprochene Betriebsende 2020 nicht eingehalten werden soll. «Wir haben 14 Jahre den Abfall genommen. Jetzt sind andere am Zug», sagt Steger. «Wenn Sie dagegen sind, sind Sie dagegen», sagt Gasser.