
Der Duft des Sommers
Es gibt viele sommerliche Gerüche, die ich gerne mag. Der Duft des frisch gemähten Rasens in der Badi. Der Geschmack nach feinem Fleisch auf dem Grill. Und Petrichor. Noch nie gehört? Keine Angst, mir ist der Begriff auch erst seit Kurzem geläufig. Und wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich wohl annehmen, es wäre das griechische Wort für Gülle.
Zwar ist Petrichor tatsächlich ein Begriff, der sich aus den griechischen Wörtern «Stein» und «göttliche Flüssigkeit» zusammensetzt. Stehen tut er aber für nichts Anderes als den Geruch des Sommerregens.
Natürlich riecht es nicht immer nach Petrichor, wenn es im Sommer regnet. Damit tatsächlich der Sommerregengeruch entsteht, muss der Boden vor dem Schauer trocken sein. Je trockener, desto intensiver riecht es. Doch Regen ist geruchsneutral und auch trockener Boden riecht nicht einfach so. Schuld am Geruch sind Bakterien, die sich im Boden befinden. Ist es im Sommer trocken und warm, fahren sie ihren Stoffwechsel zurück. Erst wenn wieder Wasser in die Erde eindringt, werden die Bakterien wieder aktiv und setzen unter anderem Geosmin frei. Dieser Alkohol macht den Grossteil des Sommerregengeruchs aus. Hinzu kommt aber auch ein öliger Film auf den Blättern von Pflanzen, der sich immer dann bildet, wenn es lange trocken ist. Fällt dann Regen, werden diese Öle sowie das Geosmin aufgewirbelt. Gemeinsam mit einem Dritten Element – den Mineralien aus dem Staub der Steine – entsteht der bekannte und allseits gerne gerochene Sommerregengeruch.
Übrigens, wer nicht auf den nächsten Sommerregen warten möchte: Petrichor wird auch künstlich hergestellt. Man kann es also als Duft im Fläschchen erwerben. Die Preise im Online-Handel variieren dabei je nach Hersteller zwischen 15 und 180 Franken. Ich finde den Gedanken verlockend, an einem grauen Wintertag etwas sommerlichen Duft zu sprühen. Und der Sommerregengeruch eignet sich für die Anwendung aus dem Fläschchen sicherlich besser als der Duft des Grillguts.