Der Endosaurusrex gibt auch grippegeschwächt Vollgas

Die Wissenschaftler sind sich bis heute nicht einig, warum die Dinosaurier ausgestorben sind. Endosaurusrex lebt und ist nicht totzukriegen. Endo Anaconda ist ein Urgestein der Schweizer Musikszene, seine Texte sind laut und sie sind leise, poetisch und absurd, zuweilen dadaistisch.

Anaconda «gloubt a Märli», an «das Schlaraffenland nur mit Magenband» und an Frau Holle, die für das Medellinkartell arbeitet. Aber trotzdem «i gloube immer no a Märli». Schon mit dem ersten Lied hat der Berner die Leute auf seiner Seite, er lebt seine Musik, gibt vollen Körpereinsatz. Als er mit dem Klassiker «Käthi, mir läbe uf em Land» fortfährt, begleitet ihn ein grosser Chor, das Publikum kennt den Text.

Stiller Has in Oltner Hand
Stiller Has gastiert mit dem neuen Programm zum ersten Mal in Olten. «Tschou Oute» begrüsst Anaconda die Anwesenden. Die jüngste Zuhörerin ist die neunjährige Ronja Piubellini. Sie hängt an den Lippen des Sängers, tanzt zuweilen wild mit. Sonja Lack, 75-Jährig und aus Kappel ist wohl eine der Ältesten im Publikum. Ihr gefällt der Revoluzzer Anaconda, der kein Blatt vor den Mund nimmt.

Humorvoll stellt der Sänger seine Band vor. Zwei Mitglieder sind Oltner, Roman Wyss am Klavier und dessen Sohn Andreas Wyss am Bass. Der erst Neunzehnjährige steht auf der Bühne, als würde er das seit Jahren tun. Darauf angesprochen, wie er das Heimspiel erlebe, meint er, es sei schon etwas Besonderes, auch habe er schauen müsse, dass die Frisur sitze.

Dies, weil die Grossmutter auch vor Ort war. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist, dass Annetta Wyss, Ehefrau und Mutter der beiden, als Inhaberin der Kulturbraui die Agentin von Stiller Has ist. Ein kleines Familienunternehmen irgendwie.

Aber nicht nur das Duo Wyss trägt zum Erfolg des Abends bei. Der Schlagzeuger Andi Pupato beherrscht «d Chessle» ebenso wir Boris Klecic seine Finger über die Gitarrensaiten tanzen lässt. Dabei entlockt er ihnen Töne in einer unglaublichen Bandbreite und unterstützt so die Texte.

Diese sind aus dem Leben gegriffen, berichten über Alltäglichkeiten, über die Liebe oder über die Art, wie die Menschheit mit Katastrophen umgeht. «Aues isch normau, Paris strahlt in allne Farbe». Melancholische Töne erklingen bei den Worten «scho Toufhemd grännet, wel ich im Lichehemd muess goh».

Im Zusammenhang mit der Billag-Initiative habe er von Christa Rigozzi geträumt und deshalb gibt er ein italienisches Lied zum Besten «Guarda la luna», ein leises Lied, das aber nicht weniger gefällt.

Geschichten über kleine Leute
Bei Stiller Has darf «Hene», der Abwart, nicht fehlen. «Go Hene go go, go Hene go go» ertönt es in der Schützi. Eine kleine Geschichte über einen kleinen Mann und seine Flucht aus dem Alltag. Mit «Tequila Halleluja» geht es rockig weiter. Einzelne Fans sind da nicht mehr zu halten, sie tanzen vor der Bühne.

 

Einer von ihnen ist der aus Berlin eingewanderte Alexander Knack. Entdeckt hat der Stiller Has durch einen Freund. Nach dem Konzert ist er leicht befremdet über die zurückhaltenden Schweizer. «Na ja, ein bisschen haben sie die Oberkörper wippen lassen. Toll war es.»

Am Schluss des Konzertes hielt es aber niemand mehr auf den Stühlen. Mit einer Standing Ovation wurde eine Zugabe gefordert. Mit «Uf und drvo» nahm Stiller Has Abschied von dem begeisterten Publikum. Die Dinosaurier sind ausgestorben, Endosaurusrex und der Stille Has sind nicht totzukriegen.