
Der geplatzte Cumulus-Deal zeigt: Bei Kreditkarten lohnt es sich genau hinzuschauen
Fabrice Zumbrunnen baut den Orangen Riesen weiter um. Neuerdings will der Migros-Chef für die Cumulus-Mastercard-Kreditkarte nicht länger mit der Cembra Money Bank zusammenarbeiten. Diese ist vor allem bekannt für ihre Werbung mit Christa Rigozzi, früher Schönheitskönigin und heute Fernsehmoderatorin.
Nach 15 Jahren soll Schluss sein. Zumbrunnen will künftig mit der Migros Bank zusammenspannen. Damit erhält die Cumulus-Kreditkarte – mit 850’000 Nutzerinnen und Nutzern die wohl beliebteste Karte im Lande – eine neue Herausgeberin.
Dieses neueste Kapitel im grossen Migros-Umbau eröffnet einen unerwarteten Einblick hinter die Kulissen der Cumulus-Kreditkarte, der Cembra Money Bank und der gesamten Kreditkarten-Industrie. Es wird anscheinend überraschend viel Geld verdient mit Kreditkarten. Geld, das den Börsenkurs von Cembra massiv bewegen kann.
Es war nur ein einziger Satz, fast beiläufig eingefügt im zweitletzten Absatz der Medienmitteilung, mit dem Cembra die Migros-Trennung bekanntgab:
«Cembra rechnet ab 2022 vorübergehend mit einem um 10 Prozent bis 15 Prozent tieferen Reingewinn gegenüber dem Plan.»
Dieser einzige Satz liess den Börsenkurs von Cembra am Morgen um über 30 Prozent einbrechen. Da half es auch nicht mehr, dass Cembra-Chef Holger Laubenthal den Rückschlag umdeuten wollte zu einem «Ansporn noch besser und noch innovativer zu werden». Bei Handelsschluss hatte die Aktie rund 31 Prozent verloren. Der Tagesverlauf zeigt eine fast senkrecht fallende Linie. Urplötzlich waren ein Börsenwert von rund 800 Millionen verschwunden. Analysten stuften die Cembra-Aktie herab, sprachen von einem «harten Schlag».
Zugleich wirft der Satz eine Frage auf: Zahlen Kunden und Händler in der Schweiz viel zu viel für die Nutzung von Kreditkarten? Denn die Einnahmen und Gewinne, die Cembra nun fehlen und deren Ausbleiben die Aktie abstürzen lassen, kommen letzten Endes immer aus den gleichen Taschen: jenen der Händler und der Konsumenten, die mit Cumulus-Kreditkarten zahlen oder bezahlt werden.
Es war schon schlimmer
«Es ist leider noch immer so: Kreditkarten sind in der Schweiz überteuert», sagt Sara Stalder, Geschäftsführerin bei der Stiftung für Konsumentenschutz. Und nicht nur für die Kundinnen und Kunden seien Kreditkarten zu teuer, auch kleine und mittelgrosse Unternehmen müssten zu viel dafür ausgeben.
Immerhin sei die Situation nicht mehr so triste wie vor zehn Jahren. Eingriffe der Wettbewerbskommission hätten eine gewisse Besserung gebracht. Stalder hält wenig davon, die Konditionen verschiedener Kreditkarten zu vergleichen. Vielmehr rät sie dazu, Zahlungen mit Kreditkarten zu vermeiden. «Kreditkarten sollten sehr zurückhaltend verwendet werden. Debitkarten sind günstiger.»

Omnipräsent: Cembra-Werbung mit Christa Rigozzi.
Die Migros hält sich bedeckt. Auf Anfrage lässt ein Sprecher ausrichten: «Zum angekündigten Gewinnrückgang der Cembra können wir nichts sagen.» Und auf die Frage, ob die Cumulus-Kreditkarte künftig günstiger sein wird, heisst es: «Über das neue Angebot der Nachfolgekarte werden wir rechtzeitig informieren.» Und auch die Cembra will der Medienmitteilung nichts weiter anfügen.
«Es gibt grosse Unterschiede zwischen den verschiedenen Kreditkarten: Manche sind sicher teuer, andere weniger», sagt Benjamin Manz vom Online-Vergleichsdienst Moneyland. Die Migros-Cumulus-Mastercard gehöre eigentlich zu den günstigsten Kreditkarten, unter anderem, weil sie keine Jahresgebühren erhebe.
Die Karte sei trotzdem natürlich nicht kostenlos. Wie viel man zahle, hänge davon ab, wie man die Karte nutze. Wer im Ausland einkaufe, dem würden die Fremdwährungstransaktionen belastet. Wer auf Kredit oder mit Verzug zahle, dem würden Kreditzinsen oder Mahngebühren belastet. Teuer seien auch Bargeldbezüge.
Gratiskreditkarten sind selten wirklich gratis
Wirklich gratis seien sogenannte «Gratiskreditkarten» wie die Cumulus-Mastercard nur dann, wenn man sie vorsichtig nutze. Also konkret müsse man Folgendes einhalten, erklärt Manz: auf Teilzahlungen verzichten, Rechnungen rechtzeitig bezahlen, nie Bargeld beziehen sowie nur im Inland und in Franken einkaufen.
Eine Sondersituation werden die aktuellen Cumulus-Kreditkarten-Kunden erleben. Migros Bank und Cembra werden versuchen, sie zu sich zu holen respektive sie bei sich zu behalten. Beide werden möglichst attraktive Nachfolge-Kreditkarten lancieren.
Und sie werden Marketingoffensiven lancieren. Die Kundinnen und Kunden werden also umworben sein. Ob sie weniger zahlen werden, ist eine andere Frage. Moneyland-Experte Manz verweist auf das Beispiel der Supercard-Kreditkarte.
Der zweite Detailhandelsriese Coop hatte ähnlich wie heute die Migros den Kreditkartenherausgeber gewechselt: von Swisscard zu Topcard, einem Vehikel der UBS. Manz dazu: «Bei den Konditionen hat sich für Kundinnen und Kunden praktisch nichts geändert – die grösste Änderung gab es wohl im Kundendienst.»
Die besten Kreditkarten für Gelegenheitsnutzer
Angaben jeweils für die ersten 2 Jahre, in Franken
Kreditkarte | Jahresgebühr | Übrige Kosten | Bonuspunkte in CHF | Total |
---|---|---|---|---|
Swisscard Cashback Cards Amex | 0 | 96 | −106 | −10 |
Coop Supercard Visa / Mastercard | 0 | 71 | −23 | 47 |
IKEA Family Kreditkarte | 0 | 82 | −23 | 59 |
Migros Cumulus-Mastercard | 0 | 82 | −23 | 59 |
Swisscard Cashback Cards Visa / Mastercard | 0 | 96 | −14 | 82 |
UBS Basic Visa / Mastercard | 0 | 82 | 0 | 82 |
Conforama Cosy & LIPO Mastercard | 0 | 93 | 0 | 93 |
Fnac Mastercard | 20 | 93 | 0 | 113 |
Swissquote Multiwährungskarte Silber | 100 | 21 | 0 | 121 |
PostFinance Visa Classic / Mastercard Standard | 100 | 64 | −32 | 132 |