
Der Mietzustupf wird gestrichen – Eltern bangen um Spielgruppe
«Eine bewährte Spielgruppe aufs Spiel setzen?» – «Wieso ein wichtiges Angebot wegen eines lächerlichen Betrags gefährden?» – «Die Streichung ist ein Armutszeugnis.» Derlei Voten am Info-Abend zum Thema Sparen der Gemeinde machten es deutlich: Einige Aarburgerinnen und Aarburger sind schockiert, dass der Gemeinderat der einzigen Spielgruppe im Ort den Unterstützungsbeitrag an die Raummiete am Falkenhofweg nicht mehr zahlen will. Damit verliert die Spielgruppe einen Beitrag von laut Gemeinde 15 000 Franken. Zwar ist die Hälfte des Betrags im Budget 2018, das der Souverän am Freitag genehmigen soll, noch eingestellt. Ab dem neuen Schuljahr dann aber muss die Spielgruppe ohne Zustupf auskommen. Auf der Gegenseite führt die Gemeinde einkommensabhängige Betreuungsgutscheine für Eltern ein. Hintergrund: Gemäss neuem Kinderbetreuungsgesetz (KiBeG) dürfen nicht mehr Institutionen, sondern müssen die Familien direkt unterstützt werden.
Die Spielgruppenverantwortlichen haben mitgeteilt, ihr Angebot nicht kampflos aufzugeben. Dazu wurde in diesen Tagen eigens ein neuer Spielgruppenverein gegründet. Ob an der Gemeindeversammlung ein Antrag um Beibehalten des Beitrags eingereicht wird, ist offen. Sicher ist: Das Thema bleibt höchst emotional.
Keine einheitliche Praxis
Ob und wie Gemeinden im Bezirk Zofingen ihre Spielgruppen unterstützen, ist unterschiedlich. Allein wäre Aarburg nicht, würde der Pauschalbeitrag abgeschafft: Rothrist, Vordemwald, Brittnau oder Safenwil etwa leisten laut Auskunft der Gemeindeschreibereien keine Beiträge. Hie und da werden Gruppen über das Zurverfügungstellen gemeindeeigener Liegenschaften unterstützt, so in Murgenthal und Strengelbach. Ebenfalls indirekt finanziert die Gemeinde Oftringen Spielgruppen, und zwar über den jährlichen Beitrag an das Freizeitzentrum Obristhof.
Was in Aarburg für die einen ein Skandal ist, ist für andere keine Notwendigkeit. So kam am Info-Abend auch die Kritik auf, wie denn eine 2-Stunden-Betreuung konkret einen Beitrag zur Vereinigung von Familie und Arbeit leisten soll. Die zuständige Gemeinderätin Martina Bircher findet den Aufschrei der Spielgruppe «absolut fehl am Platz». Unter anderem deshalb, weil die Einführung von Betreuungsgutscheinen für Spielgruppen – anders als etwa für Kindertagesstätten – gemäss neuem KiBeG nicht zwingend ist. «Das ist freiwillig und zeigt, dass wir die Eltern weiterhin unterstützen wollen», sagt Bircher. Demgegenüber würde eine direkte Unterstützung den Wettbewerb verzerren und andere Organisationen benachteiligen. Und den Gemeinderat vielleicht sogar in Erklärungsnot bringen. Bircher: «Wir haben bis heute keine Argumente, warum wir ausgerechnet ein einziges Angebot direkt finanzieren und alles andere nicht.» Kommt hinzu: Die Gemeinde hat der Spielgruppe auch Räume in der Alten Turnhalle als Alternative vorgeschlagen. Diese sieht die Anforderungen und Wünsche an eine neue Unterkunft aber offenbar nicht erfüllt. Auch wenn Bircher erklärt, die Liegenschaft stehe die meiste Zeit leer – immerhin sind hier der Jugendtreff und künftig auch die Flüchtlingswerkstatt «Gemeinsam bauen wir an unserer Zukunft» einquartiert.
Ob Gemeinderat oder Spielgruppenmitarbeiterinnen – auf beiden Seiten ist Enttäuschung spürbar. Martina Bircher kritisiert die allgemeine «Anspruchsmentalität und Undankbarkeit». Die Spielgruppe wiederum sieht ihren Wert in Bezug auf Frühförderung und Integration verkannt. Sicher ist immerhin so viel: Es gibt im Bezirk durchaus Gemeinden, die ihre Spielgruppen auch weiterhin direkt unterstützen. Es gibt aber auch wirtschaftlich arbeitende Spielgruppen, die ohne diesen Zustupf überleben. Eine Votantin brachte dies am Info-Abend mit der ernüchternden Festellung auf den Punkt: «Es geht hier um eine ideelle Frage.»