
Der Verwaltungsrat stellt nun das bisher vorgesehene Reider Badi-Konzept infrage
Mit fünf Standbeinen wollte die Badi Reiden AG die Existenz des Hallen- und Freibades im Kleinfeld sicherstellen: Weiterbetrieb von Hallen- und Freibad, Spa, Cafeteria mit Mehrzweckraum und Wintergarten, Stellplätze für Wohnwagen und ein Erlebnisspielplatz. Ein Finanzplan wurde vom Verwaltungsrat (VR) erarbeitet, der die Finanzierung der Sanierungs-Gesamtkosten von 9,5 Millionen und den Betriebsbeitrag von jährlich 450 000 Franken budgetierte (wir berichteten). Doch nun steht dieses Gesamtkonzept vor dem Aus, eine massiv abgespeckte Variante wird denkbar.
In einer gestern verschickten Medienmitteilung teilt der Verwaltungsrat der Badi Reiden AG mit: «Nun sind wir vom Gemeinderat dazu angehalten, ein neues Konzept auszuarbeiten, das eine Etappierung der Sanierung ermöglicht und deutlich tiefere Kosten aufweist. Um letztgenannte Forderung erfüllen zu können, kann unseres Erachtens nicht mehr die Lösung umgesetzt werden, die die höchsten Erträge verspricht, was sich langfristig auf einen höher ausfallenden Betriebsbeitrag durch die Gemeinde Reiden auswirken könnte.» Der Verwaltungsrat warnt, dass eine Hinauszögerung oder nur eine Teilsanierung aufgrund des Zustandes der technischen Anlagen «das Risiko von Betriebsausfällen» erhöhe. Die Sanierung sei «dringend erforderlich».
Knackpunkt neue Bürgschaft
Aus Sicht des Gemeinderates Reiden stellt sich die aktuelle Ausgangslage bezüglich der Finanzierung des von der Badi Reiden AG vorgelegten Gesamtpaketes insofern als schwierig dar, weil die Banken für die Gewährung eines Kredites von rund sechs Millionen Franken eine Bürgschaft in derselben Grössenordnung von der Gemeinde erwarten würden. Über diese Tatsache ist der Gemeinderat erst mit Schreiben vom 22. Juni 2018 offiziell vom Verwaltungsrat informiert worden, zuvor wurde vom Verwaltungsrat mehrmals bestätigt, dass die Badi AG kreditwürdig sei und selbst Geld aufnehmen könne.
Das ist neben der erwarteten Erhöhung des Aktienkapitalanteils der Gemeinde um weitere 2,4 Millionen Franken eine grosse Stange Geld. Die Gemeinde Reiden hatte bereits einmal eine Patronatserklärung von 1,5 Mio. durch die Gemeindeversammlung an die Schwimmbadgenossenschaft gewährt, welche im Rechnungsjahr 2016 abgelöst werden musste. Der Gemeinderat Reiden will den Weiterbetrieb der Badi gewährleisten – wie auch der Verwaltungsrat. Nur über das Wie sind sich die beiden Gremien uneins.
Gemeinderat mit Verantwortung
Reidens Vizepräsident und Gemeinderat Willi Zürcher geht davon aus, dass der VR der Badi andere Ziele als der Gemeinderat Reiden verfolge. Schliesslich sei es dann aber der Gemeinderat Reiden, der bei einer Volksabstimmung für einen Sonderkredit vors Volk stehen müsse, sagt er. Der Gemeinderat trage die politische und finanzielle Verantwortung über jedes Geschäft, welches der Bevölkerung vorgelegt wird. Dem Gemeinderat Reiden wurde die nun vorliegende Medienmitteilung des Verwaltungsrates der Badi Reiden vorab nicht vorgelegt, obwohl Gemeinderat Bruno Aecherli selber noch bis Ende August im VR sitzt. «Ich finde es schade, dass nun ein solches Pingpong-Spiel über die Medien veranstaltet wird», erklärt Willi Zürcher hierzu. Den Hut des «schwarzen Peters», den der Gemeinderat sich vom Verwaltungsrat bezüglich des Abstimmungstermin zugeschoben fühlt, will sich die Behörde nicht anziehen. Gemäss Zürcher war der vom Verwaltungsrat postulierte Abstimmungstermin vom 23. September nie vom Gemeinderat definitiv abgesegnet worden. Der Verwaltungsrat habe nie beim Gemeinderat diesen Termin offiziell eingefordert, so Zürcher. «Man hat noch keine politische Diskussion geführt», sagt Willi Zürcher. Deshalb erachtet er es als nicht vertretbar, der Bevölkerung mit einer Abstimmung im September einfach so die Verantwortung zuzuschieben. Gemäss Gemeinderat Zürcher haben dem Gemeinderat auch lange Zeit Unterlagen gefehlt, um eine Entscheidung zu treffen.
Dem widerspricht der Verwaltungsrat der Badi Reiden hingegen: Konzept, Zeitplan, Unterlagen für Submission und Bankunterlagen seien vorgelegen. Aber bei den Kostenschätzungen habe der Gemeinderat eine Genauigkeit von fünf bis sieben Prozent erwartet. Häufig sind bei zu beantragenden öffentlichen Krediten aber zehn Prozent gang und gäbe. Der Verwaltungsrat kritisiert zudem, dass der Germeinderat ein neues Konzept schon bis Mitte August verlangt habe. Der Verwaltungsrat der Badi Reiden erklärt nun, dass er «nun Möglichkeiten zur Anpassung des bestehenden Konzeptes prüfen und die Wirtschaftlichkeit unter Berücksichtigung der neuen Rahmenbedingungen bewerten» werde.