Die Aarewoog ist Christian Schwizgebels zweites Zuhause

In der Woog rauscht die Aare, vom vielen Regen in den letzten Wochen führt sie ziemlich viel Wasser. Die Boote der Pontoniere, die hier befestigt sind, schaukeln auf den Wellen. Es ist die zweite Heimat von Christian Schwizgebel. «Ich gehöre zu Aarburg wie die Woog», scherzt er. Die ersten Lebensjahre verbrachte er in Rothrist, dann zog die Familie nach Aarburg um. Ab der dritten Klasse ging Schwizgebel hier zur Schule. Der 60-Jährige war Präsident der Pontoniere Aarburg und infolgedessen gerne auf dem Wasser unterwegs. Als 13-Jähriger ist er dem Verein beigetreten und hat seither – gemäss eigener Aussage – selten gefehlt. Wettkämpfe bestreitet er ebenfalls noch, nächstes Jahr will er am Eidgenössischen fahren. Zuerst aber kandidiert er am 13. Juni im Städtli als Gemeinderat.

Der Entschluss zu kandidieren reifte in Schwizgebel bereits vor zwei Jahren. «In Gesprächen mit den Menschen merkte ich, dass die Unzufriedenheit mit dem aktuellen Gemeinderat stetig grösser wurde», sagt er. «Kritiker fühlen sich nicht ernst genommen, teilweise werden sie sogar belächelt.» Dass der Gemeinderat kein Team sei, merke man. «Man hat den Eindruck, dass jeder in seinem Gärtli schaufelt», meint er. Und: Es seien immer die gleichen zwei bis drei Ratsmitglieder gewesen, die nach einer Sitzung noch im Restaurant aufgetaucht seien. «Das registrieren die Leute.»

Vom Polygrafen zum Personalberater

Christian Schwizgebel lernte ursprünglich Polygraf bei Ringier in Zofingen, vor vier Jahren machte er sich selbstständig als Personalberater. In seiner beruflichen Laufbahn begleitete er Firmen bei Umstrukturierungen und machte etliche Mediationen. «Mit diesem beruflichen Hintergrund bin ich überzeugt, dass ich im Gemeinderat einen guten Beitrag leisten könnte», sagt er. Als Selbstständiger könne er sich die Zeit gut einteilen, was ihm als Gemeinderat entgegenkommen würde. Zudem sei er von verschiedenen Bürgerinnen und Bürgern dazu motiviert worden, sich als Gemeinderat zur Verfügung zu stellen.

Als Parteiloser fühlt er sich wohl

Schwizgebel bezeichnet sich selbst als bodenständig und pragmatisch, als einen, der Sachpolitik bevorzugt. «Denn dafür braucht es keine Partei im Rücken», meint er. «So fühle ich mich wohl.» Er sei kein Politiker, sondern wolle sich für die Sache einsetzen. Das sei er gewohnt gewesen als Präsident der Pontoniere, aber auch als ehemaliger Vororts-Präsident. «Da geht es im weitesten Sinne auch um Sachpolitik. Man hört sich die Argumente an und fällt nachher einen Entscheid.» Bei jeder Abstimmung schaue er sich die Fakten an. Er entscheidet sich dann für jene Seite, die ihm vernünftiger erscheint. Umweltpolitik ist ihm beispielsweise sehr wichtig, hingegen einen EU-Beitritt der Schweiz würde er eher ablehnen. «Ich bin eine richtigeMelone: aussen grün, innenrot und im Kern schwarz», scherzt er.

Als Gemeinderat würde er sich für eine volksnahe und transparente Politik einsetzen, verspricht der Vater einer Tochter. Mit Workshops oder Round Tables möchte er die Bevölke­rung in die Entscheidungen miteinbeziehen und so die Beziehung zwischen Gemeinde­rat und Volk verbessern. Das sei beispielsweise mit dem Projekt Oltnerstrasse misslungen. «Ich würde mich nicht scheuen, brennende Themen im Rat anzusprechen», sagt Schwizgebel. Einsetzen möchte er sich weiter für eine bessere Sauberkeit und Beschilderung auf dem Gemeindegebiet. «Mit CleanAarburg ist man zwar auf einem guten Weg, aber hier brauchtes noch mehr», findet Schwizgebel.

Das Ressort Bau interessiert ihn am meisten

Könnte er als neu gewählter Gemeinderat ein Ressort wählen, würde er sich für denBau entscheiden. «Aber es ist klar: Der Amtsjüngste nimmt das, was er bekommt.» Daher sei er offen für alles, entsprechend kann er sich auchvorstellen, den Bereich Schule, der ab 2022 aufgrund derAuflösung der Schulpflegen in den Aufgabenbereich des Gemeinderats fällt, zu übernehmen.

Er, der neben dem Pontoniersport in der Freizeit bei den Woogbrauern gerne Bier braut, in die Pilze geht oder kocht, stellt sich vor, dass Aarburg in zehn Jahren noch enger mit der Gemeinde Oftringen zusammenarbeitet. «Meiner Meinung nach macht es Sinn, die gemeinsamen Ressourcen noch mehr zu bündeln und zu koordinieren», findet er. So könne man den Verwaltungsapparat schlanker halten. Die aktuelle Zusammenarbeit beispielsweise im Bereich Betreibungs- und Standesamt bewiesen, dass es gut funktioniert. «Eine engere Zusammenarbeit bedeutet für mich aber nicht zwingend eine Fusion», betont Christian Schwizgebel.