
Wahlen im fusionierten Reitnau: Der Neue will mit anpacken
SERIE
In einer Serie stellt diese Zeitung die Gemeinderatskandidaten der fusionierten Gemeinde Reitnau vor. Die Wahl findet am 23. September statt. Heute: Die beiden Kandidaten für die zwei Sitze im Wahlkreis Attelwil. Gestern ist die Übersicht für den Wahlkreis Reitnau erschienen. Dort kandidieren die fünf bisherigen Gemeinderäte für die drei zur Verfügung stehenden Sitze. Die Wahl für Gemeindeammann und Vizeammann findet am 25. November statt.
Eine Fusion mit Reitnau? Der Attelwiler Michel Strub fand das gar keine gute Idee. Er hat sich dagegen ausgesprochen, sich im gegnerischen Komitee engagiert. Geholfen hat es nichts. Die Attelwiler haben der Fusion zugestimmt. Knapp zwar, aber trotzdem. Spricht man Michel Strub ein Jahr nach der Fusionsabstimmung auf dieses Thema an, winkt er ab. «Ja, ich war dagegen. Das ist nun aber erledigt. Jetzt müssen wir das Beste aus der Situation machen.» Für Michel Strub ist klar, was das ist: Für den Gemeinderat der neuen Gemeinde Reitnau kandidieren. «Ich will mitanpacken, etwas verändern.» Anpacken kann der 38-Jährige. An der Schützenhausstrasse führt er mit seiner Frau Christa den Bauernhof, den er von seinen Grosseltern übernommen hat. Kühe, Schweine, Hühner, Gänse, Schafe und Hund Lexi gehören zu den tierischen Bewohnern des Bauernhofes. Strubs produzieren Fleisch, das sie unter anderem am Wochenmarkt in Aarau verkaufen. Sie sind stolz darauf, dass sie alles Futter für ihre Tiere selber produzieren.
Landwirt aus Leidenschaft
Michel Strub ist kein Mann der vielen Worte. Wird er aber auf seinen Bauernhof angesprochen, dann beginnt er zu erzählen. «Das Bauern, die Tiere, das ist auch mein Hobby.» Schon als kleiner Bub war für ihn klar: «Ich werde einmal Bauer.» Jede freie Minute verbrachte er auf dem Bauernhof der Grosseltern. Im Jahr 2003 konnte der in Kölliken aufgewachsene Michel Strub den Hof übernehmen, 2008 kam seine Frau Christa dazu und später die drei gemeinsamen Kinder Lee, Milla und Phil. Im Moment herrscht auf dem Hof noch Ruhe vor dem Sturm: Die Schafe und die meisten Kühe sind auf der Alp. Eine Hauptbeschäftigung momentan ist, Äpfel zusammenlesen. Bald kommen die Tiere von der Alp zurück, dann gibts auf dem Hof auch wieder mehr zu tun.
Politisch hat Michel Strub keine Erfahrungen. Dass er sich für die Wahl in den Gemeinderat der neuen Gemeinde Reitnau anmelden will, war für ihn trotzdem klar. «Ich habe es mir schon im letzten Jahr überlegt. Jetzt habe ich genügend Zeit dafür.» Die Arbeitsbelastung des Amtes schreckt ihn nicht ab. Als Organisator der Outside-Openairs in Attelwil und Staffelbach um die Jahrtausendwende und acht Jahre später hat Michel Strub einiges an Erfahrungen gesammelt, die er in seine Tätigkeit als Gemeinderat einfliessen lassen kann. Ein Wunschressort hat der gelernte Landwirt nicht. Er würde gerne etwas machen, das zu ihm passt – vielleicht nicht gerade Kultur. «Landwirtschaft, das wäre doch naheliegend», meint er.
Es ist nicht die erste Gemeinderatswahl, an der Michel Strubs Name auf dem Ergebnis-Blatt steht. 2016 erreichte er an der Ersatzwahl für Heinz Portmann den zweiten Platz – obwohl er gar nicht in den Gemeinderat wollte. 16 Stimmen erzielte Strub, vier Stimmen mehr als der einzige offizielle Kandidat. Das Rennen gemacht hat damals Simon Hauri mit 74 Stimmen. Hauri tritt nun für die Gesamterneuerungswahl nicht mehr an, genauso wie drei weitere Gemeinderäte, inklusive Ammann und Vizeammann.
Ein Zückerli für die Attelwiler
Ja, an den Gemeindeversammlungen sei er in letzter Zeit gewesen, sagt Michel Strub. Aber auch erst seit der Fusionsdiskussion. Klar, zur Fusion hat er eine klare Meinung, auch wenn er findet, dass sie jetzt nicht mehr Thema sein sollte. «Für unserer Kinder wird es normal sein, dass Reitnau und Attelwil eine Gemeinde sind. Darum ist es wichtig, dass wir nun nach vorne schauen und nicht zurück.» In diesem Sinne sei es auch nicht korrekt, dass die fünf Gemeinderatssitze bei dieser Wahl auf Attelwil und Reitnau aufgeteilt worden sind. Bei der Gesamterneuerungswahl in drei Jahren wird es diese Aufteilung nicht mehr geben. «Das war ein Zückerli, damit die Attelwiler der Fusion zugestimmt haben. Eigentlich ist es aber ein Witz. Da sollen Attelwil und Reitnau zusammenwachsen, und dann teilt man die beiden Ortsteile bei der Vergabe der Gemeinderatssitze wieder auf», sagt Michel Strub. Dank dieser Regelung wird er aber in neun Tagen voraussichtlich unbestritten als einer von zwei Vertretern des Ortsteils Attelwil in den Gemeinderat gewählt werden.