Die Beiz mit den meisten Stammgästen – ein Blick hinter die Kulissen der Militärkantine

Kasernenareal: «Unterbruch der Planung ist nicht opportun»

Nachdem Korpskommandant Daniel Baumgartner erklärt hatte, die Armee sei zuversichtlich, über das Jahr 2030 hinaus in der Kaserne Aarau bleiben zu können, stellte SVP-Einwohnerrat Beat Krättli in einem Vorstoss die Frage, ob die weitere Planung einer zivilen Nutzung des Kasernenareals nicht gestoppt werden müsse. Das lehnt der Stadtrat ab: «Ein Unterbruch der laufenden Planung ist nicht opportun, weil er mit den Risiken verbunden wäre, dass die Planungskosten letztlich höher wären und aufgrund der Planungsunsicherheit Flächen über Jahre ungenutzt brach liegen könnten.» Von den für die Planung bewilligten 400’000 sind 225’000 Franken ausgegeben. (uhg)

Gestern assen mehrere Dutzend Frauen «Suppe mit Spatz» – auf Vorbestellung. Heute gibt es «Pot au feu ‹Viva›» als Hauptmenü. Daneben stehen auch andere bodenständige Gerichte auf der Karte. Insgesamt 10 Menüs wie gebratener Fleischkäse, überbackene Waldpilz-Schnitte oder Wurst-Käsesalat einfach. Fantastisch und preiswert sei das Essen, schwärmt Stammgast Max. Das «Viva» hiess bis im Herbst 2002 «Restaurant Militärkantine». Geführt wurde es während über 30 Jahren vom Ehepaar Walter und Käthy Kyburz. Seit dem 1. Oktober 2015 ist es in den Händen von René Tschopp (58). Einem Küchenchef mit beeindruckender Vergangenheit, der einen Job mit möglichst grossen Freiheiten suchte. «Ich wollte wieder selber Herr und Meister sein», erzählt Tschopp. Gepasst hat auch, dass sich der Vermieter, der Kanton, jemanden wünschte, der die gutbürgerliche Küche und nicht extravagante Dinge auf den Tisch bringt.

Vermehrt WK-Soldaten als Gäste
Das «Viva» befindet sich im zweiten Stock des «Alten Zeughauses», meistens General-Herzog-Haus genannt. Es liegt über der Küche und den Esssälen des Verpflegungszentrums der Armee. Zugänglich ist es über den Hintereingang (im öffentlich Bereich des Kasernenareals). Das «Viva» hat 100 Sitzplätze. Bei Bedarf kann es um den danebenliegenden Esssaal für Offiziere erweitert werden. Die ehemalige Militärkantine verfügt sogar über eigene Parkplätze: drei vor und sechs hinter dem Haus.

Das «Viva» ist, so erzählt René Tschopp, ein Betrieb mit grossen saisonalen Schwankungen. Der Sommer sei schwierig, die Zeit nach den Herbstferien gut. Dann habe er 60 bis 70 Mittagessen. «Wir haben 80 Prozent zivile Gäste. Davon sind wiederum 80 Prozent Stammgäste.» Und wie hat sich der Auszug der Rekruten auf das «Viva» ausgewirkt? Der Umsatz ist gestiegen, weil jetzt vermehrt WK-Soldaten in der Kaserne sind.

René Tschopp, ein gebürtiger Baselbieter und grosser FCB-Fan, wohnt im General-Herzog-Haus. Er war vor seinem Wechsel nach Aarau Küchenchef am Hauptsitz der Zurich-Versicherung (im Solde der SVGroup) und im «Sonnenberg» bei Jacky Donatz. Das Restaurant Viva hat inklusive Chef vier Festangestellte. Tschopp hofft, dass er das Bankett-Geschäft weiter entwickeln kann. So wie übermorgen Freitag am Tag der offenen Tür der Kaserne (siehe Box): Dann hat er die Reservation einer Gruppe von «Alten Kameraden» (das «Viva» ist bis 22 Uhr offen).