
Die Bioknospe-Zertifizierung des Murhofs will er noch erleben
Hansueli Eggimann verabschiedet sich Ende des Jahres in den Ruhestand. Im Gespräch blickt der Leiter des Murhofs in St. Urban zurück. Vertrauen ist ein wichtiges Wort für ihn. Vor fünf Jahren hat Eggimann die Leitung des damaligen Alters- und Pflegezentrums übernommen. Er wurde damals 65 und hatte gerade versucht, ein Projekt in Schwarzenberg zu verwirklichen.
Als die Gemeinde Pfaffnau relativ kurzfristig einen neuen Institutionsleiter für den Murhof suchte, meldete sich Eggimann. «Die Chemie mit der Trägerschaft hat sofort gestimmt», erinnert er sich. Insbesondere vom damaligen Gemeindepräsidenten Thomas Grüter und vom Gemeinderat Pirmin Bucheli sei ihm in der Folge immer Vertrauen entgegengebracht worden. «So kann man Berge versetzen», sagt Eggimann.
Man einigte sich per Handschlag auf ein Engagement, das zuerst drei Jahre lang dauern sollte. «Es sollten die längerfristigen Grundlagen für eine weitere Entwicklung des Murhofs geschaffen werden», erinnert sich der Heimleiter.
Mit viel Herzblut wurde ein neues Leitbild erarbeitet, die Mission der Einrichtung definiert, Richtlinien für die Betriebs- und Teamkultur, die ethische Ausrichtung und die Weiterentwicklung festgelegt. «Das Feinstoffliche ist mir enorm wichtig», sagt der gebürtige Emmentaler. Damit meint er die Atmosphäre, die im Murhof herrscht – die «Strahlkraft», wie er es selber ausdrückt.
In Zukunft würden klassische Altersheime nur noch zum Teil ausgelastet, sagt Hansueli Eggimann. Daher gelte es die Institution zu öffnen und dabei eigene Vorzüge zu entwickeln.
Der Murhof führt den Zusatz «Betreutes Wohnen und Pflege» im Namen und definiert sich heute schon als «Haus für Menschen mit Unterstützungsbedarf.» Die Zusammenarbeit mit der Luzerner Psychiatrie (Lups) besteht nicht nur auf medizinischer und psychiatrischer Ebene, es werden auch Bewohner aufgenommen, die für eine freiere Lebensform geeignet sind. Mit Behindertenorganisationen wie dem Schweizerischen Paraplegikerzentrum besteht ebenfalls eine Kooperation.
Gelernter Bäcker-Konditor, Pöstler und dann Polizist
Gleichzeitig strebt der Murhof als erste Pflegeeinrichtung der Schweiz eine Bioknospen-Zertifizierung an. «Wir beziehen unsere Lebensmittel aus der Umgebung, die ein eigentliches El Dorado für den Bio- und Demeter-Landbau ist», sagt Eggimann, der viel von der Anthroposophie hält. Sein Interesse ist eigentlich überraschend, wenn man den Beginn seiner Laufbahn in eher bodenständigen Berufen betrachtet: Nach einer Lehre als Bäcker-Konditor arbeitete Hansueli Eggimann auf der Post. Dann ging er zur Polizei, wo er als Sportinstruktor tätig war und seiner Leidenschaft für den Spitzensport frönen konnte.
Der Einstieg in den Sozialbereich erfolgte als Leiter einer Strafvollzugseinrichtung. Lange Jahre arbeitete er als Leiter einer grossen privaten Einrichtung für Pflege und betreutes Wohnen im Bernbiet. Er verliess sie, als sie in den Besitz eines börsenkotierten Konzerns kam. «Mit der übermässigen Gewinnorientierung hatte ich Mühe», sagt er im Gespräch mit dem ZT.
Mit der Anthroposophie war er zuvor in Kontakt gekommen, als Leiter des Altersheims im Anthroposophischen Zentrum Rüttihubelbad. «Elemente dieser Lehre habe ich später in die andern Institutionen transportiert, für die ich tätig war», sagt Eggimann. So etwa die Komplementärpflege, welche mit Wickeln, Einreibungen, rhythmischen Massagen, Öldispersionsbädern oder etwa Aromatherapien arbeitet. Eingesetzt werden sie ergänzend. «Ohne die Schulmedizin geht es natürlich nicht.»
Aus dieser Orientierung folgt auch eine philosophische Haltung. Geschlossene Demenzabteilungen etwa sind Eggimann ein Graus. Nicht nur weil er glaubt, dass jede Demenzerkrankung verschieden verläuft. «Wir versuchen die Menschen in ihrer speziellen Verfassung und mit ihren speziellen Defiziten wahrzunehmen und ihre Selbstbestimmung möglichst aufrechtzuerhalten», sagt er. Daher setzt man im Murhof auf möglichste Integration.
Murhof bietet fortschrittliche Arbeitsbedingungen
«Meine Tätigkeit im Murhof war ohne Zweifel die Kür meiner beruflichen Laufbahn», sagt Hans- ueli Eggimann. Er habe viel bewegen können. Dies weil die Trägerschaft seine Ideen unterstützt habe. «Ich brauche Weggefährten für meine Arbeit», sagt Eggimann. Die hat er nicht nur bei der Gemeinde Pfaffnau und nun der neuen Aktiengesellschaft Murhof AG gefunden, sondern auch bei seinen Mitarbeitenden.
Der Murhof bietet fortschrittliche Anstellungsbedingungen, was sich herumgesprochen hat. «Wir hatten daher auch nie Probleme, gutes Personal zu finden», sagt Eggimann.
Vor der Pensionierung hat Eggimann Respekt. Seit seinem 16. Lebensjahr sei er immer zu 100 Prozent aktiv gewesen. «Aber ich habe viele Hobbys», so der Heimleiter. Wandern, Skitouren, Pétanque spielen oder Schwyzerörgeli spielen gehören dazu. Letzteres zur Freude der Heimbewohnerinnen und -bewohner, er bot manchmal ein Ständchen.
Die Stelle des Institutionsleiters ist derzeit ausgeschrieben. Je nachdem, wer sein Nachfolger wird, könnte Eggimann sich vorstellen, die eine oder andere Aufgabe eine Weile weiterzuverfolgen. Das Kulturprogramm liegt ihm sehr am Herzen – hochwertiger Ländler, klassische Musik oder Lesungen. Mit dem Murhof wird er ohnehin verbunden bleiben; er ist Mitglied in der Baukommission, welche die Erweiterung begleitet.