Die Chefs der Credit Suisse zur Frage, ob die Schweiz zwei Grossbanken braucht?

Da war sie wieder, die ewige Frage, die den Schweizer Finanzplatz nicht loslässt. Braucht die Schweiz überhaupt zwei Grossbanken? Dieses Mal kam die Frage auf in einem Interview, das die Chefs der Credit Suisse der amerikanischen Nachrichtenagentur Bloomberg gaben, nachdem die CS-Chefs ihre neue Strategie vorgestellt hatten. Und in der Antwort kam es zum Vergleich, Credit Suisse und UBS, das sei wie Barcelona und Real Madrid.

 
Neuer Präsident, neue Strategie: Antonio Horta-Osorio

Neuer Präsident, neue Strategie: Antonio Horta-Osorio

Keystone

Antonio Horta-Osorio startete seine Antwort mit einem Lachen. «Diese Gerüchte gibt es nun schon seit einiger Zeit.» Die neue Strategie zeige, dass die Credit Suisse alle Möglichkeiten und alle Fähigkeiten hat, eine wirklich erfolgreiche Bank zu sein. Der Verwaltungsrat habe einstimmig beschlossen, dass die neue Strategie die richtige Kombination biete, um für Kunden und Aktionäre neue Werte zu schaffen. Sollte heissen, nein, die Credit Suisse kann es auch alleine, sie braucht keine Megafusion.

Lieber wachsen als sparen

Dann schaltete sich der CEO ein, Thomas Gottstein. «Ich würde noch hinzufügen, dass der Schweizer Finanzplatz stärker ist, wenn es zwei grosse Player gibt», sagte Gottstein. Das sei wie in der Forschung, wo es gut sei, die ETH Zürich zu haben und die EPFL in Lausanne. «Oder im Fussball ist die spanische La Liga ein besserer stärkerer Wettbewerb, weil es zwei grosse Konkurrenten gibt: Real Madrid und Barcelona».

Muss nun umsetzen: CS-CEO Thomas Gottstein

Muss nun umsetzen: CS-CEO Thomas Gottstein

Keystone

Die Credit Suisse will es also auf eigene Faust schaffen. Und dafür will sie vor allem in der globalen Vermögensverwaltung wachsen. Die Sparte bekommt dafür auch mehr Kapital, ganze 3 Milliarden oder 25 Prozent mehr. Und es sollen neue Kundenberater hinzukommen, voraussichtlich 500 an der Zahl. Viel verspricht sich die Credit Suisse vor allem im Geschäft mit den Superreichen und Ultrareichen. Sodann wird die Organisation vereinfacht, es sollen nicht mehr fünf Divisionen sein, sondern nur noch vier. Und die Credit Suisse zieht sich komplett zurück aus ihren «Prime Services» für Hedgefonds, mit denen sie sich den Archegos-Skandal einhandelte und einen Milliardenabschreiber.

Déjà-vu bei der Strategie

Es ist eine Vorwärtsstrategie. Wachstum soll her. Mit mehr Einnahmen sind die Kosten besser zu stemmen, überhaupt die ganzen globalen Strukturen der Grossbank. «Die Credit Suisse wird eine Wachstums-Geschichte schreiben», sagte Horta-Osorio am Investorentag. Auf einen personellen Kahlschlag verzichtete er. Vor allem die Investmentbanker hatten einen solchen zu befürchten. Doch am Ende erhielten sie eine Entwarnung, schon vor der Strategieveröffentlichung. Gemäss Bloomberg habe CEO Thomas Gottstein bei einem Besuch in New York die Botschaft überbracht, dass es nicht zu massiven Einschnitte kommen werde. Es blieb beim Ausstieg aus den Prime Services. Kapital wird abgezogen. Und die Investmentbanker sollen noch mehr die Vermögensverwaltung unterstützen.

«Gähn» – so liesse sich die Reaktion der Investoren zusammenfassen. Die Aktie der Credit Suisse reagierte an der Börse kaum auf die neue Strategie. Weder nach der Veröffentlichung noch davor, als erste Informationen durchsickerten. Die lauwarme Reaktion mag damit zusammenhängen, dass zumindest die Schlagwörter der neuen Strategie allzu vertraut waren. «Wachstum» und «Wachstum in der Vermögensverwaltung» forderte nämlich schon der Vorgänger von Horta-Osorio. In einem Interview im Jahre 2015 sagte Urs Rohner damals: «Unsere nächste Phase heisst Wachstum». Und woher sollte es kommen? Rohner damals: «Wir glauben fundamental daran, dass unser künftiges Wachstum aus der Vermögensverwaltung stammen wird.» Es wird wohl darauf ankommen, wie die Credit Suisses dieses Mal die neue Strategie umsetzt.