Die Schweiz öffnet die Ehe für alle: «Ich bin sehr stolz»

Die Schweiz sagt deutlich Ja zur «Ehe für alle». Für Michel Rudin, Co-Präsident der Schwulen-Organisation Pink Cross, ein sehr wichtiger Schritt, wie er gegenüber von SRF sagt: «Ich bin sehr stolz auf unsere Stimmbürgerinnen und Stimmbürger. Mit diesem Entscheid kommen wir mitten in der Gesellschaft an.» In Sachen Gleichstellung sieht der Berner aber trotzdem noch offene Punkte. Unter anderem, was das Thema Blutspenden für Schwule Männer betrifft.

Auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International Schweiz schreibt von einem «Meilenstein» und einem «längst überfälligen Schritt». «Endlich wird die Ehe – und damit namentlich auch das Recht eine Familie zu gründen – allen Paaren in der Schweiz offenstehen.» Der Entscheid von Sonntag werde die Akzeptanz von LGBTI*-Menschen stärken, heisst es weiter in der Mitteilung vom Sonntag. Dies hätten positive Entwicklungen gezeigt, die in Ländern geschehen sind, welche die Ehe bereits für alle geöffnet haben.

Kritischere Töne schlagen die Jungen Grünen an. Das Resultat von 64 Prozent Ja-Stimmen zeigt für sie: «Fast jede dritte Person in der Schweiz ist queerfeindlich.» Wie die Jungpartei in der Mitteilung weiter schreibt, ist dafür die Kampagne der Gegner mitverantwortlich. Diese sei «menschenverachtend» und «voller Fehlinformationen» gewesen. Die Jungen Grünen fordern jetzt unter anderem, dass die rechtlichen Schranken der politischen Werbung schweizweit überarbeitet werden.

Gegnern ging es in der Debatte zu wenig um Kinder

Auf der Gegnerseite sieht man nicht nur negativ auf das Resultat und den Abstimmungskampf. «Es ist uns gerade in den letzten Wochen gelungen, eine Debatte über das Kindeswohl und die Samenspende anzureissen», sagte Anian Liebrand, der Leiter der nationalen Nein-Kampagne, im Interview mit SRF. Es gehe bei der «Ehe für alle» eben nicht nur um eine Rechtsbeziehung zwischen Erwachsenen, sondern auch um einen Anspruch auf ein Kind. Liebrand spricht in diesem Zusammenhang von einem «fundamentalen Dammbruch».

Auch für Timmy Frischknecht. Präsident der Jungen EDU, stand bei der Abstimmung vom Sonntag das Wohl der Kinder zu wenig im Fokus. «Man hat zu stark auf die Erwachsenen-Perspektive geschaut und zu wenig auf die Kinder», sagt er im Interview mit SRF. Als Vertreter der Gegnerschaft fürchtet er zudem, dass der Öffnung der Ehe weitere Schritte nach sich ziehen könnte, wie die Zulassung der Leihmutterschaft.